Autor: Andreas Grüter Zur August-Edition unserer „Auf ein Kaltgetränk mit …“-Rubrik haben wir uns mit Christian Bieniek, seines Zeichens Geschäftsführer beim Mönchengladbacher Label FYNCH-HATTON, getroffen. Wie er dem Schicksal „Bankkaufmann“ noch einmal von der Schippe gesprungen ist, was seine Familie über Marathon-Trainingspläne denkt und warum er für die Zeit als Rentner noch keine Pläne hat, hat er uns im Gespräch verraten.
FT: Bier, Schnaps, Schorle oder Limo – mit welchem Kaltgetränk kann ich Ihnen am frühen Morgen eine Freude bereiten?
Christian Bieniek: „Die Wahl ist für mich relativ einfach, weil ich bereits seit einer ganzen Weile alkoholfrei lebe. Hört sich übrigens langweiliger an, als es in Wirklichkeit ist. Mit einer eiskalten, zuckerfreien Fritz-Kola können Sie mich absolut begeistern. Im Zweifelsfall darf es aber auch ein kalter Pfefferminztee sein, obwohl der natürlich zum Anstoßen nicht sonderlich geeignet ist. Wobei, lassen Sie uns doch einfach mit einem Heineken 0.0 starten.“
Worauf trinken wir?
„Das ist vielleicht ein Klischee, aber ich finde, man sollte gerade in diesen Zeiten immer zuerst auf die Gesundheit trinken. Der zweite Toast geht an mein Team. Nach anderthalb Jahren mit diesem Corona-Kram hat da keiner aufgegeben und alle standen zusammen. In diesem Sinne also cheers an die FYNCH-HATTON-Mannschaft!“
Sie haben sich schon früh für eine berufliche Laufbahn in der Fashionbranche entschieden. Gab es für den Teenager Christian Bieniek alternative Pläne?
„Die alternativen Pläne hatten meine Eltern für mich geschmiedet. Sie fanden, dass eine Karriere als Bankkaufmann mit BWL-Studium genau das Richtige für mich sei, und ich bin heilfroh, da noch mal die Kurve bekommen zu haben. Ich hatte immer ein Faible für Textilien und Klamotten und bin schon als Teenager durch die Modeläden meiner Heimatstadt Essen getigert. Heute mache ich das, was ich liebe. Es ist also alles richtig gelaufen.“
Essen versus Mönchengladbach – was genießen Sie, was vermissen Sie?
„Wenn ich die alte Heimat vermisse, was ziemlich häufig vorkommt, ist es mit dem Auto ja zum Glück nur ein Katzensprung. In Essen gehe ich dann am Baldeneysee joggen, stromer durch das In-Viertel Rüttenscheid oder besuche als guter Sohn meine Eltern. In Mönchengladbach genieße ich vor allem unseren Firmencampus, der in den letzten Jahren eindrucksvoll im afrikanischen Stil umgebaut wurde.“
Corona hat für einen ziemlichen Stillstand in der Mode gesorgt. Womit haben Sie sich die Zeit vertrieben?
„Einen richtigen Stillstand hatten wir natürlich nicht. Ich beschäftige mich in meinem Job sehr stark mit Supply Chains und dachte anfangs, dass das Daily Business vielleicht etwas ruhiger werden würde. Natürlich war aber genau das Gegenteil der Fall. Wir sind mit FYNCH-HATTON übrigens in keinen Lockdown gegangen, weil Kopfeinziehen und Abwarten für uns keine Alternative darstellte. Statt Kurzarbeit einzuführen, haben wir einfach angefangen, an neuen Projekten zu arbeiten. Das Resultat sind unsere neue DOB-Linie und das FYNCH-HATTON-Living-Programm. Es war eine wirklich aufregende Zeit, die ich aber kein zweites Mal erleben möchte.“
Sie sind Marathonläufer. Um die 42 Kilometer hinter sich zu bringen, muss man …
„… einfach trainieren, trainieren, trainieren und nie aufgeben. Man muss furchtbar diszipliniert sein und sich wirklich an den Trainingsplan klammern, der sehr zum Leidwesen meiner Familie in den verschiedensten Ecken unseres Hauses an der Wand klebt. Irgendwann macht so was dann sogar Spaß, auch wenn alle um mich herum nur noch mit dem Kopf schütteln. Apropos Kopf: Da findet dann der finale Kampf mit sich selbst statt. Mein nächster Lauf – der Münster Marathon – ist im September und da freu ich mich schon sehr drauf. Daumen drücken, dass der wie geplant stattfinden kann.“
„Nicht fehlen dürfen eine Denim und ein weißes T-Shirt und überhaupt nicht fehlen dürfen weiße Sneaker. Ich habe da einen echten Tick.“
Wenn ich noch einmal 18 wäre, würde ich …
„… versuchen, meine Eltern dazu zu überreden, mir ein anderes Auto als einen alten, rappeligen Audi 50 in Quietschgelb zu schenken.“
Als Rentner werde ich …
„Noch nie drüber nachgedacht, weil ich eigentlich sehr glücklich im Hier und Jetzt bin. Einigen wir uns darauf, dass es bis zum Rentnerdasein noch lange hin ist.“
Analoges oder digitales Leben? Wie halten Sie es mit Social Media?
„Das kommt bei mir total auf das Sujet an. Ich liebe es, in Büchern zu schmökern, während Zeitunglesen bei mir aufgrund der Aktualität ausschließlich digital stattfindet. Ich gebe zu, dass ich ohne mein Smartphone wahrscheinlich auch nicht mehr so richtig überlebensfähig wäre. Und was Social Media angeht, sollte sich das mit dem echten sozialen Leben mindestens die Waage halten.“
Was darf in Ihrem Kleiderschrank nicht fehlen und was findet darin auf keinen Fall Platz?
„Nicht fehlen dürfen eine Denim und ein weißes T-Shirt und überhaupt nicht fehlen dürfen weiße Sneaker. Ich habe da einen echten Tick und bin wirklich ziemlich sneakersüchtig. Wenn es offizieller wird, ist man mit einem dunkelblauen Blazer dazu gut angezogen. Nicht in den Schrank kommt mir alles, was plakativ ist.“
Ihr Soundtrack für den Alltag?
„Ich bin großer St.-Pauli-Fan und wenn die Mannschaft zu AC/DCs ‚Hells Bells‘ einläuft, gibt mir das eine wohlige Gänsehaut. Beim Kochen hör ich dann gerne Jazz aus den Fünfzigern.“
Sie tun einer Fee einen Gefallen und haben dafür drei Wünsche frei …
„Ich habe ein bisschen an meine Kindheit und Jugend zurückgedacht und wünsche meinen beiden Kindern, dass sie ähnlich frei aufwachsen wie ich. Eigentlich bedarf es darüber hinaus keiner weiteren Wünsche.“