24.01.2019
Premium Group und PANORAMA Berlin im Standortwettbewerb
„Der Flughafen Tempelhof als ein besonderer Zielort für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft steht nach der Schließung der Flüchtlingsnotunterkunft im Dezember 2017 weitgehend auch wieder als Event- und Veranstaltungsort zur Verfügung. Zu den Veranstaltungen, die dort künftig wieder stattfinden können, gehören zweifellos auch die Modemessen mit ihrer internationalen Strahlkraft. Die Einkäufer und Einkäuferinnen sind auch an anderen Standorten weltweit das Touren zwischen Messen und Modenschauen gewohnt. Hier ist Berlin keineswegs eine Ausnahme. Zu der Weiterentwicklung von Tempelhof sind wir mit den Messen wie auch der Betreibergesellschaft im Gespräch.“ So äußerte sich Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) im Interview mit FT schon im September vergangenen Jahres. Jetzt wurde unmittelbar nach dem Ende der Berlin Fashion Week das Rennen um den Standort auch medial eröffnet. Jörg Wichmann, Chef der PANORAMA Berlin, hatte noch am Freitag vergangener Woche angekündigt das Heft des Handelns in die Hand nehmen zu wollen. Man sei in Verhandlung mit der Stadt Berlin und dem Senat, um ein Nutzungskonzept am ehemaligen Flughafen Tempelhof zu planen. „Aussteller und Besucher haben in den letzten Tagen das Panorama Berlin Format erneut zur Benchmark erklärt. Wir haben die Fähigkeit den Fashion Standort Berlin neu zu gestalten. Jetzt gehen wir auf alle Beteiligten zu, um die möglichen Modelle und Szenarien zu besprechen, dabei sind alle Optionen denkbar. Erste Gespräche werden bereits geführt und um die Dynamik der Neugestaltung weiter voranzutreiben, stehen wir allen Ausstellern und Interessenten für einen Austausch zur Verfügung“, sagt Jörg Wichmann.
Allerdings ist Wichmann nicht der einzige, der Tempelhof als Location nutzen will und sich um Tempelhof bemüht. Natürlich nicht. Anita Tillmann, Managing Partner der Premium Group hat ihre eigenen Pläne für Tempelhof und die klammern Wichmann aus. „Wir haben großes Interesse daran die derzeit zur Verfügung stehenden Fläche sofort zu mieten und dort perspektivisch alle unsere verschiedenen Messe- und Konferenzformate gebündelt darzustellen. Wir mieten derzeit 4 verschiedene Locations für unsere Veranstaltungen an, das ist Kosten- und Ressourcenintensiv. Ziel ist den Modestandtort Berlin auch international voranzubringen und zu einem globalen Zentrum für Mode und Digitalisierung weiter zu entwickeln“, sagt Tillmann gegenüber FT. „Wir wachsen und haben aufgrund der guten Resonanz auf unsere Formate großen Platzbedarf. Zudem werden die Rufe nach Zusammenlegung all unserer Events von PREMIUM, SEEK, S&O, Bright und insbesondere der FashonTechBerlin Konferenz und Innovationsmesse immer lauter. Vor diesem Hintergrund wäre Tempelhof für uns strategisch natürlich der richtige Ort. Wir führen intensive Gespräch mit allen Verantwortlichen der Stadt Berlin.“
Tillmann hält zudem den Zeitpunkt für eine öffentliche Diskusson um Tempelhof für verfehllt. Jetzt müssten Handel und Industrie übers Geschäft reden: „Wir kommen gerade aus Paris wieder, ein Teil des Teams ist in NYC, die anderen auf dem Weg nach Düsseldorf. Ich darf sagen, dass wir die richtigen Formate, Konzepte, Erfahrung und Netzwerke haben und auch das Vertrauen der Branche genießen, um Berlin eine internationale Relevanz zu ermöglichen. Derzeit gehört die Aufmerksamkeit aber dem Handel und den Marken, die genügend Herausforderungen zu meistern haben und die in Berlin gemachten Kontakte, Inhalte und Trends müssen erst einmal aufgearbeitet werden. Zu diesem Zeitpunkt bitte ich um Verständnis, das wir uns deshalb als Veranstalter erst einmal zurückhalten. Wir arbeiten konzentriert weiter und werden uns zu Wort melden, sobald wir auch etwas zu berichten haben.“ Im Industrielager scheint man zunächst abwarten zu wollen, wie es weitergeht. Offizielle Bekundungen zu einer bestimmten Messe sind in diesen Tagen nicht zu bekommen. Zumal tatsächlich erst einmal das Ordergeschäft im Vordergrund steht.