Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen Männer und hohe Absätze – jenseits der 1970er-Jahre erscheint dies pauschal vielmehr fragwürdig, allerdings nicht für Cross Sword. Seit 2016 fertigt das Londoner Label klassische Schuhe für Herren, die hoch hinauswollen. Ein Blick auf Idee und Hintergrund.
Ob reich verzierte Brogues oder schlichte Schnürer – es sind wahre Herrenschuh-Klassiker, die beim Brand Cross Sword im Mittelpunkt stehen. Dies jedoch mit einem Unterschied zu konventionellen Marken: Die Modelle verfügen über Absätze. Es sind genau 6 Zentimeter, die das Londoner Label Männern an Höhe schenkt. Dabei ist das Schuhwerk selbst in Sondergrößen verfügbar, die Bandbreite reicht von Größe 38 bis hin zu 47. Gefertigt wird in einer Manufaktur in Deutschland, als Material kommt feines italienisches Leder zum Einsatz. Es wird höchster Wert auf eine perfekte Passform gelegt. Im Kurzinterview mit Fashion Today spricht der Gründer Daniel Bush über Hintergrund, Gender-Grenzen und individuellen Stil.
FT: Was ist eure Idee?
Daniel Bush: „Wir haben unser Label bereits 2016 gegründet, aber unser erstes Produkt im Januar 2018 auf den Markt gebracht, da die Gründung des Unternehmens zwei Jahre dauerte. Die Formen für die Fersen mussten hergestellt und zuletzt von Grund auf neu entwickelt werden, was viel Zeit und viele Prototypen in Anspruch nahm. Ich wollte ein Label gründen, das Geschlechternormen der Mode infrage stellt, gewagt und einzigartig ist. Also beschloss ich, einen klassisch gestalteten Herrenschuh mit einem Absatz zu entwickeln, der quasi eine Balance zwischen männlich und weiblich herstellt.“
Wer ist euer Kunde?
„Unser Hauptkundenstamm findet sich in modebewussten Männern, die etwas anderes suchen. Männer, die auffallen und im Privatleben Absätze tragen wollen. Viele unserer Kunden identifizieren sich als homosexuell, aber nicht alle. Wir haben festgestellt, dass immer mehr unserer Kunden heterosexuell sind, dabei nicht an Geschlechternormen in der Mode glauben.“
Wie siehst du Gender-Grenzen?
„Ich sehe einen Unterschied darin, wie ein Geschlecht wahrgenommen wird und sich Menschen selbst identifizieren. Das Geschlecht sollte Menschen nicht daran hindern, etwas zu tun oder zu sein. Glücklicherweise ändert die Gesellschaft allmählich ihre Akzeptanz. Man darf immer mehr man selbst sein. In der Mode können wir Beispiele dafür sehen, so in unserer Marke oder auch in der wachsenden Tendenz hin zu Make-up für Männer. Es gibt auch viele Labels, die mehr feminine Schnitte in ihre Menswear einführen. Ein mutiger Schritt der London Fashion Week war es in diesem Jahr, die Kategorien Herren- und Damenmode aufzulösen. Ein Schritt, der meiner Meinung nach längst überfällig war.“
Was bedeutet Individualität heutzutage?
„Ich denke, viele Menschen, in der Vergangenheit zumeist Frauen, haben schon immer nach einem individuellen Stil gesucht. Was wir jetzt aber sehen, ist ein zunehmender Trend bei Männern, etwas anderes für sich selbst zu wollen, aktiv nach einem eigenen Look zu suchen. Einem Look, der letztendlich mehr noch etwas kantiger oder auf ihre Persönlichkeit zugeschnitten ausfällt. Ich denke, Mode kann helfen, uns über einen ersten Eindruck zu definieren, wenn wir zum Beispiel neue Leute kennenlernen. Mode prägt den Ausdruck ‘Der erste Eindruck zählt’.“
Wie finden Frauen Eure Schuhe?
„Frauen lieben unsere Schuhe. Wir erhalten so viele Rückmeldungen von Frauen, die unsere Schuhe gesehen haben. Sie sagen, sie würden es lieben, wenn wir sie auch für Frauen machten. Leider wurde unser Schuh nach den Maßen eines Männerfußes entworfen. Eine Kundin aus Neuseeland kaufte dennoch ein Paar, da sie größere Füße hatte. Sie liebt es, sie zu tragen!“