Rezessionsängste
Nach einer schwächeren ersten Jahreshälfte aufgrund wachsender Rezessionsängste sind die Gesamtumsätze im E-Commerce mit Waren von Anfang Juli bis Ende September zum Vorjahreszeitraum nominal, das heißt nicht inflationsbereinigt, um 10,8 Prozent auf 19,8 Milliarden Euro (butto) weiter gesunken. Das teilt der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) mit. Ein Rückfall auf das Niveau vor der Pandemie ist aber nicht gegeben. Die aufgelaufen Umsätze der ersten drei Quartale dieses Jahres liegen 4,4 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, aber 15 Prozent über dem Vergleichszeitraum des Jahres 2020 und 27,2 Prozent über dem Vergleichzeitraum des Jahres 2019. Für die Bekleidung ging es gegenüber dem Vorjahresquartal um 16, 9 Prozent auf 4,77 Milliarden Euro nach unten. Bei Schuhen liegt das Minus bei 22,3 Prozent auf 966 Millionen Euro.
„Der E-Commerce kann sich nicht von der Konsumstimmung abkoppeln. Sogar in Warengruppen, die noch ein leichtes Plus ausweisen, resultiert dies bestenfalls aus der allgemeinen Preissteigerung. Allerdings ist dies kein strukturelles Problem des Vertriebswegs „Internet“. Die Branche ist im dritten Quartal trotz der gegenwärtigen Krise des gesamten Handels gegenüber dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019 noch immer 16 Prozent im Plus”, sagt Martin Groß-Albenhausen, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des bevh.
Nach ihren Ausgabenerwartungen gefragt, gaben im dritten Quartal im Durchschnitt 30,1 Prozent der Kunden an, im Vergleich zum jeweiligen Vormonat „weniger Geld für Waren im Onlinehandel ausgeben zu wollen“. Im zweiten Quartal 2022 waren es noch 26,6 Prozent, im ersten Quartal 2022 rund 18,4 Prozent der Kunden. In der Konsumkrise priorisieren die Menschen ihren Konsum neu und schieben nicht-essentielle Einkäufe sowie größere Kostenposten auf: Im Vergleich am stärksten getroffen hat es das Segment „DIY & Blumen“ mit einem Umsatzrückgang von 26,3 Prozent, gefolgt vom Segment „Auto & Motorrad“ (-24,3 Prozent) und „Schuhe“ (-22,3 Prozent). Auffällig sind auch die Segmente „Schmuck & Uhren“ und „Möbel, Lampen & Dekoration“, die Rückgänge von 21,7 beziehungsweise 15,6 Prozent verzeichnen. Am „positiven“ Ende des Spektrums liegen Medikamente (+ 4,7 Prozent) sowie Lebensmittel und Bürobedarf mit einem nicht inflationsbereinigten Umsatzplus von jeweils 3 Prozent.
Mit einem Umsatzrückgang von 21,5 Prozent zum Vorjahresquartal trifft es abermals die Multichannel-Händler am stärksten. Deutlich geringer fällt das Minus bei Online-Markplätzen (-9,2 Prozent) und Online-Pureplayern (-9,1 Prozent) aus. Am stabilsten konnte sich der digitale Direktvertrieb der Hersteller halten (-2,5 Prozent).