„Wir drehen jeden Stein um“

Seit April dieses Jahres verantwortet Stefanie Denk beim Hersbrucker Menswear-Spezialisten Création Gross als Head of Sustainability & Innovation die Nachhaltigkeitsstrategie. Ihre Position wurde eigens neu geschaffen. Denk bündelt alle strategischen Themen, die das Unternehmen durch die Transformation in ein ganzheitlich nachhaltiges Wirtschaften begleiten soll. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Textil-Bereich und war vorher in verschiedenen Funktionen des Unternehmens tätig. Denk berichtet direkt an Thomas Steinhart, Managing Partner. Wir haben mit ihr über die ersten Schritte im neuen Amt gesprochen.

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Die nächsten großen Projekte liegen im Bereich Beschaffung.“ Stefanie Denk

FT: Du bist jetzt Sustainabilitiy-Managerin, was war deine erste Amtshandlung? Das Unternehmen und die Prozesse kennst du ja bereits.
Stefanie Denk: „Nachhaltigkeit ist in der Création Gross kein neuer Begriff. Über die letzten Jahre hinweg gab es stetig Projekte und Themen, die auf ein nachhaltiges Handeln abzielten. Der Start meiner Arbeit besteht darin, einen Status quo zu ermitteln, alle Bereiche zu beleuchten, auf aktuelle und kommende gesetzliche Anforderungen zu prüfen und eine Strategie zu entwickeln, die das Thema Nachhaltigkeit über die nächsten Jahre fest im Unternehmen verankert.“

Alle Welt spricht von dem Thema Nachhaltigkeit, das durch die Pandemie befördert wurde. Aber man kann ja nicht eben den Schalter umlegen und stellt das Unternehmen um. Wie definiert ihr das Thema für euch und wo steht ihr auf dem Weg zur Nachhaltigkeit hinsichtlich Unternehmen, Produktion, Beschaffung, Produkt und Absatz?
„Nachhaltigkeit ist für uns ein dauerhafter Prozess. Indem wir Schritt für Schritt handeln, stellen wir sicher, dass alle Maßnahmen mit Bedacht ausgeführt, überlegt integriert, dauerhaft angewendet und weiter verbessert werden. Dabei lernen wir jeden Tag hinzu. Uns ist es wichtig, Themen der Nachhaltigkeit stets authentisch und nachprüfbar voranzutreiben und letztlich konsequent umzusetzen. Für jeden Bereich des Unternehmens gibt es eine Roadmap, in der wir notwendige Projekte der nächsten Jahre kategorisiert haben. Das hilft uns, den Blick auf das große Ganze nicht zu verlieren. Aktuell drehen wir jeden Stein um.“

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Es wird nicht allein das deutsche Lieferkettengesetz weiter durchformuliert werden, sondern auch auf EU-Ebene kommen neue Regelungen, etwa was Recycling angeht. Kannst du dich ausreichend informieren, um Création Gross darauf vorbereiten zu können? Ist die Transparenz groß genug?
„Die Anzahl der Quellen ist groß, aber leider meist sehr punktuell. Für viele Themen existieren Strategiepapiere oder Gesetzesentwürfe, für deren Umsetzung es noch wenig greifbare Ideen oder Vorgaben gibt. Immer wieder stoßen wir auf Lücken oder Fragezeichen. Tatsächlich helfen uns Mitgliedschaften in Verbänden aktuell sehr. Das Thema ist sehr komplex und sich mit anderen Unternehmen unserer Branche auszutauschen, bringt alle weiter.“

Welche Milestones willst du in den kommenden Monaten umsetzen und wo liegen die Schwerpunkte?
Die nächsten großen Projekte liegen im Bereich Beschaffung. Eine strategisch aufgebaute Einkaufs-Policy wird uns sicher intensiv beschäftigen. Mit dem Sakko beispielsweise produzieren wir ein sehr komplexes Produkt, das aus vielen Einzelteilen und Fertigungsprozessen besteht. Dafür gilt es, eine Richtlinie zu entwickeln, die uns sukzessive auf umweltschonendere Alternativen switchen lässt. Der energetische Umbau unseres Standortes in Hersbruck geht ebenso voran. Aktuell steht der Kran vor meinem Büro. Die gesamte Produktionshalle wird neu verglast, die Umrüstung auf Photovoltaik ist der nächste Schritt. Aber auch im Bereich Verpackung und Logistik gibt es einige To-dos.“

Wie sind die beiden Marken CG – CLUB of GENTS und CARL GROSS eingebunden, was Entscheidungsprozesse und deren Umsetzung angeht?
„Die Marken sind in alle Prozesse integriert. In den meisten Themen gibt es eh Abteilungsüberschneidungen. Uns ist klar, dass wir nur erfolgreich sind, wenn das Thema von allen mitgetragen und gelebt wird. Deswegen ist es wichtig, auch alle in den Strategieprozess mit einzubinden.“