Müller ruft zur Zusammenarbeit aus
Der Gründer der Berliner Messe Bread & Butter (B&B), Karl-Heinz Müller, will im Flughafen Tempelhof wieder Mode zeigen. Müller belebt das Format L.O.C.K. (Labels Of Common Kin), das früher Teil der B&B war, neu. Allerdings wird es nichts aus dem vergangene Woche bekannt gegebenen Starttermin zur kommenden Berlin Fashion Week vom 15. bis 17. Januar. Zwar wurde Müller mit dem Online-Giganten zalando handelseinig, an die Müller seinerzeit die B&B verkauft und die den Mietvertrag übernommen hatte. Aber nun ist es terminlich doch nicht zu stemmen, teilt Müller mit. „Grund hierfür sind bestehende Irritationen und zu große Unsicherheiten rund um unsere Anmietung des Hangar 7 auf dem ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof. Damit fehlt mir als Veranstalter einer Fachmesse die längerfristige Perspektive“, sagt Müller in einem offenen Brief.
Er habe spontan die Initiative ergriffen, weil in Gesprächen mit Labels und Brands wie auch mit den Einkäufern und Händlerkollegen eine tiefgreifende Unzufriedenheit mit den bestehenden Messeformaten in Berlin, aber auch in Europa insgesamt, immer deutlicher werde: „Zu wenig Besucher, mangelnde Internationalität, keine klare Segmentierung, fehlende positive Grundstimmung, die gerade zum Saisonauftakt wichtig ist, sind nur einige Mankos, die in zahlreichen Gesprächen zutage gekommen sind.“
Dabei nimmt Müller die Veranstalter in Schutz. Es sei zu einfach ihnen den schwarzen Peter zuzuschieben. Klar sei aber auch, es brauche etwas Neues. „Das Problem sitzt viel tiefer. Unserer Branche fehlt insgesamt schlichtweg die Orientierung. Die Umsätze sind für einen geordneten Geschäftsbetrieb oftmals nicht mehr ausreichend. Dem anspruchsvollen Konsumenten fehlt zuweilen die Ansprache. Begehrlichkeiten, bis auf wenige Ausnahmen, können nur noch schwierig geweckt werden.“
Müller will eine neue, große Bewegung, eine Vereinigung aller Marktteilnehmer, die die gleichen Interessen und Ziele verfolgen. „Mir geht’s um Marken, die sich bemühen: um das beste Produkt, den gut geführten Einzelhandel aber auch, und das ganz besonders, um den passionierten Verkäufer, dem es gelingt, den Konsumenten wieder zu erreichen. Denn er zahlt am Ende des Tages den ‚Deckel’”.
Fehlentwicklungen im Konsum und der Digitalisierung entgegenzutreten und gleichzeitig etwas gegen die Ausbeutug der Umwelt und Menschen in der dritten Welt zu tun, sei möglich, wie die Food-Branche mit Bioläden und Feinkost und innovativen Gastro-Konzepten beweisen würden. Fastfood und feines Essen schließe sich am Markt nicht aus und das sei in der Mode nicht anders. „Die Verbraucher sind heute dank Dr. Google bestens informiert. Gerade deshalb spielt Individualität eine immer wichtigere Rolle. Und genau hier bieten sich ungeahnte Möglichkeiten. Das müssen wir auch in unserer Branche erkennen und nutzen. (…) Dieser Umbruch braucht eine gewaltige Bewegung, an der die gesamte Branche dringend mitarbeiten muss, um weiterhin existieren zu können!“ Dazu brauche die Branche einen Meeting Point, wo Gleichgesinnte aus Industrie und Handel sowie die entsprechenden peripheren Dienstleister und Vermieter zusammenkommen können und wollen. Und: es braucht eine gute Idee, wie der Endverbraucher eingebunden werden könne. „Wie, wann und wo das sein wird, kann ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen. Aber ich möchte künftig daran arbeiten und lade alle Gleichgesinnten hiermit ein mitzumachen und sich einzubringen.“ Müller, so klingt es, macht weiter.