Die Kollektionen des Münchener Labels A KIND OF GUISE werden ausschließlich in deutschen Manufakturen gefertigt, mittlerweile sind sie auf internationalem Parkett angekommen. Im Gespräch mit Fashion Today verrät Gründer und Designer Yasar Ceviker mehr über nachhaltiges Wachstum, Modekultur sowie Handelslandschaft in Deutschland.
Im Jahr 2012 eröffnete der erste eigene Laden in München, 2015 folgte ein zweiter Store in Berlin, heutzutage verfügt das 2009 gelaunchte Label neben den PoS über 120 Accounts in 24 Ländern, darunter Shops bei Harrods in London sowie den Galeries Lafayette in Paris. Die Rede ist von A KIND OF GUISE – ein Münchener Brand mit konsequentem Konzept. Denn die Kollektionen, die saisonal für Frauen, Männer und Kinder an den Start gehen, werden gänzlich in deutschen Manufakturen gefertigt. Dabei arbeitet die Marke für einzelne Produktkategorien ausschließlich mit darauf spezialisierten Produzenten zusammen, insgesamt beschäftigt man so mittlerweile 18 Produktionsstätten. Diese wachsen langsam, aber stetig mit ihrem Auftraggeber. Da nämlich A KIND OF GUISE die Kooperationen mit den Produzenten langfristig aufrechterhalten will, limitiert das Unternehmen die Anzahl neuer Accounts auf drei bis fünf Positionen à Saison. Entsprechend zu diesem Kurs wird bei den Kollektionen weniger Wert auf Trends gelegt, vielmehr stehen nachhaltige Qualität und Zeitlosigkeit im Fokus, die mit einem puristischen Design einhergehen. Im Gespräch hat Fashion Today den Gründer und Designer von A KIND OF GUISE, Yasar Ceviker, zu den Themen Nachhaltigkeit sowie Zukunft der Handelslandschaft befragt.
FT: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?
Yasar Ceviker: „Wir haben mit unserem Brand von Anfang an Wert auf eine regionale Produktion gelegt. Selbstverständlich muss man dabei Fingerspitzengefühl in der Preispolitik beweisen, doch wir denken, dass wir diese bei uns sehr fair gelöst haben. Eine Produktion in Deutschland ist unserer Meinung nach gut machbar. Zudem sind wir ein langsam und gesund wachsendes Unternehmen. Wir arbeiten mittlerweile mit 18 Produktionsstätten in Deutschland zusammen. Jedes einzelne Werk ist auf eine bestimmte Produktkategorie spezialisiert – wir schaffen so ein besonders hochwertiges Produkt. Wir möchten die Kooperationen mit unseren Manufakturen unbedingt langfristig aufrechterhalten. Daher haben wir die Anzahl neuer Accounts limitiert. Es gibt sozusagen eine Warteliste, jede Saison lassen wir nur drei bis fünf neue Accounts zu, das jährliche Wachstum liegt entsprechend bei etwa 20 bis 25 Prozent. Wir wollen unsere Produzenten keinesfalls überlasten. Sie sollen mit uns wachsen. Dazu müssen wir ihnen etwas Zeit geben.“
Inwieweit würden Sie sagen, zieht das Label ,made in Germany‘?
„Im Gegensatz zum Label ,made in Italy‘ geht es bei ,made in Germany‘ ja eigentlich weniger um Design, sondern vielmehr um Stahl oder Ähnliches. Nichtsdestotrotz merkt man schon, dass Menschen damit ein gewisses Qualitätsversprechen verbinden und auch Vertrauen hineinsetzen. Und Qualität ist uns bei unseren Kollektionen immens wichtig, sie gehört zu unserer DNA. Wir möchten mit unserer Mode nicht das Rad neu erfinden, sondern zeitlose, puristische Teile mit hohem handwerklichen Anspruch kreieren, die sich wesentlich über ein tolles Material definieren. Wir sind definitiv kein Brand, das Trends nachläuft – auch wenn wir vielleicht vereinzelt die eine oder andere Strömung aufgreifen. Wir möchten unsere eigene Handschrift tragen.“
Apropos Trends – in welche Richtung entwickelt sich Ihrer Meinung nach die Handelslandschaft?
„Ich denke, in den kommenden zehn Jahren steht ein großer Umbruch bevor, der sich jetzt auch schon bemerkbar macht. Große Bekleidungsketten haben aktuell Probleme, der Markt scheint einfach satt. Konsumenten haben damit begonnen, bewusster einzukaufen. Seinen Anfang hat der Trend im Lebensmittelbereich genommen. So hinterfragen Endverbraucher mittlerweile ganz selbstverständlich die Herkunft von Fleischprodukten. Faire Produktionsbedingungen stehen mehr und mehr im Fokus. Die allgemeine Situation spitzt sich zusätzlich zu, da viele Handelsunternehmen den Online-Boom schlichtweg verpennt haben oder keinen Mehrwert in puncto Einkaufserlebnis liefern können. Der deutsche Markt ist eigentlich klein im Hinblick auf die Ware Mode. Denn Mode ist hierzulande nicht Teil der Kultur. Hochwertige Produkte werden nicht so wie in Italien, Frankreich oder Japan gehandelt, vielmehr funktioniert im modischen Bereich Massenware. Doch mit der Bewusstseinsänderung der Menschen droht diese Realität nun zu kippen.“
Wie haben Sie sich denn in Bezug auf das World Wide Web sowie das Thema Einkaufserlebnis positioniert?
„Bei den Ladengeschäften für unsere Stores haben wir uns ganz bewusst nicht für Objekte in A-Lagen entschieden. Stattdessen sind wir in Studentenviertel gezogen, in denen das Straßenbild ein buntes Allerlei unter anderem aus Cafés, Stores und Blumenhandlungen zu bieten hat. Ich denke einfach, dass bereits Abwechslung im Umfeld wesentlich zu einem positiven Einkaufserlebnis beiträgt. Wir möchten dabei, dass unsere Kunden gezielt zu uns kommen. In der Tat verfügen wir mittlerweile über ein Stammpublikum, das unsere fachkräftige Beratung sehr zu schätzen weiß. Das Gespräch mit dem Kunden ist uns seit jeher sehr wichtig. Der Kunde soll sich gut aufgehoben fühlen, neben Beratungskompetenz schlichtweg Wohlbefinden erleben können. Parallel dazu spielt jedoch auch unser Online-Shop eine bedeutende Rolle. Dieser wächst derzeit sehr stark, viele Wholesale-Kunden landen auf unserer Website, wenn Teile ausverkauft sind. Wir optimieren daher gerade unsere Plattform, im September wird ein Relaunch unseres Auftritts an den Start gehen.“