Vorwärts, vorwärts, nie zurück!

Auf ein Kaltgetränk mit …

Autor: Andreas Grüter
Herzlich willkommen zur September-Edition unserer „Auf ein Kaltgetränk mit …“-Reihe. Zum Sommerausklang haben wir uns mit Steve Blame, seines Zeichens Macher des „POP; the History Makers“-Podcasts und zudem Moderator, Autor und Musik-TV-Ikone, getroffen und über Neugierde als Antrieb und Popkultur als Lebensentwurf gesprochen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

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FASHION TODAY: Die Spätsommer-Minibar ist eröffnet. Welches Kaltgetränk darf ich dir anbieten?
Steve Blame: „Früher hätte ich mich für einen Gin Tonic entschieden, heute fällt meine Wahl auf Tonic pur.“

Das passende Essen zu meiner Getränkewahl wäre …
„Gegrillte Sardellen mit Chorta und einem Bauernsalat. Und genau das esse ich gerade, während ich deine Fragen beantworte.“

„Selbst wenn die Kreativindustrie irgendwann komplett stirbt, werde ich das, was ich tue, weiter tun, weil ich einfach nichts anderes machen will.“

Du arbeitest als Podcaster, Moderator und Autor. War „irgendwas ohne Pop“ für den Teenager Steve Blame denkbar?
„Das war absolut undenkbar. Pop gab mir die Möglichkeit, aus meinem damaligen Leben auszubrechen und in eine Welt zu flüchten, zu der ich gehören wollte.“

Apropos flüchten, wohin flüchtest du, wenn dir die ganze Medienbranche auf den Zwirn geht?
„Ich habe nichts mit ‚der Branche‘ zu tun. Ich verrichte meinen Job und verschwinde dann wieder wie eine gute alte Hure. Das Schlimmste, was man tun kann, ist zu denken, man sei Teil der Branche. Wenn du das tust, steckst du wahrscheinlich schon tief in deinem eigenen Arsch und wirst nie wieder herausfinden. Selbst wenn die Kreativindustrie irgendwann komplett stirbt, werde ich das, was ich tue, weiter tun, weil ich einfach nichts anderes machen will.“

Von England nach Deutschland und weiter nach Griechenland – was vermisst du als Brite aus deiner Heimat?
„Ich vermisse nie etwas, was ich schon erlebt habe, denn neue Erfahrungen bedeuten mir mehr als alte. Es ist, als würde man einen alten Liebhaber verlassen – wie hieß das Arschloch noch mal?“

Deine drei Highlights in Athen?
„Die Freundlichkeit der Menschen, ihre gelegentlichen Dramen und die Tatsache, dass hier jeder das Leben genießen will, was bei Sonne, Meer, gutem Essen und der Schönheit der Stadt nicht schwer ist. Die kreative Szene, die außerhalb Griechenlands unbekannt ist und auch nicht gefördert wird. Ich habe hier eine Menge Künstler, Musiker und Performer kennengelernt, von denen einige wahrscheinlich durchstarten werden. Die meisten aber werden relativ unbekannt bleiben und trotzdem weitermachen. Kunst um der Kunst willen. Und zu guter Letzt natürlich die Akropolis. Es gibt nichts Besseres als eine Skyline, die von einem Denkmal dominiert wird, das mich jeden Tag vor Ehrfurcht erstarren lässt.“

Wenn ich noch einmal 18 wäre, würde ich …
…genau denselben Scheiß wieder tun, dieselben Fehler machen und mich nie um meine Zukunft sorgen denn die Zukunft ist eine Fiktion.

Als Rentner werde ich …
„Nun, ich bin ja mittlerweile fast Rentner und habe mit meinem Umzug nach Athen wieder eine neue Herausforderung angenommen. Ich entspreche wahrscheinlich auch nicht der typischen Vorstellung, die man von einem Rentner hat, und sehe mich einfach als Steve, der macht, was er machen will.“

Eine berufliche Herausforderung, die dich kicken würde?
„Ich arbeite an ein paar Projekten hier in Griechenland. Wenn alles klappt, wirst du sicher davon hören. Wenn nicht, dann nicht.“

Wenn ich noch einmal 18 wäre, würde ich …
„…genau denselben Scheiß wieder tun, dieselben Fehler machen und mich nie um meine Zukunft sorgen denn die Zukunft ist eine Fiktion.“

Eine sportliche Herausforderung, die du unbedingt noch angehen willst?
„Ich habe vor ein paar Jahren mit Karate und dann mit Boxen angefangen und ich habe beides geliebt und festgestellt, dass es genauso aufregend sein kann, geschlagen zu werden, wie Schläge auszuteilen. Nach einem Besuch in einem griechischen Fitnessstudio, in dem alle anderen 19 Jahre alt waren und mich in einem Kampf getötet hätten, beschloss ich, dass es an der Zeit war, diese Art von Adrenalinkick aufzugeben. Also habe ich gedacht, es wäre eine gute Idee, zu Pilates zu wechseln. Ich bin mir aber sicher, dass sich neue Herausforderungen ergeben werden. Übrigens war ich schon mit 19 Fallschirmspringer.“

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Ready für den Herbst. Welche Anschaffung planst du im September?
„Heute sind es 36 Grad. Ich ziehe gerade in einen tollen Stadtteil von Athen und werde die Gegend erkunden. Und ich werde anfangen, mich auf Griechisch zu unterhalten. Ich habe die Sprache schon ganz gut drauf.“

Mit welcher Person würdest du das Leben gerne für einen Tag tauschen?
„Mit dem Typen, den ich mag, um herauszufinden, ob er auch an mir interessiert ist.“

Das hat mein Leben nachhaltig verändert …
„Der Tod meiner Mutter hat mich total verändert. Mir ist damals klar geworden, dass ich mein Leben für mich selbst leben muss.“

Was darf in deinem Kleiderschrank nicht fehlen und was findet darin auf keinen Fall Platz?
„In Athen braucht man eigentlich nur kurze Hosen, ein paar T-Shirts und eine Badehose, wenn es Richtung Meer geht. Sonnencreme ist das Einzige, ohne das ich im Moment nicht leben könnte. Wenn es hier regnet, kommen die Menschen aus ihren Häusern und staunen über das, was die Götter ihnen hinterlassen haben.“

Du tust einer Fee einen Gefallen und hast dafür drei Wünsche frei …
„Das ist schwierig, weil meine aktuellen Projekte zwar Herzenswünsche sind, es sich dabei aber lediglich um Arbeit dreht. Meine persönlichen Wünsche sind alle gleich und handeln davon, für mindestens einen Tag in den Kopf meines ehemaligen Freundes zu schlüpfen. Ich bin im Moment sehr glücklich und alles, was in meinem Leben passiert, ist ein großer Gewinn (und jetzt klinge ich wirklich wie ein verdammter Rentner).“

Ein Thema, zu dem ich nie befragt wurde, wozu ich aber viel zu sagen hätte.
„Die griechische Kultur der Antike. Ich bin fasziniert davon und könnte jeden mit meinen Ausführungen darüber zu Tode langweilen. Aber hier in Griechenland bin ich nur einer von vielen, die sich damit auskennen.“

Das hätte ich mir vor 20 Jahren auch nicht so vorgestellt …
„Vor 20, vielleicht 30 Jahren dachte ich, dass ich mit 60 tot sein würde. Ich war auf einem Pfad der Selbstzerstörung und ging davon aus, dass das Leben mit 60 sterbenslangweilig wäre. Genau das Gegenteil ist der Fall.“

Fünf Dinge, die in deinem Alltag niemals fehlen dürfen …
„Freunde, für meinen Podcast Musik hören und Interviews führen und das schreiben, was meiner Seele so guttut.“

Top-3-Soundtrack und -Bücher für die einsame Insel?
„Mein Soundtrack: David Bowies ‚Aladdin Sane‘, Dinah Washingtons ‚The Very Best of …’ – hauptsächlich, weil ich von ihrem Song ‚This Bitter Earth‘ besessen bin und Stevie Wonders ‚Innervision‘-Album.
Die Bücher: William Goldings ‚Herr der Fliegen‘, Homers ,Odyssee‘ und Alan Hollinghursts ‚The Line of Beauty‘. Für mich das beste Buch über die 1980er-Jahre, wenn man schwul war und die Zeit miterlebt hat.“

Was würdest du deinem 15-jährigen Ich heute mit auf den Weg geben?
„Hör auf zu wichsen und mach etwas aus deinem Leben.