… – wir arbeiten dran

AUTUMNFAIR 2024

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Autor: Markus Oess
Die AUTUMNFAIR in Birmingham verzeichnet in ihrer aktuellen Ausgabe einen Zuwachs an Besuchern. Die Messe ist vom Glanz alter Tage entfernt, aber der Veranstalter Hyve Group will Birmingham zu einem vitalen, funktionierenden Multi-Branchenmarktplatz gestalten. Doch trotz positiver Zahlen läuft es noch nicht ganz rund. Man arbeite daran, sagen die Macher, und bitten um Geduld. Ein Messebesuch in Englands altem Workshop of the World.

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Accessoires und vielleicht die eine oder andere Neuentdeckung. Diane und Derek Legg 

Diane und Derek Legg sind freundlich, zurückhaltend und irgendwie typisch britisch. Inspector Barnaby hätte seine wahre Freude, die beiden einmal genauer zu befragen, vielleicht im Zusammenhang mit dem jüngsten Mord in Midsomer. Das ältere Ehepaar betreibt unter suzannecharles.co.uk einen Versandhandel für Unterbekleidung. Der Online-Store ist der Einzelhandelszweig von John Dibble Fashions Ltd. „Wir sind seit über 40 Jahren in der Bekleidungsbranche tätig und produzieren seit 1982 unsere JD Collection in Großbritannien. Dadurch konnten wir einige der größten Namen des Einzelhandels beliefern“, steht auf der Website. Es ist ein familiengeführtes Unternehmen in der dritten Generation. „Wir setzen uns für in Großbritannien hergestellte Produkte ein und führen sorgfältig ausgewählte Marken aus dem Ausland“, heißt es weiter. Inzwischen gibt es am Firmensitz auch einen physischen Laden, der von Montag bis Freitag von 9.30 bis 17 Uhr geöffnet ist. Ihre Hauptorder haben die beiden schon vor zwei, drei Wochen abgeschlossen, bei Buying Groups wie den Associated Independent Stores (AIS) mit Plattformen wie INDX. Gekauft werden Mittelpreislagen, kein High End oder Premium. Natürlich nicht. In Birmingham geht es mehr um Accessoires und vielleicht findet sich auch der eine oder andere neue Lieferant. Es ist aber kein Muss.

Mit der aktuellen Ausgabe der AUTUMNFAIR, genauer gesagt der Integration der Moda, die früher als eigenständige Modemesse fungierte, sind sie nicht unzufrieden. Auch wenn der Glanz der alten Tage etwas verblasst ist – die Zeiten ändern sich eben. Menswear-Anbieter fehlen, modisch geht die Messe maximal bis zur Mitte. Die Preise sind eher erschwinglich. Die Fashion-Destination London ist fern. Die irische Modemarke LIGHTHOUSE hat zwar etwas Menswear und Kidswear im Programm, kommt aber nach Birmingham nur mit der Womenswear. „Es könnte besser sein“, antwortet Sales Managerin Siobhan Lennon auf die Frage, wie sie speziell diese Ausgabe finde. „So weit ist es aber okay“, fügt sie hinzu. Früher war die Moda deutlich größer, es waren auch mehr Modemarken da. Im Frühling mit der SPRINGFAIR gehe es deutlich belebter zu, dann seien auch mehr Aussteller vor Ort.

Messe, Messe

Wenig zufrieden zeigt sich hingegen Mark, Sales Manager des Lederwaren-Anbieters Ashwood. Er vermisst das passende Markenumfeld, um sich angemessen präsentieren zu können. „Laufkundschaft und potenzielle Neukunden sind praktisch nicht vorhanden. Der Markt hat sich nach Corona und durch die Digitalisierung verändert. Einkäufer besuchen nicht mehr viele Messen, sie kaufen selektiver und achten stärker auf Qualität und das, was sie für ihr Geld bekommen“, sagt Mark.

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Generell fassen in UK die Messen erst langsam wieder Tritt. Auch hier müssen die Veranstalter ihre Konzepte überdenken. Ein Weg ist, Messen zusammenzulegen, wie es in Birmingham geschieht. Die AUTUMNFAIR 2024,organisiert von der Hyve Group, hat nach deren Angaben eine beachtliche Anzahl von Entscheidungsträgern und Einkäufern angezogen. Sie verzeichnete einen Anstieg von 6 Prozent bei den Einkäufern, die aktiv nach neuen Produkten suchten, sowie einen Zuwachs von 20 Prozent bei den Besuchern mit alleiniger oder geteilter Einkaufsverantwortung. Immerhin: 30 Prozent der Besucherinnen und Besucher nahmen zum ersten Mal teil. Am ersten Tag der viertägigen Messe vom 1. bis 4. September 2024 zählten die Veranstalter über 10.000 Besucher. Sie kamen aus einer breiten Palette von Einzelhandelsketten, Warenhäusern, Gartencentern und unabhängigen Einzelhändlern. Zu den großen Namen gehörten Marks & Spencer, TESCO und ALDI. Die Messe bot über 800 Ausstellern die Möglichkeit, ihre Produkte zu präsentieren, darunter mehr als 500.000 Neuheiten.

Konzeptarbeit 

Laut Soraya Gadelrab, Eventdirektorin der AUTUMNFAIR, stammen 50 Prozent der Einkäufer aus kleineren Unternehmen. Dies veranschauliche die Relevanz der Messe für unabhängige Einzelhändler. Diese nutzten die Veranstaltung als wertvolle Plattform, um ihr Sortiment zu erweitern. „Es gab viele Bestellungen für die kommenden Saisons“, fügt Gadelrab hinzu. Auch die Aussteller, darunter Marken wie Joe Davies, MALINI und Keel Toys,äußerten sich positiv. Sie berichteten von einem Anstieg der Bestellmengen und begrüßten die Qualität der Besucher. Viele von ihnen haben laut Veranstalter bereits ihre Teilnahme an der Messe im September 2025 zugesagt.

Beiratsmitglieder Stephen Spencer (li.) und Daniel Kullmann von der EK Retail

Stephen Spencer, ein Experte für Flächeninszenierung und Kundenansprache, arbeitet seit einem halben Jahr als Vorsitzender im Beirat der AUTUMNFAIR. Er hebt hervor, dass bereits viele Änderungen umgesetzt wurden, darunter die Optimierung der Hallenaufteilung und die Einrichtung von Buyers Lounges. „Vor allem haben wir zugehört, was die Kunden, Aussteller und Einkäufer erwarten“, sagt Spencer. Die Weiterentwicklung der Messe bleibe ein kontinuierlicher Prozess. „Wir wollen die AUTUMNFAIR langfristig erfolgreich machen. Das ist, was zählt.“