Bitte mehr davon

EDITORIAL

Markus Oess

Die Starken fressen die Schwachen und die Schnellen die Langsamen. Der Mittelstand hat bewiesen, dass Stärke nicht von der Unternehmensgröße abhängt. MODEPARK RÖTHER hat ADLER übernommen und L&T tut es den Schwaben bei WORMLAND gleich. Beide Unternehmen haben gezeigt, dass sie nicht nur willens, sondern auch in der Lage sind, zu expandieren und die Gunst der Stunde zu nutzen. Beide Übernahmen sind solide durchgerechnet und laufen nicht auf ein absehbares Ende hinaus, wie es beispielsweise bei SIGNA der Fall war. Hinterher wissen wir immer alles besser, aber die Leichtgläubigkeit, wenn große Summen im Spiel sind, wundert dennoch. Benkos Traumschloss ist ja kein Einzelfall. Genau dieser blinde Eifer, unverhältnismäßig viel Geld mit undurchschaubaren Finanzkonstrukten verdienen zu wollen, hat das Potenzial, globale Krisen auszulösen, wie damals bei Lehman. Mehr Realismus bei den Erwartungen an den ROI hat viel mit unternehmerischem Mut zu tun. Wer weiß, dass Kraft, unternehmerischer Fleiß und Durchhaltevermögen zentrale Erfolgsfaktoren für eine Übernahme sind, wird langfristig denken und handeln. Der Mittelstand lebt nicht nur, er ist auch durchsetzungsfähig und erfolgreich. Das gilt besonders, wenn sie sich verbünden, um gegen die Großen im Markt mehr Durchschlagskraft zu bündeln. Verbundgruppen sind ein Erfolgsmodell. Das betont auch Prof. Dr. Theresia Theurl im Interview mit meiner Kollegin Eva Westhoff. Ich sage: Bitte mehr davon!

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Erfolgreiche Mittelständler prägen auch die Dynamik im Industrielager. Wir haben mit den CEOs von LERROS, STRELLSON und FYNCH-HATTON gesprochen, die aktuell das Momentum auf ihrer Seite haben und ihre Unternehmen strategisch sicher nach vorn bringen. Sie alle betonen, wie wichtig Fleiß, Vernunft und Anpassungsfähigkeit sind, ohne sich in Zickzack-Bewegungen zu verlieren. Mit den richtigen Innovationen und Investitionen, ganz so, wie es auch Mark Bezner mit seinem Familienunternehmen OLYMP tut. Auch hier gilt: Bitte mehr davon. Denn wir haben eine vitale, starke Branchenstruktur, die gerade in den letzten Jahren ihre Resilienz eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat und weiterhin stellen wird. Dass nicht alle Firmen, auch große und bekannte, die nächsten Jahre überstehen werden und aus den verschiedensten Gründen vom Markt verschwinden, ist kein Widerspruch. Marktunfähige oder fragwürdige Geschäftsmodelle, wackelige finanzielle Fundamente oder individuelle Fehlentscheidungen sind Teil einer funktionierenden Marktwirtschaft. Umso wichtiger sind Korrekturen und Rahmenbedingungen, die auch wirken. Das Beispiel einer Revitalisierung eines Warenhauses, das mein Kollege Max Fuchs aus Oldenburg zeigt, beweist, dass auch tot geglaubte Patienten wieder auf die Beine kommen können. Nicht durch Wunderheilung, sondern durch die richtige Idee, die richtige Strategie und eine gute Umsetzung derselben. Bitte mehr davon. Im Großen und Ganzen läuft es doch!

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Wir blicken traditionell zurück auf die Pitti, auf die kommenden Trends und modischen Highlights der Florentiner Menswear-Messe und geben nebenbei auch einen kleinen Sidekick auf die BECYCLE, die Fahrradausstellung, die im kommenden Sommer zeitgleich mit der Pitti stattfinden soll. Zum Schluss gibt es wieder den guten Plattentipp. Hören Sie mal rein!

Ihr Markus Oess