Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen
Im Essener Stadtteil Rüttenscheid hat das Maßmode-Franchisesystem BOWFOLDERS seinen 14. Standort eröffnet. Fashion Today hat die Maßmodeschneiderin Natascha Kaiser und den Store-Manager Maximilian Schulschenk zum Gespräch getroffen, um mehr zu erfahren über die Chancen als Franchisenehmer und die Zukunftsaussichten im Segment Maßmode.
FT: Frau Kaiser, Sie haben nach Ihrem Studium kein eigenes Maßmode-Atelier eröffnet, stattdessen starten Sie nun als Franchisenehmerin bei BOWFOLDERS durch – wie sind Sie dazu gekommen?
Natascha Kaiser: „Als ich mit dem Studium fertig war, stand natürlich erst einmal die Frage im Raum, wie ich denn nun beruflich weitergehe. Der Weg in die Selbstständigkeit schien mir plausibel, allerdings habe ich direkt erkannt, dass die Eröffnung eines eigenen Ateliers schon mit einigen nicht zu verachtenden Hürden verbunden ist. So muss man über das nötige Startkapital verfügen und sich neben dem eigentlichen Job um diverse Dinge bemühen, Werbung schalten zum Beispiel. Zudem ist ein eigener Kundenstamm aufzubauen. Und selbst wenn dieser steht, so ist noch lange nicht garantiert, dass der Laden läuft. Ein gut laufendes Geschäft ist von sehr vielen Faktoren abhängig. Also habe ich eines Abends im Internet nach möglichen Alternativen recherchiert und bin letztendlich auf das Franchisesystem von BOWFOLDERS gestoßen.“
Welche Vorteile sehen Sie genau in der Zusammenarbeit mit BOWFOLDERS?
Kaiser: „Man kann schlichtweg auf ein großes Netzwerk und bereits vorhandene Strukturen zurückgreifen. So besteht die Möglichkeit, sich mit weiteren Franchisenehmern auszutauschen. Es gibt darüber hinaus eine ganze Reihe von verfügbaren, sehr guten Lieferantenkontakten, so sitzen Stoffhersteller wie Loro Piana oder REDA mit im Boot. Man kann sich also voll und ganz auf seine eigentliche Arbeit konzentrieren. Zumal es mit Lieferanten so eine Sache ist – als Newcomer hat man sicherlich ein anderes Standing als ein gesetztes Unternehmen, man muss sich zunächst einmal eine Vertrauensbasis erkämpfen. Auch mit dem Aufbau eines eigenen Kundenstamms ist es weniger schwierig. BOWFOLDERS ist eine etablierte Marke, die bereits über einen breiten Bekanntheitsgrad verfügt und auch in Sachen Marketing aktiv ist. Dies kommt dem Franchisenehmer natürlich unmittelbar zugute.“
Maximilian Schulschenk: „Das unternehmerische Risiko ist einfach deutlich gemildert. Man kann von Anfang an wichtige Erfahrungswerte für sich nutzen. Zudem gibt es die Möglichkeit, an Schulungen teilzunehmen, um sein Wissen zu fundieren. Ich bin von Haus aus eigentlich Betriebswirt, es war für mich persönlich daher schon wichtig, zu meinem professionellen Start in die Modewelt qualifiziert mehr zu erfahren über Materialien und Co.“
Kaiser: „Richtig. Und es ist wirklich toll, dass man bei auftretenden Schwierigkeiten direkte Ansprechpartner hat. Diese kommen bei Bedarf auch immer gerne persönlich vorbei.“
Welche Nachteile gibt es für Sie beim System Franchise?
Kaiser: „Ich denke, von Nachteilen kann man so konkret gar nicht sprechen. Es gibt ein feststehendes Konzept, das funktioniert. Und wir haben uns dafür entschieden. Natürlich kann man nicht völlig autark handeln. Man muss sich absprechen, nicht alle Entscheidungen können in Eigenregie gefällt werden. Nichtsdestotrotz gibt es Raum für eigene Ideen. Wir arbeiten mit sehr kompetenten Partnern zusammen, die immer auch ein Ohr für Verbesserungsvorschläge haben. Nicht zuletzt sind wir ja genau dazu da, um frischen Wind ins Geschäft zu bringen, die junge Zielgruppe verstärkt für das Thema Maßmode zu interessieren.“
Schulschenk: „Das BOWFOLDERS-Team ist keine geschlossene Gesellschaft – eine Tatsache, die mir auch bei meiner Entscheidung für das Unternehmen wichtig war. Die Türen stehen immer offen. Da wir vor nicht allzu langer Zeit erst bei BOWFOLDERS gestartet sind, muss man nun einfach sehen, wie sich manche Dinge entwickeln. Es ist natürlich wichtig, dass viel kommuniziert wird.“
Sie haben sich mit Ihrer Arbeit im Bereich Maßmode für einen Nischenmarkt entschieden – wie beurteilen Sie die Zukunftsaussichten?
Kaiser: „Im Trend hin zu mehr Individualität finden sich viele Chancen. Die Menschen suchen mehr und mehr nach einem persönlichen, individuellen Look, der nicht von der Stange ist und schon gar nicht langweilig. Durch Maßmode hat man die Möglichkeit, einen ganz eigenen Stil zu kreieren. Der Stoff, die Knöpfe, das Futter – alles kann angepasst werden. Und auch der gesellschaftlich viel diskutierten Körpervielfalt kommt Maßmode entgegen. Die auf den Leib geschneiderten Teile sitzen perfekt, es müssen keine Kompromisse gemacht werden. Dies ist nicht nur für Menschen ohne Wunschfigur ein wichtiger Aspekt, sondern auch für Menschen mit körperlicher Behinderung, die bei konventionellen Anbietern oftmals vergessen werden.“
Welche Schwierigkeiten gilt es beim Thema Maßmode noch zu umschiffen?
Schulschenk: „Es ist für die Zukunft der Maßmode wohl auch wichtig, dass noch etwas an den Preisen gedreht wird. Maßmode sollte einfach zugänglicher sein, auch für Menschen mit schmalerem Budget. Im direkten Vergleich zahlt man für einen Maßmode-Anzug im Einstiegsbereich zwar auch nicht zwingend viel mehr als für einen Anzug aus dem konventionellen Handel, nichtsdestotrotz ist der Betrag häufig noch ein Problem – insbesondere für junge Menschen. Und die junge Generation liegt uns besonders am Herzen. Wir denken in diesem Zusammenhang des Weiteren, dass sich das Image von Maßmode ein Stück weit ändern muss. Es ist eben nicht einfach nur ein Thema für Geschäftsleute oder Gutbetuchte. Maßmode hat so viel Modernität zu bieten und lässt so viel Raum für individuelle Experimente. Der Blogger und Fashion Influencer Sascha Venus, mit welchem wir auch zusammenarbeiten, demonstriert dies sehr eindrucksvoll. Als erklärter BOWFOLDERS-Fan trägt er auch privat gerne Maßmode und versteht sich bestens darauf, innovative Looks zu schaffen.“
Kaiser: „Apropos junge Generation: Wir organisieren mittlerweile unverbindliche After-Work-Partys sowie Ladies-Lounge-Events im Store, bei denen sich Interessierte in lockerer Atmosphäre über das Thema Maßmode informieren können. Modebegeisterte sind dabei mehr als willkommen!“