Der ästhetische Kreis

Kunst und Mode

Fusion von Kunst und Mode. ©Speaking Garments x Art Cologne

Autor: Andreas Grüter

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„Speaking Garments ist ein Kind meiner Leidenschaft für Mode und Kunst.“ Lina Miccio

Seit 2017 fusioniert Lina Miccio mit ihrem Label Speaking Garments die Welt der Mode mit der der Kunst. Wir haben uns mit der Kölnerin über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Disziplinen und die Möglichkeiten der Nische unterhalten.

FASHION TODAY: First things first. Wie kam es zu Speaking Garments und was ist die Idee hinter dem Label?
Lina Miccio: „Ich habe viele Jahre für verschiedene Modebrands im Marketing und in der Kommunikation gearbeitet, hatte aber irgendwann das Gefühl, in dem Bereich alles gemacht zu haben. Also habe ich 2015 aufgehört und mir eine Pause gegönnt, um zu überlegen, in welche Richtung mein weiteres Berufsleben gehen sollte. Ich setze mich seit Jahren mit Mode auseinander, habe aber auch seit jeher ein Faible für die Kunst und da lag es nahe, beide Disziplinen zu kombinieren.“

Was hat dich an der Arbeit in der Nische besonders gereizt? Die Aussicht auf Big Business eher nicht, oder?
„Speaking Garments ist ein Kind meiner Leidenschaft für Mode und Kunst. Als eine karriereträchtige Nische habe ich das Label nie begriffen. Die Kunst wird von der Mode ja seit jeher umgarnt und als Inspirationsquelle genutzt. Das mündet dann leider häufig in relativ uninspirierten T-Shirt-Prints. Ich wollte der Kunst deutlich mehr Gewicht geben und Teile entwickeln, die wirklich etwas zu erzählen haben und die jenseits von Trends bestehen. Gute Kunst ist für die Ewigkeit, und dementsprechend zeitlos sollen auch die Speaking-Garments-Pieces sein. Die erste Edition entstand 2016 gemeinsam mit dem Kölner Bildhauer Michail Pirgelis und wurde 2017 vorgestellt.“

Nach welchen Kriterien suchst du dir die Künstler aus, mit denen du zusammenarbeitest, und wie sieht es mit deren Blick auf Mode aus?
„Grundsätzlich müssen mich die Arbeiten meiner Kooperationspartner natürlich begeistern. Zudem muss die Umsetzung der Arbeiten auf Textil eine Herausforderung darstellen, dabei aber konzeptionell realisierbar sein. Was das Interesse der Künstler für das Modesujet angeht, so ist das individuell völlig unterschiedlich. Was alle Künstler jedoch eint, von Michail Pirgelis, Jan-Ole Schiemann und Walter Dahn bis zu Jenny Brosinski, Gert und Uwe Tobias, ist der scharfe ästhetische Blick auf Dinge, und das schließt die Mode natürlich explizit ein.“

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Rede!

Wie läuft die Zusammenarbeit ganz praktisch ab?
„Bei meinen Anfragen stoße ich erfahrungsgemäß erst einem auf ein abwartendes Interesse seitens der Künstler und dann beginnt die Überzeugungsarbeit und man nähert sich Schritt für Schritt an. Das ist ein ziemlich spannender Prozess, bei dem ich natürlich auch ganz schön unter Leistungsdruck stehe. Schließlich stellen mir die Künstler ihre Werke zur Verfügung und da muss die Vertrauensbasis absolut stimmen. Die Entwürfe sind komplett von mir, aber jeder Schritt findet in Absprache und in völliger Transparenz statt. Was letztendlich in die Produktion geht, entscheiden wir dann gemeinsam. Das ganze Prozedere, bis eine Kollektion steht, kann auch mal gut und gerne ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen. Ich mache in der Zeit Hunderte von Entwürfen. Saisons interessieren dabei nicht. Die Serie ist fertig, wenn sie fertig ist.“

Über wie viele Teile reden wir?
„Bei den Editionen sind das zwischen drei und fünf Pieces, die es in einer Auflage von 50 bis 100 durchnummerierten und signierten Sweatern, Tees und Mänteln gibt. Speaking Garments ist damit wahrscheinlich ‚the slowest‘ unter den Slow-Fashion-Brands. Dazu kommt dann noch die Basic-Linie mit Shirts, Sweatern und Hoodies, die in Zusammenarbeit mit einem Grafiker entwickelt werden.“

Wie ist deine eigene Perspektive auf deine Arbeit? Ist dein Blick eher der einer Mode- oder der einer Kunstenthusiastin?
„Ich würde sagen: beides. Ich liebe die Mode, könnte mir aber nicht mehr vorstellen, ohne Kunst Mode zu machen. Es ist wunderbar, mit Werken zu arbeiten, die für einen Künstler seinen Lebensinhalt bedeuten. Das hat eine ganz besondere Substanz und einen ganz eigenen Wert.“

Tänzer Mark Van Drunick in Speaking Garments

Wo kann man die Teile von Speaking Garments kaufen und wer greift hier zu?
„Wir verkaufen ausschließlich online über unsere Website oder bei einem Besuch in unserem Showroom, der mittlerweile auch als kleine Galerie und Shop fungiert. Es war von Anfang an klar, dass alles aus einer Hand kommen und wir nicht über andere Stores vertreiben würden. Wir waren zudem zweimal als Aussteller auf der Art Cologne, was uns wahnsinnig nach vorne gebracht hat. Unsere Kunden sind zwischen 18 und 85 Jahre alt. Es sind Individualisten, die großes Labeling nicht interessiert. Viele haben mit der Kunstszene gar keine großen Berührungspunkte, sind aber ausgewiesene Ästheten – und damit schließt sich ja auch wieder ein Kreis.“

www.speakinggarments.com