Autor: Andreas Grüter
Mit hochwertiger Secondhandmode gegen den Fast-Fashion-Trend? Für Christian Emde ein Konzept mit Zukunft. Seit 2012 verkauft er gemeinsam mit seiner Partnerin Stanislava Milenkova im VINTAGE-EMDE-Store im trendigen Kölner Belgischen Viertel gebrauchte Markenkleidung zu H&M-Preisen.
Manchmal kommt man zu seiner Profession wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde. Im Falle von Christian Emde geht die Geschichte so: Studierter Sozialmanager mit Interesse für Mode trifft auf stilbewusste Journalistin, die bei American Apparel jobbt, und nach einigen Gesprächen stellt man fest, dass auch die Haltung zu Fragen von Nachhaltigkeit (gut) und Ressourcenverschwendung (schlecht) eine ähnliche ist. „Ich habe damals mit verhaltensauffälligen Jugendlichen gearbeitet und eigentlich war die Idee, einen Secondhand-Klamottenstore mit einigen der Jungs zu eröffnen. Das Vorhaben zerschlug sich aber. Mit Stanislava hatte ich schließlich die richtige Partnerin für meine Idee gefunden.“ 2012 entdeckte das Duo nach einigem Suchen die ehemaligen Räumlichkeiten einer Werbeagentur und eröffnete nach einer einmonatigen Umbauphase schließlich Anfang April seinen Store. Auf zwei Etagen und 120 Quadratmetern dreht sich seitdem alles um das Thema Neuverwertung – vor allem natürlich im Bereich Mode, aber auch weit darüber hinaus. „Von den Regalen über die Deko bis hin zum Parkettboden wurde alles aus gebrauchten Materialien gebaut. Die einzige Ausnahme bildet eigentlich unser EC-Cashgerät“, erzählt Emde. Überhaupt befinde sich der Laden in einem konstanten Prozess der Veränderung und Verwandlung. Das liege zum einen am Sujet selbst – schließlich will Secondhandkleidung allein schon aufgrund ihres Unikat-Charakters anders präsentiert werden – und zum anderen an einer grundsätzlichen Lust am Experiment, die sich vor allem in den wechselnden Schaufensterdekorationen manifestiert. Mal stehen sich hier Indianer und Cowboys gegenüber, mal trifft ET der Außerirdische auf Planeten und Roboter, mal legt man selbst Hand an, mal mischen sich befreundete Künstler wie Andreas Schulze oder Philip Emde – trotz gleichen Nachnamens weder verwandt noch verschwägert – ins kreative Geschehen ein.
Mehr Qualität wagen
Aber zurück zur Mode. Woher kommt die Ware, was wird überhaupt verkauft und unter welchen Prämissen? „Wir verkaufen ausschließlich Markenartikel, die wir über internationale Lieferanten beziehen, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten. Und das macht auch Sinn. Die Kleiderschränke der Republik sind doch schon jetzt so überfüllt, dass man über Jahre hinaus auch ohne Neuware auskommen könnte. Wir setzen auf hochwertiges Gebrauchtes zu fairen Preisen und das zieht längst nicht mehr nur die üblichen Secondhand-Freaks, sondern auch TV-Produktionsfirmen und vor allem auch immer mehr echte Modeliebhaber auf der Suche nach etwas wirklich Besonderem an.“ Aktuell wird an einem kleinen Galerie- und Eventraum im Keller gearbeitet, in dem zukünftig unter anderem auch thematische Ausstellungen stattfinden sollen. „Über die Jahre haben sich bei uns neben den regulären Styles, die dann im Laden landen, auch viele Collector’s Items angesammelt, die es auf jeden Fall wert sind, gezeigt zu werden. Wir haben da einige Pläne in petto. Lass dich einfach überraschen.“
VINTAGE EMDE
Bismarckstraße 56
50672 Köln
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 12:00–19:30 Uhr, Samstag 12:00–18:00 Uhr
Telefon: +49 221 75992691
www.vintage-emde.de
www.facebook.com/VintageEmde