Autor: Markus OessMit dem Restart von Plein Sport will sich der deutsche Designer Philipp Plein ein Stück vom Sportmarkt sichern. Er betont, dabei den Geburtsfehler des ersten Marktstarts im Jahr 2026 korrigiert zu haben. Plein Sport ist keine billigere Subline, sondern eine bezahlbare eigenständige Sportmarke im Premiumsegment. Wir haben den Designer auf der MICAM getroffen und ihn zu Konzept und Expansionsplänen befragt.
„Plein Sport“, sagt der deutsche Designer Philipp Plein gegenüber FASHION TODAY, „hat eine viel breitere Zielgruppe und ist demokratischer als unsere Hauptmarke Philipp Plein.“ Der Mann ist kaum mehr zu stoppen, wenn er auf den Restart von Plein Sport zu sprechen kommt. „Am besten, Sie zeichnen auf, ich spreche sehr viel“, warnt Plein vor. Nach der ISPO in München ist die italienische Schuhmesse MICAM eine weitere Station, um Konzept und Idee von Plein Sport der Öffentlichkeit und dem Wholesale näherzubringen. Sport nutze natürlich die Bekanntheit von Plein als Markt-Entrée, sei aber keine Subline von Philipp Plein, sondern eigenständig. Das war auch der Fehler beim ersten Marktstart 2016. Damals sei Sport zwar profitabel gewesen, habe sich aber aufgrund der Ausrichtung als billigere Zweitlinie in die falsche Richtung entwickelt und früher oder später zu Kannibalisierungseffekten geführt. Aus dem Grund habe er Sports 2018 dann auch gestoppt. Heute geht es nicht um eine Ergänzung zu Fashion, sondern um Sport selbst. „No bling!“, sagt Plein. Der Markt, betont der Designer, sei viele Milliarden Euro schwer und fünf Marken teilten 90 Prozent des Volumens unter sich auf. Davon will Plein ein Stück abbekommen.
Damit ist klar: Wir sprechen über Nike, adidas und Co. Plein sieht gerade im Gym ein großes Potenzial, weil dort soziales Leben herrscht, die Leute andere Freunde treffen, neue kennenlernen. Da will man auch gut aussehen – und passend gekleidet sein, aber auch nicht als blinkender Kronleuchter herumlaufen, denkt Plein: „Gym ist im Markt undervalued.“ Entsprechend sind die Preise auch aufgeteilt: Core mit einer Preisrange von 99 Euro bis 160 Euro, Premium mit einer Spanne von 160 Euro und 300 Euro und Luxury mit Preisen von 300 bis 590 Euro. Ein bisschen Bling geht ja dann doch. Die Musik jedenfalls spiele zwischen 80 Euro und 120 Euro und da will der Designer hin. Unter 80 Euro will er aber auf keinen Fall gehen. Das Programm besteht zu großen Teilen aus Schuhen und aus Active Wear (30 Prozent vom Umsatz). Dazu kommen Lizenzen mit Uhren (TIMEX), Sonnenbrillen (DE RIGO) und Bags (Laipe).
„Wir haben einen klaren Expansionsplan und wollen in den kommenden 36 Monaten 300 Filialen eröffnen und wir haben im Mai vergangenen Jahres mit den ersten Geschäften in Europa angefangen“, sagt Plein. Der Fokus liegt derzeit klar auf dem eigenen Retail und Online. Später soll auch das Wholesale-Geschäft forciert werden. Eigene Stores (Own und Franchise) gibt es bereits überall auf der Welt. Für Europa listet Plein unter anderem Malta, Rom, Warschau, Madrid, Barcelona, Bergamo und Rom, Wien, Berlin sowie Oberhausen, wo Shops bereits eröffnet sind oder bald ans Netz gehen werden. Dazu kommen Marketplaces wie FARFETCH sowie in Kürze für den Sportbereich INTERSPORT und DECATHLON. Anders als bei Luxus, wo Exklusivität Pflicht sei, kann sich Plein vorstellen, seine Sportmarke auch an vier, fünf Stores in einer Stadt zu verkaufen, so, wie es die großen Sportmarken ja auch schon tun. Er nennt es Koexistenz. Allerdings sei der Wholesale schwierig und werde im Grunde von wenigen großen Anbietern dominiert.
Was die Standorte der Stores angeht, sollen es hoch frequentierte Einkaufszentren sein und die Läden im Erdgeschoss liegen. Referenz für die Auswahl ist Apple. Wenn die Techmarke dort verkauft, sind die Frequenz und damit der Erfolg sicher. Die Läden selbst haben eine Fläche zwischen 40 und 100 Quadratmetern, davon ist die Hälfte für das Lager verplant. Von der Planung bis zur Eröffnung vergehen drei bis fünf Monate. Die Kosten liegen bei 100.000 Euro bis 200.000 Euro pro Store. Das sei nichts im Vergleich zu Philipp Plein, wo man 1 bis 2 Millionen Euro veranschlage. Ein zentraler Punkt. Plein wolle immer ohne Fremdkapital auskommen und aus sich heraus das Wachstum finanzieren. Maximal 10.000 Euro veranschlagt Plein an Miete. Ab einem Monatsumsatz von rund 35.000 Euro beginne ein Store, Geld zu verdienen. Mit einem Jahresumsatz von 600.000 Euro bis 800.000 Euro im ersten Jahr komme man gut zurecht. Aktuell sind knapp über 40 Stores am Netz.