Berlin ist doch kein Dorf

Messen

Messen laufen noch, aber sie müssen sich ständig erneuern. (Bild: Adobe Stock)

Autor: Maximilian Fuchs

Wie es sich für die Modebranche geziemt, ist auch im Messewesen viel Bewegung. Die beiden Metropolen Düsseldorf und Berlin haben sich als feste Schauplätze etabliert, mit guten Angeboten und eigenen Formaten. Doch wie sieht der Handel die Entwicklung? Schließlich ist es zu jeder Saison aufs Neue eine Herausforderung, den Messekalender zu planen im Hinblick auf Effizienz, Zeit und Kosten.

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Ein Rückblick: Vor fast zehn Jahren, am 7. Februar 2007, gab Frank Hartmann, der ehemalige Geschäftsführer der Igedo Company, der Rheinischen Post ein Interview. Ein Zitat daraus: „Die Diskussion um den Modemesse-Standort Düsseldorf ist endgültig vom Tisch“, betonte Hartmann mit Blick auf Berlin. Dort hatte die erst hochgejubelte Messe für junge Mode, die „Bread & Butter“, im Herbst 2006 ihren Rückzug verkündet.

Ikone mit Strahlkraft

Doch auch wenn der Siegesgesang am Rhein zu früh kam, so hat sich der Modestandort Düsseldorf im Jahr 2017 gut aufgestellt. Dank starker Macher und Initiatoren wie dem FASHION NET wurde die CPD als Markenname wiederbelebt und mit ihm Messen, Veranstaltungen und eine Vielzahl von Showrooms. Das erklärte Ziel vor fünf Jahren, eine „Synergie-Strategie der Marken und Messen“ in Düsseldorf zu bilden, scheint gelungen. Der Standort hat einen entscheidenden Vorteil: Nirgendwo sonst in Deutschland ist die Showroomdichte so hoch wie hier. 800 exklusive Stores geben Fachhändlern die Möglichkeit zu ordern und die Fashion-Marken und Trends in den Markt zu geben. Hinzu kommen die Messen GALLERY, RED CARPET, SUPREME WOMEN&MEN und DATE, die mit ihrer Bandbreite einen echten Mehrwert für die jährlich über 180.000 Fachbesucher aus aller Welt liefern.

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Dickes B

Auf der anderen Seite hat sich Berlin in der letzten Dekade enorm entwickelt in Bezug auf seine Internationalität und als deutscher Modestandort. Mit eigenem Charme und einer unübertreffbaren Vielzahl von Veranstaltungen hat die Hauptstadt mit der Fashion Week ein Ausrufezeichen gesetzt. Während die BREAD & BUTTER inzwischen ein analoges B2C-Event von Zalando ist, haben sich andere Entrepreneure hervorgetan. Besonders herauszustellen sind Anita Tillmann und ihr Team, die mit der PREMIUM, SEEK, BRIGHT, FASHIONTECH und dem neuesten Mitglied, der SHOW & ORDER, ein starkes Messeensemble geschaffen haben. Im Volumensegment ist die PANORAMA mit ihrem Ausstellerangebot und der gezeigten Vielfalt ein Muss. Die MERCEDES-BENZ FASHION WEEK sorgt mit ihren Schauen (die im Januar übrigens zum ersten Mal im neuen Standort „Kaufhaus Jandorf“ stattfinden) für den Glamour. Für wen ökologische und soziale Aspekte ein besonderes Kriterium bei der Order sind, der kommt am GREENSHOWROOM und der ETHICAL FASHION SHOW nicht vorbei.

Was sagt der Handel?

Für Andreas Freres und Karin Regnery, die seit fast zehn Jahren das Fachgeschäft ABSOLUT ECHT ANZIEHEND im rheinland-pfälzischen Daun betreiben, ist die Sache klar: „Wir informieren uns in Berlin und lassen uns inspirieren, geordert wird aber überwiegend in Düsseldorf.“ Im Sortiment sind Marken wie MARC O’POLO, DRYKORN, 0039 ITALY oder ALBERTO vertreten. Anders sieht es Stefan Kaufe, Category Manager Herren formell bei GALERIA KAUFHOF in Köln: „Beide Messeplätze haben eindeutig ihre Stärken, aber aus meiner Sicht sorgt Berlin für die auffälligeren Akzente und Impulse in die Branche hinein.“ Wenn er wählen müsste, würde er Berlin den Vorzug geben. Dem pflichtet auch Fabian Inderbiethen, Bereichsleiter Zentraleinkauf HAKA von P&C, bei und ergänzt: „Der Messestandort Berlin gewinnt weiter an Bedeutung aufgrund der verschiedenen und komprimierten Messeformate.

Im Resümee bleibt festzuhalten, dass sich beide Messestandorte mit ihren Angeboten profiliert haben. Bleibt zu hoffen, dass die Innovationskraft und Wandlungsfähigkeit bei den Machern erhalten bleiben, denn wie sagte schon Charles Darwin: „Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel.