Galeria Karstadt Kaufhof schlüpft unterm Rettungsschirm

©Galeria Karstadt Kaufhof

Staatliche Hilfen kosteten zu viel Zeit

Die Geschäftsführung von Galeria Karstadt Kaufhof hat vor dem Amtsgericht Essen einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens gestellt. Dies gilt auch für die Tochtergesellschaft Karstadt Sports, teilt das Unternehmen mit. Das Gericht hat dem Antrag stattgegeben, heißt es weiter. Die harten wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für den innerstädtischen Non-Food-Handel und die langwierige Umsetzung staatlicher Hilfe über die Hausbank hätten diesen Schritt notwendig gemacht, heißt es weiter.

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Die bestehende Management behält im Rahmen des Schutzschirmverfahrens die Kontrolle, wird aber dabei durch den Restrukturierungsexperten Arndt Geiwitz als Generalbevollmächtigter unterstützt. Außerdem hat das Gericht dem Antrag des Unternehmens auf Einsetzung des Sachwalters Dr. Frank Kebekus entsprochen. Ziel des Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung sei die Nutzung bestehender rechtlicher Möglichkeiten, um die behördlich angeordneten Filialschließungen und die damit verbundenen hohen Umsatzausfälle ohne eine massive Neuverschuldung zu bewältigen.

„Das Schutzschirmverfahren ist der richtige Schritt in die Zukunft. Aus Verantwortung für das Unternehmen, seine Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und auch für die deutschen Innenstädte“, sagt Miguel Müllenbach, CFO von Galeria Karstadt Kaufhof. Mit Beginn der Krise Anfang März sei der Umsatz dramatisch eingebrochen. Jede Woche verliert Galeria Karstadt Kaufhof nach eigenen Angaben durch den Lockdown mehr als 80 Millionen Euro Umsatz, während wesentliche Kosten weiterlaufen. Bis Ende April soll sich der Umsatzausfall auf mehr als eine halbe Milliarde Euro summieren.

„Wir haben uns ab dem ersten Tag des Shut Down mit aller Kraft auch um die versprochene staatliche Hilfe bemüht. Wir wertschätzen die Zusagen der Politik für Unternehmen in dieser historischen Krise sehr, sie sind unverzichtbar. In der Umsetzung der staatlichen Garantien kommt jedoch den Geschäftsbanken die entscheidende Rolle zu. Dieser Prozess ist sehr bürokratisch, kostet wertvolle Zeit, ist mit zusätzlichen Hürden verbunden – und hat deshalb einen ungewissen Ausgang. Dies zeigten die Gespräche mit unserer langjährigen Hausbank. Auf eine Lösung können wir aber nicht noch weitere Wochen der Krise warten, sondern müssen jetzt handeln“, gibt Müllenbach die Verantwortung weiter. Der Gesellschafter SIGNA will zusätzliche Beträge in dreistelliger Millionenhöhe zur Verfügung stellen. „Für das laufende Geschäftsjahr rechneten wir wieder mit einem Ebitda von mehr als 100 Millionen Euro. Nun tun wir unter dem Schutzschirm alles dafür, dass wir diesen Weg weitergehen können. Das werden wir auch schaffen“, meint  Müllenbach. Schon vor dem Schutzfirmverfahren hatte der Konzern angekündigt keine Mietzahlungen für die Zeit des Lockdowns leisten zu wollen.