„In schwierigen Zeiten wieder etwas formeller“

BRAUN HAMBURG

© BRAUN HAMBURG

Autorin: Eva Westhoff
Luxuriöse Herrenmode hat in Hamburg seit Jahrzehnten ein Zuhause. Mit zwei Filialen in der Innenstadt – auf der Mönckebergstraße und in der Kaisergalerie – und mit einem Pop-up-Outlet am Speersort zählt BRAUN HAMBURG zu jenen Traditionsunternehmen in der Hansestadt, die noch inhabergeführt sind. Das Markenportfolio umfasst mehr als 150 internationale Designerlabels, von BRUNELLO CUCINELLI bis ZEGNA, ergänzt um ausgewählte Contemporary und Sportswear sowie die Eigenmarken BRAUN HAMBURG und 04651/A trip in a bag. 2009 launchte BRAUN HAMBURG seinen Online-Shop und liefert inzwischen in über 30 Länder. Lars Braun leitet das 1933 gegründete Familienunternehmen in dritter Generation. FASHION TODAY hat nachgefragt: Was bringt das neue Jahr in Sachen Anzug?

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„In der Zukunft werden es klassische Materialien in lässigen Silhouetten sein, die an Marktanteil gewinnen werden.“Lars Braun, Geschäftsführer BRAUN HAMBURG

FASHION TODAY: Herr Braun, zu welchen Anlässen werden Anzüge getragen? Hat sich das im Zuge der Aufweichung von Dresscodes im Berufs- wie im Privatleben verändert?
Lars Braun: „Anzüge werden zu diversen Anlässen getragen, sowohl beruflich als auch privat. Allerdings ist es heutzutage mehr ein ‚Lust-Dresscode‘ als ein ‚Must-Dresscode‘. Mit anderen Worten: Für besondere berufliche Anlässe, aber auch für besondere private Anlässe wird der Anzug getragen, er hat nur nicht mehr zwingend etwas Formelles.“

Ist der klassische Anzug wieder gefragt? Gewinnt er Marktanteile? Und wenn ja, steht die Rückkehr zu einer formelleren Garderobe vielleicht auch für den Wunsch, Maskulinität wieder „konservativer“ zu leben?
„Der klassische Anzug ist weiterhin kaum gefragt. Er ist ein reiner Bedarfsartikel für wenige Kunden/Berufsgruppen, die es noch sehr konservativ und klassisch brauchen. Generell denke ich, dass sich die Menschen in schwierigeren Zeiten wieder etwas formeller kleiden wollen werden, und insofern werden es in der Zukunft klassische Materialien in lässigen Silhouetten sein, die an Marktanteil gewinnen werden.“

Stichwort Premium und Luxus: Quiet Luxury oder wird es wieder lauter – wohin geht der Trend? Wie zeigt Mann, was er hat?
„Das ist für uns schwer zu analysieren, da wir nur im Luxusbereich tätig sind. Unser Kunde muss nicht zwingend zeigen, was er hat, es reicht ihm zu spüren, was er hat.“

Welche Anzug-Silhouetten sind wichtig?
„Der Anzug wird generell etwas entspannter. Hierbei ist das Thema der etwas lässigeren Hose, ob mit oder ohne Bundfalte, sicherlich elementar. Auch wird die Fußweite etwas weiter. Entscheidend bleibt auch, dass der Kunde weiterhin kaum Schulterpolster haben möchte, lässige, fließende Silhouetten sind wichtig.“

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Welche Entwicklungen gibt es mit Blick auf die Qualitäten? windsor. hat beispielsweise einen Traveller-Anzug aus leichter, waschbarer Schurwolle im Angebot.
„Ich persönlich halte von dem Thema ‚waschbar‘ wenig. Luxuriöse Qualitäten sind Qualitäten, die ein gutes Tragegefühl geben, eine hohe Sprungelastizität haben und somit dem Kunden einen sympathischen Mehrwert verschaffen.“

Welche Marken laufen bei Ihnen besonders gut?
„Alle Marken, die wir bei uns in der Konfektion im Sortiment führen, funktionieren.“

Sie betreiben auch einen Online-Shop und verkaufen an eine internationale Klientel. Gibt es mit Blick auf die nachgefragten Marken und Produkte Unterschiede zwischen den internationalen und deutschen Kunden?
„Nein. Die Kunden kaufen landesübergreifend eine geschmackliche Linie – da auch wir ein relativ klares Sortiment in dem Bereich haben.“

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung bei der Kaufentscheidung?
„Luxus ist die größte Nachhaltigkeit, die man geben kann. Es wird sich kaum ein Kunde einen Anzug für 2.000 Euro und mehr kaufen, um ihn nur selten/gar nicht zu tragen.“

Welche Anzug-Alternativen halten Sie vor? Was ist hier gefragt?
„Zum Anzug gibt es keine Alternativen. Wenn er nachgefragt wird, kann man höchstens auf den Broken Suit ausweichen, Alternativen dazu gibt es leider nicht.“