CHANEL-Ketten um den Hals, VERSACE-Medusa am Finger und TIFFANY-Tütchen in der Hand: Männer wollen beim Thema Schmuck nicht mehr nur der Zahlende, sondern zunehmend selbst der Geschmückte sein. Die Produzenten haben sich längst auf diese Entwicklung eingestellt. Das Luxus-Segment buhlt um den finanzkräftigen Kunden – vom Top-Fashionlabel bis hin zum edlen Juwelier.
Vorausgesetzt, Sie sind weiblich und – falls Sie denn überhaupt eine haben – Sie finden Ihre CHANEL-Kette nicht mehr. Tipp: Suchen Sie nicht lange herum, schauen Sie lieber mal schnell am Hals Ihres Mannes nach. Da könnten Sie durchaus fündig werden!
Natürlich, ganz so ernst ist das jetzt nicht gemeint, aber komplett abwegig ist es deshalb noch lange nicht. Denn längst gibt es männliche Trendsetter, die sich edle Frauenketten umhängen. So saß der Berliner Theater- und Filmschauspieler Lars Eidinger schon öfter, mehrfach behängt mit den guten Stücken, bei den CHANEL-Schauen in der Front Row und auch Schauspieler Jerry Hoffmann wurde mit zwei dieser Ketten um den Hals gesichtet.
Dieses Interesse der Männer für wertigen, aber auch modischen Schmuck hat man auch bei der Schmuckmarke TIFFANY beobachtet. Herren, die in den Stores nach Präsenten für ihre Frauen suchten, hatten wohl ein bisschen zu lange und zu sehnsüchtig in die Auslagen geschaut. „Und wenn TIFFANY dafür sorgen kann, dass diese ‚unterschätzte‘ Zielgruppe, die sowieso schon zu den Kunden gehört, nicht nur Geschenke für die Liebste kauft, sondern auch für sich selbst fündig wird, könnte das Unternehmen seine Verkaufszahlen ankurbeln“, begründet der künstlerische Leiter und Designer Reed Krakoff gegenüber USA TODAY den Start einer eigenen Herrenlinie, die Ende 2019 mit knapp 100 Artikeln auf den Markt kam, zu Preisen zwischen 200 und 15.000 US-Dollar.
Dass Männer sich durchaus für teuren Schmuck interessieren, wissen auch die großen Fashion-Labels wie LOUIS VUITTON, GUCCI, TOM FORD oder VERSACE, die bereits seit einigen Saisons ordentlich ihre eigenen Linien mit hochwertigem, oft aus Edelmetallen gefertigtem Herrenschmuck pushen. Nicht ohne Grund, denn es ist ein steigender Markt, wie das Online-Finanzportal finanzen.net berichtet: So wurde weltweit „im vergangenen Jahr Männerschmuck im Wert von 5,8 Milliarden US-Dollar verkauft, was immer noch deutlich hinter den 33,2 Milliarden US-Dollar für Frauenschmuck liegt, aber dennoch einen Anstieg von 23 Prozent seit 2013 bedeutet.“
Luxuriöses Online-Shopping
Wie immer bei wachsenden Märkten, wollen natürlich viele ein Stück vom Kuchen abhaben. So verwundert es nicht, dass auch im Online-Bereich Herrenschmuck ein Thema ist. So kann der interessierte Mann inzwischen Schmuck angesagter Labels selbstverständlich ganz bequem auf deren Seiten im Internet von zu Hause aus bestellen. Aber natürlich gibt es auch Multimarken-Online-Händler mit großer Auswahl: Auf www.mrporter.com, einer 2011 eingeführten Plattform für exklusive Herrenmode, findet man beispielsweise rund 80 Artikel aus dem Bereich „Fine Jewellery“. Auch hier kann man richtig Geld lassen für Ketten und Ringe, Armbänder und Manschettenknöpfe. So warten zum Beispiel ein exklusives Goldarmband von Laud für 17.405 Euro oder Manschettenknöpfe von TOM FORD für 11.590 Euro auf den Einzug in den Warenkorb.
In diesen Sphären, die von Edelmetallen, echten Steinen und Luxuspreisen geprägt sind, sehen sich natürlich auch die Juweliere, die, wie das Anfangsbeispiel von TIFFANY zeigt, auch auf den Zug aufspringen und ebenfalls ihre Produkte im Netz an den Mann bringen wollen. Ein Beispiel ist die Seite luxusschmuck.com, die von einer Holding des Düsseldorfer Juweliers MAISENBACHER betrieben wird. „Auch in der Herrenwelt erfreut sich Luxusschmuck großer Beliebtheit“, heißt es auf der Seite, auf der sich ein Produktbereich für Männer findet mit Ringen, Anstecknadeln, aber auch mit für den Normalbürger so ungewöhnlichen Artikeln wie Zahnstochern aus Gold für 475 Euro, einer Geldklammer mit Brillant für 975 Euro oder einem Krawattenkettchen mit Rubinen und Diamanten für 1.175 Euro.
Ob schmale Herrenringe und schlichte Armspangen, auffällige dicke Ringe mit Tierköpfen und mystischen Reliefs, ausdrucksstarke Siegelringe, dünne Ketten mit Plättchen-Anhängern und Kreuzen oder breitere Armbänder aus (Edel-)Metall – hochwertiger Schmuck ist ein erfreulicher Markt: „Parallel zum gesamten Luxussektor wächst das Geschäft mit Designerschmuck selbst in der derzeit schwierigen Situation im hohen einstelligen Bereich“, fasst Oliver Merkel, Bain-Partner der Unternehmensberatung Bain & Company, in einer Studie mit dem Antwerp World Diamond Centre (AWDC) die Entwicklung zusammen.