Guido Wetzels ist kein Fan der Globalisierung; denn in den 1990ern wurde Denim noch in Deutschland und den umliegenden Ländern produziert – das war vor Asien, den unüberschaubar verzweigten Lieferketten und den Preiskämpfen. „Zu der Zeit waren wir hier ja auch nicht mehr mit der Kutsche unterwegs“, pointiert er. Im Gegenteil, es gab ordentlich bezahlte Industrienäherinnen, Konfektionsbetriebe sowie ein Handwerk, welches inzwischen so gut wie keiner mehr beherrscht.
2013 wurde das Unternehmen Blaumann-Jeanshosen in Künzelsau ins Leben gerufen. Getrieben von der Idee, sich einer neuen Herausforderung zu stellen: „So sauber und fair wie möglich – und ohne Kompromisse – eine Jeans in Deutschland zu produzieren.“ Heute, sechs Jahre später, ist die Blaumann-Klassik-Linie mit limitierten ungefärbten und ungewaschenen Raw-Denim-Modellen – konfektioniert in der Oberpfalz – längst im Markt angekommen. Futterstoffe, Nähgarn, Knöpfe, Nieten, Etiketten – alle Zutaten werden von deutschen Herstellern bezogen. Der hochwertige japanische Denim stammt aus der traditionellen Selvedge-Manufaktur KUROKI in Okayama. Inzwischen ist es den „Blaumännern“ Guido Wetzels und Christian Hampel gelungen, ihre Vision noch einen Schritt weiter voranzutreiben: In Zusammenarbeit mit einem Betrieb aus Hamminkeln haben sie „alte Schützenwebstühle reaktiviert, um auf traditionelle Weise klassischen Denim in Deutschland zu weben.“ Die eingesetzten Webstühle waren bis Mitte des letzten Jahrhunderts im Einsatz, bevor sie aufgrund der fehlenden Produktivität abgeschafft wurden. Noch limitierter und noch exklusiver sind die 100-Prozent-made-in-Germany-Jeans, da die Fertigung deutlich langsamer als bei Japan-Denim vonstattengeht – für rund 200 Meter Stoff benötigen sie derzeit einen Zeitraum von drei Monaten.
Meilenstein: OEKO-TEX® Standard 100
Damit nicht genug. In diesem Jahr gibt es einen weiteren Meilenstein in der durchaus noch jungen Geschichte des Labels: die OEKO-TEX®-Zertifizierung nach Standard 100. Insider wissen, dass es allein eine enorme Herausforderung darstellt, die industrielle Fertigung von Denim komplett nachhaltig zu gestalten – die Bedeutung des Themas wächst hingegen, da LEVI’S mit Detox 2020 neue Maßstäbe im Bereich der Jeansproduktion vorantreibt. „Eine OEKO-TEX®-Standard-100-Zertifizierung ist für die Industrie fast unvorstellbar“, erklärt Guido Wetzels, „jede Hose müsste einzeln nach der Waschung zertifiziert werden, weil jeder Betrieb beispielsweise schon unterschiedlich neutralisiert“. Für die Blaumann-Klassik-Linie ist ihm die aufwendige und strenge Zertifizierung gänzlich gelungen – vom japanischen Denim bis zum Vlies, vom Knopf bis zur Kupferniete. „Wir haben die komplette Lieferkette unter Kontrolle und ein superexklusives Produkt.“ Nicht zuletzt, weil Jeanshosen mit OEKO-TEX®-100-Zertifizierung eine absolute Rarität sind.
Blaumann Konzept – 100 Prozent made in Italy
So ausgewählt wie die Jeans der Blaumann-Klassik-Linie sind auch die Kunden. „Selvedge, raw, hart und ungewaschen, das wollen nur etwa 10 Prozent der Männer – Denim muss bequem sein, modisch und stretchig“. Aus diesem Grund hat das Unternehmen ab diesem Jahr die neue Linie Blaumann Konzept mit im Programm. 100 Prozent made in Italy – bestehend aus einer Erstorder mit rund 600 Teilen, zwei Modellen und drei Waschungen für Sofortbesteller. Preislich liegt die Linie unterhalb der Klassik-Kollektion, da in Italien durchaus noch industrielle Vorrichtungen bestehen, die in Deutschland bereits der Geschichte angehören. Den hohen Maßstäben in puncto Nachhaltigkeit bleiben die „Blaumänner“ auch bei dieser Kollektion treu. Gewebt wird bei der größten Denim-Weberei Europas – dem norditalienischen Familienunternehmen Candiani DENIM – auch bekannt als „the greenest textile company in the blue world“. Mit der innovativen Laser-Technologie wird bei DR. BOCK INDUSTRIES in Padua so umweltschonend wie möglich gewaschen – genäht wird in der Nähe von Bozen. Damit erweitert Blaumann-Jeanshosen sein Sortiment um eine weitere Linie – nachweislich nachhaltig und 100 Prozent made in Italy.