Autor: Markus OessDie Herforder Ahlers AG kommt wieder in die Spur und es sollte in diesem Jahr auch die Rückkehr in die Gewinnzone gelingen. Neben weiteren Effizienzsteigerungen und Prozessoptimierungen geht es dann vor allem um die weitere Profilierung von BALDESSARINI und pierre cardin auf der einen und den Aufbau von PIONEER zur ganzheitlichen Lifestyle-Marke auf der anderen Seite.
Es waren keine einfachen Monate. Aber große Kosteneinsparungen und ein deutlich verbessertes Konzernergebnis im Geschäftsjahr 2018/19 bringen die Herforder Ahlers AG wieder in die Spur. Im laufenden Geschäftsjahr will das Management in die Gewinnzone zurückkehren. „Wir haben unser Maßnahmenpaket zur Ertrags- und Effizienzsteigerung abgeschlossen und es greift zusehends. Dank spürbarer Kosteneinsparungen und effizienterer Prozesse ist es uns gelungen, das Ergebnis 2018/19 spürbar zu verbessern“, sagt Dr. Stella Ahlers bei Vorlage der Bilanz 2018/19 im Düsseldorfer Showroom. Um den eingeschlagenen Kurs beizubehalten, wurden neben der forcierten modischen Markenprofilierung weitere Maßnahmen eingeleitet. „Modern, angezogen und fortschrittlich hat pierre cardin das Ziel, im kommerziellen Premium-Segment als einziges echtes französisches Designer-Brand wahrgenommen zu werden“, sagt die Vorstandschefin. Gleichzeitig werde die Marktpositionierung aller Warengruppen weiter optimiert. „Wir wollen uns über innovative und nachhaltige Produkte differenzieren und eine Alleinstellung erarbeiten“, sagt Dr. Ahlers.
BALDESSARINI soll noch sichtbarer im Markt werden. Der Ausbau der europäischen Kernmärkte wird weiter forciert. „Kompetenz-Warengruppen wie Jeans, Herrenartikel und Konfektion sind dabei von großer Bedeutung“, meint Dr. Ahlers. Unter anderem ist mit Tribute to Nature eine nachhaltige Jeanskollektion angelaufen und wurde das Anzug-NOS-Programm neu aufgelegt. Zudem setzen die Herforder ähnlich wie bei OTTO KERN auf den Ausbau des Lizenzgeschäftes. Bei OTTO KERN wiederum wurden bereits zehn Lizenzen vergeben. Größter Umsatzbringer hier bleibt der Duft. Gleichzeitig soll in Eigenregie das Hosenprogramm gezielt hochgebracht werden.
Im deutlich kleineren Jeans- und Workwear-Segment mit einem Umsatzanteil von 31 Prozent am Konzernumsatz wollen die Herforder nach der Fokussierung der PIONEER/Pionier-Jeansfamilie auf PIONEER AUTHENTIC JEANS das Label zu einer ganzheitlichen Lifestylemarke auf- und ausbauen. „National und international will PIONEER primär mit dem Facheinzelhandel wachsen und Shop-in-Shop-Flächen dazugewinnen“, sagt Dr. Ahlers. Bei der Workwear werden derzeit die Vertriebsstrukturen neu aufgestellt und die NOS-Programme digitalisiert. „Wir konzentrieren uns kundenseitig auf den technischen Fachhandel sowie das Leasing- und das Projektgeschäft“, führt Dr. Ahlers aus.
Zudem sollen im laufenden Geschäftsjahr der E-Commerce-Bereich strategisch ausgebaut und die Digitalisierungsprojekte zur Unterstützung des Wholesales wie B2B-Shops, digitale Regalverlängerung oder EDI-Funktionen forciert werden. Auch will der Konzern in der Beschaffung das Jeansgeschäft komplett auf Vollgeschäft umstellen. Bei Anzug/Konfektion soll das Vollgeschäft ausgebaut werden. Die Produktion in Polen wird eingestellt. Angesichts der Verbreitung des Coronavirus befürchtet Dr. Ahlers gegenüber FT derzeit keinen drohenden Versorgungsengpass. Die Produktion in China sei nicht so bedeutend für das Unternehmen und gerade bei den Zutaten sei ein Ausweichen auf andere Länder möglich. Mehr Sorgen mache sie sich um die Aufrechterhaltung der Transportwege, wenn der globale Schiffsverkehr längerfristig eingeschränkt werde. Allerdings hat sich zwischenzeitlich, die Bilanzpressekonferenz fand Ende Februar statt, die Corona-Krise dramatisch verschärft. Das Statement von Dr. Ahlers dürfte heute sicher anders ausfallen.
Bilanz 2018/19
Der Konzernumsatz der Ahlers AG war durch beendete Aktivitäten geprägt, doch drückte auch das rückläufige Geschäft mit Konfektion und Outdoor-Jacken auf den Umsatz. So führte die Beendigung des Geschäfts mit JUPITER-Jacken sowie mit pierre-cardin- und PIONEER-Damenhosen zu einem erwarteten Umsatzrückgang von insgesamt 6 Millionen Euro. Zudem setzte sich der allgemeine Trend der Casualisierung auch im abgelaufenen Geschäftsjahr fort und sorgte bei Anzügen und Sakkos sowie Outdoor-Jacken für einen Umsatzverlust von 4,6 Millionen Euro. Auch am übrigen Geschäft ging der anhaltend rückläufige Markttrend mit einem Rückgang der Erlöse um 5,5 Millionen Euro nicht spurlos vorüber. Unterm Strich sank damit der Konzernumsatz um 7,2 Prozent auf 207 Millionen Euro.
Dank des Maßnahmenprogramms zur Ertrags- und Effizienzsteigerung gingen die betrieblichen Aufwendungen vor Sondereffekten inklusive Abschreibungen um 9,1 Millionen Euro beziehungsweise 8,2 Prozent zurück. Damit lag das EBIT vor Sondereffekten mit minus 2,4 Millionen Euro nahezu auf Vorjahreshöhe (minus 2 Millionen Euro). Das Konzernergebnis vor Steuern verbesserte sich um rund 57,7 Prozent auf minus 3 Millionen Euro, das Konzernergebnis nach Steuern um 47,1 Prozent auf minus 3,7 Millionen Euro.
Im laufenden Geschäftsjahr rechnet das Management damit, dass die Umsätze der fortgeführten Marken im unteren einstelligen Prozentbereich zulegen und den Umsatzrückgang durch beendete Aktivitäten weitgehend ausgleichen. Das Konzernergebnis des Geschäftsjahres 2019/20 soll sich weiter deutlich verbessern. Auf den Ergebnisebenen EBIT vor und nach Sondereffekten soll das Unternehmen in die Gewinnzone zurückkehren.