Autor: Maximilian FuchsWas waren das für Zeiten, in denen man unter den sozialen Netzwerken im Web Plattformen wie MySpace, StudiVZ oder Wer-kennt-wen verstand. Heute alles Relikte vergangener Tage oder nur noch Schatten ihrer selbst.
Inzwischen sind allen voran die Plattformen des Meta-Konzerns global verbreitet und nehmen stolze drei Plätze in den Top 5 ein. An erster Stelle steht dabei ein Netzwerk, das von einigen irrtümlicherweise immer mal wieder als „Tod“ gesehen wird – dabei ist es nach aktuellen Erhebungen mit 3,05 Milliarden aktiven monatlichen Nutzern weltweit ganz weit vorne: Die Rede ist natürlich von facebook. Seit Anbeginn ist das Network in Kontroversen verstrickt, selbst Hollywood hat die Entstehungsgeschichte verfilmt. facebook, der Grundstein des zuckerbergischen Imperiums, gehört für viele Menschen zum Teil der täglichen Mediennutzung. Genau wie der Messaging-Dienst WhatsApp (dritter Platz) oder die Foto- und Video-App Instagram (vierter Platz). Dazwischen liegt YouTube aus dem Hause Alphabet, dem Google-Mutterkonzern. Die Videoplattform erreicht monatlich 2,49 Milliarden aktive Nutzer.
Dass es neben aller Connectivity nicht nur um die Vernetzung von Menschen geht, sollte inzwischen jedem klar sein. Es geht neben dem Zwischenmenschlichen vor allem um Werbespendings und Monetarisierung, Platzierung und Reichweite. Welche Auswirkungen ein systematischer Missbrauch von Daten in diesem Zusammenhang haben kann, zeigt ein Beispiel von vor zehn Jahren, das noch immer aktuell ist und zurzeit am US Supreme Court zur Verhandlung vorliegt. Es geht um den Cambridge-Analytica-Datenskandal. Erinnern Sie sich? Im Jahr 2014 entwickelte der Forscher Aleksandr Kogan eine facebook-App, die als Persönlichkeitstest konzipiert war. Diese App sammelte nicht nur Daten der Nutzer, die sie installierten, sondern auch deren facebook-Freunde. Insgesamt wurden so Daten von rund 87 Millionen Nutzern ohne deren Wissen gesammelt. Kogan gab diese Daten an Cambridge Analytica weiter, ein britisches Datenanalyseunternehmen, das vor allem für politische Kampagnen arbeitete. Diese Datenkrake verwendete die Informationen, um gezielte Wahlwerbung (sogenanntes „Microtargeting“) zu entwickeln, die auf psychologischen Profilen der Nutzer basierte. Cambridge Analytica setzte diese Daten bei verschiedenen politischen Kampagnen ein, insbesondere in den USA und Großbritannien. Die am bekanntesten gewordenen Kampagnen waren die Präsidentschaftswahl von Donald Trump 2016 und die Brexit-Abstimmung in Großbritannien. Im Jahr 2018 meldete Cambridge Analytica Insolvenz an, der Skandal führte zu stärkeren Datenschutzgesetzen wie der DSGVO (GDPR). Eine Sensibilisierung für den Umgang mit persönlichen Daten hat sich hingegen bei vielen Menschen trotzdem nicht eingestellt.
Social-Media-Plattformen haben die Macht, Diskurse zu lenken, Meinungen zu formen und politische Bewegungen zu unterstützen oder zu verhindern. Sie können eine schnelle Mobilisierung erreichen oder abgespaltete Filterblasen kreieren. Dieser Einfluss auf die Gesellschaft ist enorm. Umso wichtiger ist es meiner Meinung nach, dass sich die Anbieter ihrer Verantwortung bewusst und dieser gerecht werden.