Über Umwegen zu PRIMARK

Associated British Foods plc

©Screenshot www.primark.com

Autor: Alexander Langhorst
Auch wenn zuletzt der ein oder andere Standort einem Optimierungsprogramm des Filialnetzes zum Opfer gefallen ist, ist der bekannte Textil-Discounter PRIMARK seit inzwischen über 50 Jahren im Markt aktiv und auch seit vielen Jahren nicht aus deutschen Innenstadtlagen wegzudenken. Erster Standort war hier im Jahre 2009 Bremen, inzwischen werden allein in Deutschland über 30 Filialen betrieben. Gegründet wurde die Marke im Jahre 1969 und hat bis heute ihren Hauptsitz in Dublin (Irland). Während man dort weiterhin unter dem Gründungsnamen PENNEYS im Markt auftritt, wurde in den anderen Märkten wegen möglicher Probleme in Bezug auf die Namensrechte mit dem US-Warenhauskonzern JCPenney der Name PRIMARK verwendet und dieser hat sich inzwischen auch als Brand etabliert.

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Für das aktuell laufende und das kommende Geschäftsjahr geht GSC Research von weiterem Wachstum auf der Umsatzebene aus. Auf der Ertragsseite sollte der im abgelaufenen Geschäftsjahr spürbar gewordene Inflationsdruck nachlassen. Alexander Langhorst ©GSC Research

PRIMARK verfügt in Europa und Nordamerika über ein Netz von gut 350 Filialen und beschäftigt über 70.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die weltweit nach wie vor größten Filialen mit einer Verkaufsfläche von jeweils über 14.000 Quadratmetern verteilt auf mehrere Stockwerke befinden sich in Manchester und Birmingham. Zum Angebot von PRIMARK gehören Textilien für Damen, Herren und Kinder, Schuhe, Accessoires, aber auch Artikel für den Wohnbedarf und Kosmetik, die zu sehr günstigen Preisen angeboten werden. Eine besonders adressierte Zielgruppe sind dabei auch Jugendliche und junge Leute, bei denen gerade die „Budgetfrage“ beim Einkaufen meist eine wichtige Komponente bei einer möglichen Kaufentscheidung ist. Insbesondere in Zeiten von steigenden Preisniveaus im allgemeinen Handel und bei tendenziell immer weiter steigenden Lebenshaltungskosten dürfte die „Budgetfrage“ bei Kaufentscheidungen künftig weiter in den Fokus einer größeren Zahl von Konsumenten treten.

Die in den Filialen angebotenen Labels sind dabei stets eigene Handelsmarken, für die die Produkte entsprechend hergestellt werden. Vergleichbare Konzepte verfolgen auf dem deutschen Markt – allerdings in einer anderen Filialgröße – Ketten wie NKD oder KiK. Anbieter von Discount-Mode geraten regelmäßig in die Kritik hinsichtlich der Produktionsbedingungen in wichtigen Lieferländern in Asien und hier insbesondere etwa Bangladesch.

PRIMARK gehört seit seiner Gründung zu Associated British Foods plc (ABF). Der an der Londoner Börse notierte Konzern ist in den Segmenten Lebensmittel, Zucker, Landwirtschaft, Zutaten und eben Einzelhandel (PRIMARK) aktiv. Das Geschäftsjahr von ABF ist abweichend vom Kalenderjahr und läuft jeweils vom 17. September bis zum 16. September des Folgejahres. Auf das Segment Einzelhandel (also PRIMARK) entfielen im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/2023 9,0 (7,7) Milliarden Britische Pfund. Flächenbereinigt entspricht dies einem Wachstum von 8,5 Prozent. Das adjustierte operative Segmentergebnis verringerte sich auf 735 (756) Millionen Britische Pfund. Die Ergebnisreduktion im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich aus den gestiegenen Kosten bei Energie, Personal und Rohwaren, die nur teilweise im Preis an die Kunden weitergereicht werden konnten. Die Marge reduzierte sich entsprechend auf 8,2 nach 9,8 Prozent im Vorjahr. Positiv wirkten sich sehr gut performende neue Stores auf der Umsatzseite im Berichtszeitraum aus.

Im jetzt laufenden Jahr 2023/2024 sollte es gelingen, den Umsatz in Richtung 20,5 Milliarden Britische Pfund zu steigern.

Stehen die zuvor genannten Eckdaten für das Segment Retail (PRIMARK), muss der am Case interessierte Anleger bedenken, dass es sich um eine besondere Konstellation handelt. Neben dem Bereich Retail ist der Konzern noch in einer Reihe anderer Geschäftsfelder aktiv, welche sich auch deutlich vom Retailsektor unterscheiden und nicht zwangsläufig mit der Entwicklung im textilen Einzelhandel korrelieren. Beispielhaft wird die Konstellation, wenn man bedenkt, das ABF rund 25 Zuckerproduktionsstätten in UK, China und Südafrika betreibt, in der Herstellung von Frisch- und Backhefe und weiteren Zutaten aktiv ist sowie auch Futtermittel- und Futtermittelzusätze anbietet. Eine breite Aufstellung eines Unternehmens bietet aber eben auch nicht nur Nachteile, wie die Entwicklung insbesondere in den Zeiten der Corona-Pandemie gezeigt hat. Hatte seinerzeit das Segment Retail mit lockdownbedingten Umsatzrückgängen von in der Spitze 50 Prozent zu kämpfen, haben sich die anderen Unternehmensbereiche vergleichsweise stabil entwickelt.

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Im per 16.9.2024 beendeten Geschäftsjahr 2021/2022 kletterten die Konzernumsatzerlöse auf 19,8 (17,0) Milliarden Britische Pfund. Das bereinigte Vorsteuerergebnis verbesserte sich auf 1,473 (1,356) Milliarden Britische Pfund, das Vorsteuerergebnis lag bei 1,34 (1,07) Milliarden Britischen Pfund. Unter dem Strich ergibt sich ein Anstieg des Konzernergebnisses auf 1,04 (0,7) Milliarden Britische Pfund oder 134,2 (88,6) Pence je ABF-Aktie. Das vom Unternehmen ebenfalls ausgewiesene adjustierte EPS liegt bei 141,8 (131,1) Pence. Die Anteilseigner erhalten im Nachgang zur Hauptversammlung, die am 8. Dezember 2023 stattgefunden hat, eine um 37 Prozent auf 0,60 (0,437) Britische Pfund erhöhte Dividende. Daraus ergibt sich rechnerisch eine Dividendenrendite von knapp 2,5 Prozent.

Für das aktuell laufende und das kommende Geschäftsjahr geht GSC Research von weiterem Wachstum auf der Umsatzebene aus. Auf der Ertragsseite sollte der im abgelaufenen Geschäftsjahr spürbar gewordene Inflationsdruck nachlassen, sodass über alle Segmente von einer Entspannung auf der Kostenseite auszugehen ist, was sich in tendenziellen Margenausweitungen niederschlagen sollte. Die genannten Entwicklungen ergeben sich auch aus den anderen Segmenten des Konzerns.

Im jetzt laufenden Jahr 2023/2024 sollte es gelingen, den Umsatz in Richtung 20,5 Milliarden Britische Pfund zu steigern. Das EBIT sollte sich in Richtung 1,6 bis 1,7 Milliarden Britische Pfund verbessern. Unter dem Strich sollte das Ergebnis je ABF-Aktie in Richtung 1,60 bis 1,70 Britische Pfund steigen. Bei Erreichen dieser Zielgröße besteht auch weiterer Spielraum für eine Anhebung der Dividende in der Zukunft. Für 2024/2025 sollten weitere Zuwächse realisiert werden können.

Die ABF-Aktie wird auch in Deutschland gehandelt, sodass hier bei Interesse auch ohne hohe Auslandsordergebühren agiert werden kann. Seit unserer ersten Analyse im Januar 2023 hat sich der Aktienkurs erfreulich entwickelt und von 18,00 Euro auf nun 28,75 Euro zugelegt. Trotz des deutlichen Anstiegs wird die Aktie mit einem erwarteten KGV von etwas über 12 für das laufende Geschäftsjahr und etwas darunter für das kommende Jahr bewertet. Die Dividendenrendite liegt bei knapp 2,5 Prozent. Bei Erreichen der genannten Schätzung für das laufende und das kommende Geschäftsjahr erscheint der Anteilsschein nicht zu teuer und die ABF-Aktie sollte noch über weiteres Kurspotenzial verfügen. Anleger müssen hier jedoch berücksichtigen, dass man in ein „Konglomerat“ mit unterschiedlichen Geschäftsaktivitäten investiert und an der Börse ein „PurePlay“ eines bestimmten Geschäftsmodells oder einer Branche weitaus beliebter ist. Den fairen Wert der Aktie sehen wir bei 33 Euro, sodass sich hier insbesondere an schwächeren Börsentagen Kaufchancen ergeben könnten und dem Investor zudem eine mit rund 2,5 Prozent recht solide Dividende bietet.