Transparenz und Kontrollen
Bei eigenen Ermittlungen stieß der Global Organic Textile Standard (GOTS) im Herbst dieses Jahres in Indien auf gefälschte Zertifikate für 20.000 Tonnen Biobaumwolle. Dabei wurden nicht die GOTS-eigenen Zertifikate gefälscht, sondern Bio-Zertifikate für die Rohfaser, die GOTS als Nachweis akzeptiert. Seit dieser Fall bekannt wurde, erreichten Nachfragen von Geschäftskunden den Biotextil-Hersteller Cotonea, heißt es in einer Mitteilung. Cotonea nutzt nach eigenen Angaben den IVN Best, einen „Standard mit den höchsten Ansprüchen weltweit“, aber auch GOTS. Geschäftsführer Roland Stelzer will den GOTS nicht kritisieren, betont aber, dass jedes System Anfälligkeiten besitze: „Die Richtlinien und Kriterien, die er zur Vergabe seines Siegels definiert, gehören zu den sinnvollsten und besonders richtungsweisenden. Beispielsweise gibt der GOTS wie der IVN Best eine doppelte Sicherheit dadurch, dass es eine Positivliste gibt, nach der Chemikalien freigegeben werden müssen, und zusätzlich Rückstandskontrollen und Grenzwerte festgelegt sind. Dennoch: Wer seine Produktionskette nicht genau kennt, ist vor einem Betrug nie hundertprozentig sicher.“ Dabei mache die steigende Nachfrage nach biologisch erzeugten Textilien betrügerische Aktivitäten Stelzers nach attraktiver. Umso mehr, wenn der Betrug am Anfang einer langen Kette geschehe und so schwieriger nachvollziehbar sei. .
Cotonea sei nicht davon nicht betroffen, da das Unternehmen ausschließlich Biobaumwolle aus eigenen Anbau-Projekten verwende und mit allen weiterverarbeitenden Betrieben entlang der Herstellungskette auf persönlicher Ebene zusammenarbeite. Zudem setze das Unternehmen auf eigene Kontrollen. „Stichproben unserer Ware schicken wir selbst ins Labor und prüfen, ob standardgemäß, also entsprechend der Richtlinien, nach denen das angestrebte Siegel vergeben wird, gearbeitet wurde. Das tun wir vor allem dann, wenn es kritisch sein könnte – auch, wenn das heißt, dass wir eine Charge nicht nutzen können“, sagt Susanne Günter, die bei Cotonea verantwortlich ist für Qualitätssicherung und Zertifizierung.“
Stelzer betont: „Es nicht allgemein um Nachhaltigkeit, sondern konkret um die vielen wichtigen Teilaspekte wie Biolandbau, Freiheit von gentechnisch veränderten Organismen, regenerative Energie, Langlebigkeit der Produkte durch hohe Qualität.“ Der Firmenchef rät Konsumenten, Einkäufern und Labels, nicht nur auf Siegel zu achten, sondern auch sonst genau hinzuschauen. Eine Möglichkeit sei, den direkten Lieferanten oder das Modelabel wiederum nach dessen Lieferanten zu fragen. Die Art, wie offen, transparent, engagiert und nachvollziehbar ein Unternehmen arbeitet und Auskunft geben kann, sage mehr aus als Werbephrasen.