Autor: Alexander LanghorstIm abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 hat der in Metzingen beheimatete Modekonzern HUGO BOSS erstmals in der Unternehmensgeschichte die 4-Milliarden-Euro-Marke beim Umsatz überschritten. International zählt das Unternehmen zu den führenden Modekonzernen und bietet Freizeit und Businessmode für Herren und zuletzt verstärkt auch für Damen an. Der Markt wird mit den beiden Linien BOSS und HUGO adressiert. Im Auftritt unterscheiden sich diese durch einen auffälligeren und individuelleren Stil bei der HUGO-Linie. Zu den wichtigsten Produkten gehören neben dem Businesslook auch Freizeitmode, Konfektion sowie Sportswear und Accessoires. Neben den Accessoires werden auch weitere nicht textile Produkte wie Brillen, Uhren, Düfte, Schuhe und Lederwaren angeboten. Für diese genannten Produktgruppen hat HUGO BOSS mit ausgesuchten Partnern entsprechende Lizenzpartnerschaften abgeschlossen und profitiert über die abzuführenden Lizenzerlöse.
In 2023 kletterten die Umsatzerlöse um 15 Prozent auf 4,197 (3,651) Milliarden Euro, der Bruttoertrag verbesserte sich auf 2,58 (2,25) Milliarden Euro. Bei einem EBIT von 410,33 (335,41) Millionen Euro kletterte das Konzernergebnis auf 269,79 (221,85) Millionen Euro. Dies entspricht einem Anstieg des Ergebnisses je Aktie auf 3,74 nach zuvor 3,04 Euro. Die Anteilseigner sollen in Form einer auf 1,35 (1,00) Euro steigenden Dividende am Unternehmenserfolg beteiligt werden. Zahlbar ist diese im Nachgang zur virtuellen Hauptversammlung am 14. Mai 2024.
Mittelfristig will HUGO BOSS weiterwachsen und peilt bis 2025 gar das Erreichen der 5-Milliarden-Euro-Umsatzmarke an. Für das aktuelle Jahr 2024 geht das Management von einem Umsatzanstieg um 3 bis 6 Prozent auf dann 4,3 bis 4,45 Milliarden Euro aus. Das EBIT soll sich um 5 bis 15 Prozent auf dann 430 bis 475 Millionen Euro verbessern, was einer EBIT-Marge zwischen 10 und 10,7 Prozent entspricht. Es wird ein Anstieg des Konzernergebnisses im Bereich zwischen 5 und 15 Prozent angestrebt.
Hinsichtlich der aktuell bestehenden geopolitischen Unsicherheiten hat das Management im Rahmen der Zahlenvorlage angedeutet, dass ein Erreichen der nächsten Milliarden-Marke beim Umsatz gegebenenfalls leicht verzögert sein wird. Dies erklärt auch die zwischenzeitliche Enttäuschung an der Börse, nachdem die bereits in 2019 gestartete „CLAIM 5“-Strategie nach sehr erfolgreicher Umsetzung im Sommer 2023 in Bezug auf die Zielsetzungen nochmals etwas ambitionierter gefasst worden ist. Auch wenn beim Umsatz gewisse Unwägbarkeiten auf der mittleren Sicht und der Zeitachse eingeräumt werden, wird eine Verbesserung der EBIT-Marge in 2025 auf dann mindestens 12 Prozent angestrebt. Erreicht werden soll dies neben der kontinuierlichen Verbesserung der Kosteneffizienz im stationären Einzelhandel und den Zentralfunktionen sowie durch eine Reduzierung der Komplexität der beiden Kollektionen.
Die für 2025 angepeilte Umsatzaufteilung rechnet mit einem Umsatzanteil von 3,5 Milliarden Euro für BOSS Menswear, rund 0,5 Milliarden Euro für BOSS Womenswear sowie rund 1,0 Milliarden Euro aus Lizenzerlösen. Bezogen auf die Umsatzarten wird ein Anteil aus dem eigenen Retail von über 2,5 Milliarden Euro, rund 1,3 Milliarden Euro aus dem Wholesale sowie über 1 Milliarde Euro aus den digitalen Vertriebswegen erwartet. Dies entspricht Zielwerten von über 50 Prozent beziehungsweise rund 25 Prozent beim Wholesale und über 20 Prozent im Bereich der digitalen Vertriebskanäle. Aufgeteilt nach den jeweiligen Regionen wird für den Bereich EMEA ein Prozentsatz von über 55 Prozent, für Amerika sowie Asien von jeweils 20 Prozent erwartet.
Weiter fortgesetzt werden soll bis 2025 auch die Optimierung des eigenen Store-Netzwerkes. Erreicht werden soll dies durch gezielte Investitionen und eine selektive Expansion, sodass die Zahl der Stores von 489 per Ende 2023 auf rund 500 in 2025 steigen soll. Zugleich sollen die Verbesserungen dazu führen, dass die Produktivität der Stores sich pro Jahr um etwa 3 Prozent verbessert. Durch Wachstum insbesondere bei den digitalen Vertriebswegen wird jedoch der Umsatzanteil der klassischen Retail-Stores von 26 Prozent auf rund 20 Prozent zurückgehen.
Bis Ende 2025 sollen 80 Prozent der vorhandenen Stores modernisiert sein, per Ende 2023 lag dieser Wert bei gut 40 Prozent. Das erforderliche Investitionsvolumen dieses bereits in 2022 gestarteten Programms beläuft sich ausweislich der aktuellen Investorenpräsentation auf bis zu 600 Millionen Euro. Weiteres Wachstum soll auch aus einer Ausweitung der Zahl an Franchise-Stores realisiert werden. Diese sollen von gut 350 per Ende 2023 in Richtung 500 im Jahr 2025 und darüber hinaus ansteigen. Aktuell befinden sich 210 Franchise-Stores in der Region EMEA, weitere 80 in der Region Asien/Pazifik und 60 in der Region Amerika.
Ausgehend von den Planungen des Managements geht GSC Research für das Jahr 2024 von einem Umsatzanstieg in Richtung von 4,4 Milliarden Euro bei einem EBIT von 465 Millionen Euro und einem Ergebnis je Aktie im Bereich von 4,20 bis 4,25 Euro aus. In 2025 sollte – ein nicht nachteilig verändertes geopolitisches Umfeld vorausgesetzt – ein Umsatzanstieg in Richtung von 4,75 Milliarden Euro bei einem auf rund 560 Millionen Euro verbesserten EBIT erreicht werden. Dies entspricht einem Ergebnis je HUGO-BOSS-Aktie von 5,25 bis 5,30 Euro. Bei der Dividende sehen wir – auch nach dem deutlichen Anstieg für das Geschäftsjahr 2023 – weiteren Anhebungsspielraum und halten eine Steigerung auf 1,55 Euro für das Geschäftsjahr 2024 und von 2,05 Euro für 2025 für durchaus realistisch. Diese Werte bewegen sich auch im Rahmen der in Aussicht gestellten Ausschüttungsquote von 30 bis 50 Prozent des Konzernergebnisses.
Entsprechend wird die HUGO-BOSS-Aktie auf dem aktuellen Kursniveau von 52,60 Euro mit einem erwarteten 2024er-KGV von etwa 12,4 und einem erwarteten 2025er-KGV von etwa 10 bewertet. Die erwartete Dividendenrendite verbessert sich von aktuell 2,56 Prozent auf 2,94 beziehungsweise 3,89 Prozent. Den fairen Wert der HUGO-BOSS-Aktie sieht GSC Research bei 65 Euro, sodass die Aktie auch auf dem aktuellen Kursniveau weiterhin eine interessante (Nach-)Kaufchance darstellt.