Autor: Alexander Langhorst
Ludwig Beck ist es gelungen, sich in einem anhaltend schwierigen Marktumfeld für den stationären Textileinzelhandel zufriedenstellend zu schlagen. Bekanntermaßen musste die Branche in 2017 einen Rückgang um 2 Prozent beim Umsatz verkraften und auch das Weihnachtsgeschäft konnte bei LUDWIG BECK nicht an das Vorjahresniveau anknüpfen. Vor diesem Hintergrund mussten die Münchener einen Rückgang der Nettoumsatzerlöse von 148,9 auf 145,6 Millionen Euro hinnehmen. Dabei erreichten weder WORMLAND noch LUDWIG BECK die Vorjahreswerte. Auf LUDWIG BECK entfiel ein Umsatz von 83,2 (Vorjahr 85,0) Millionen Euro und bei WORMLAND lagen die Erlöse bei 62,4 (63,9) Millionen Euro.
Beim Nettorohertrag wies das Unternehmen einen Rückgang von 71,3 auf 69,6 Millionen Euro aus. Davon entfielen 40,0 (41,0) Millionen Euro auf das Segment LUDWIG BECK und 29,7 (30,3) Millionen Euro auf WORMLAND. So blieb die Nettorohertragsmarge mit 47,8 (47,9) Prozent nahezu unverändert. Nach drei Quartalen hatte die Gesellschaft noch eine deutliche Verbesserung der Marge ausgewiesen. Die geringere Umsatzdynamik im vierten Quartal erforderte jedoch höhere Preisnachlässe, was auch entsprechend die Margen belastete.
Bei den sonstigen betrieblichen Erträgen wies LUDWIG BECK einen Anstieg auf 4,9 (4,4) Millionen Euro aus. Einsparungen erzielte das Unternehmen beim Personalaufwand, der sich auf 29,3 (30,4) Millionen Euro verringerte. Aber auch die sonstigen betrieblichen Aufwendungen reduzierten sich binnen Jahresfrist auf 34,3 (34,9) Millionen Euro. Durch diese Einsparungen gelang es LUDWIG BECK, den Umsatzrückgang mehr als auszugleichen, denn das EBITDA verbesserte sich um 6,0 Prozent auf 10,9 (10,3) Millionen Euro. Aufgrund höherer Abschreibungen legte das EBIT allerdings nur geringfügig auf 6,5 (6,3) Millionen Euro zu. Während das Segment LUDWIG BECK ein EBIT von 8,9 (8,6) Millionen Euro beisteuerte, blieb WORMLAND mit minus 2,4 (minus 2,3) Millionen Euro weiterhin im roten Bereich.
Durch die Rückführung mittelfristiger Darlehen und Kontokorrentlinien erreichte die Gesellschaft eine Verbesserung beim Finanzergebnis auf minus 0,9 (minus 1,1) Millionen Euro. Infolgedessen kam es zu einem Anstieg beim Ergebnis vor Steuern auf 5,6 (5,2) Millionen Euro. Da die Steuern mit 2,3 Millionen Euro unverändert blieben, legte der Jahresüberschuss überproportional von 2,9 auf 3,3 Millionen Euro zu. Das Segmentergebnis von LUDWIG BECK belief sich dabei auf 5,8 (5,2) Millionen Euro, während WORMLAND weiterhin einen Verlust von 2,5 (minus 2,3) Millionen Euro erwirtschaftete. Das Ergebnis je Aktie erhöhte sich von 0,78 auf 0,88 Euro. Daraus sollen die Aktionäre nach der am 15. Mai in München stattfindenden Hauptversammlung eine unveränderte Dividendenausschüttung von 0,65 Euro erhalten.
GSC-Schätzungen sehen weitere Ergebnissteigerung in der Zukunft
Nachdem das vierte Quartal 2017 schwächer als erwartet ausfiel und die ersten Indikationen für den Jahresauftakt 2018 im textilen Einzelhandel auf ein doch sehr verhaltenes Geschäft hindeuten, haben wir unsere Schätzungen für LUDWIG BECK leicht angepasst. So rechnen wir nun im laufenden Geschäftsjahr mit einem leichten Zuwachs beim Nettoumsatz um 0,8 Prozent auf 146,7 Millionen Euro. Beim EBIT gehen wir von einer Steigerung um 3,1 Prozent auf 6,7 Millionen Euro aus. Den Jahresüberschuss nach Steuern sehen wir mit 3,7 Millionen Euro um 13,2 Prozent über dem Vorjahreswert. Bei einem geschätzten Ergebnis je Aktie von 1 Euro prognostizieren wir eine unveränderte Ausschüttung von 0,65 Euro je Aktie.
Im kommenden Geschäftsjahr 2019 erwarten wir einen Anstieg der Nettoumsätze um 1,8 Prozent auf 149,4 Millionen Euro. Auf der Ergebnisseite sehen wir weitere Fortschritte bei der Profitabilität, die das EBIT um 14,2 Prozent auf 7,6 Millionen Euro voranbringen sollten. Beim Jahresüberschuss nach Steuern prognostizieren wir einen Zuwachs auf 4,3 Millionen Euro entsprechend einem Ergebnis je Aktie von 1,16 Euro. Dabei können wir uns eine Dividendenerhöhung auf 0,70 Euro je Aktie vorstellen.
Aktie weiterhin einen Blick wert
Dem anhaltend herausfordernden Marktumfeld im Modebereich (Stichwort: Online-Handel) setzt LUDWIG BECK seine starke Präsenz am Münchner Marienplatz entgegen. Das Kaufhaus stellt nicht nur für die Münchner, sondern auch für viele Touristen einen wichtigen Anlaufpunkt dar. Die aktuell erfolgende direkte Anbindung an die Fußgängerzone sollte sich künftig ebenfalls positiv auswirken. Mittelfristig positiv dürften sich auch die weiter wachsende Bevölkerungszahl der Metropolregion München und die für Mitte der 2020er-Jahre vorgesehene Fertigstellung der zweiten S-Bahn-Stammstrecke auswirken.
Bei WORMLAND hat das Unternehmen weiterhin eine Menge Arbeit und in gewisser Weise auch einen Weg bergauf vor sich. In diesem Rahmen dürfte es nach unserer Einschätzung auch zur Schließung von Filialen kommen. Auf der anderen Seite halten wir auch durchaus die Eröffnung zumindest einer Filiale am historischen Standort in Köln für realistisch und denkbar. In der Domstadt ist WORMLAND derzeit nicht vertreten, aber aus der Vergangenheit noch ein „Begriff“ bei der Kundschaft. Insgesamt gehen wir in den kommenden Jahren von einer sukzessiven Verringerung der Verluste bei WORMLAND aus, der Break-even dürfte aber frühestens im Jahr 2020 erreichbar sein. Positiv gestimmt sind wir dagegen beim Online-Shop, der zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Nicht zufriedenstellend ist gegenwärtig indes die Entwicklung des Aktienkurses. Die letzten Monate bescherten den Investoren einen Rückgang von rund 32 Euro auf zwischenzeitlich unter 26 Euro. Seitdem hat sich die Notierung wieder erholt. Die eher vorsichtigen Schätzungen für das Gesamtjahr 2018 lassen aber durchaus Chancen für eine positive Überraschung.
Trotz des anspruchsvollen Marktumfelds sehen wir LUDWIG BECK sehr gut positioniert. Auf mittlere Sicht rechnen wir wieder mit deutlich steigenden Ergebnissen, sobald es gelingt, WORMLAND in die Gewinnzone zu führen. Das Segment LUDWIG BECK mit dem Kaufhaus der Sinne am Marienplatz liefert unverändert solide Ergebnisse. Darüber hinaus verfügt die Gesellschaft mit dem Kaufhaus im Immobilienvermögen über hohe stille Reserven, sodass die Marktkapitalisierung bereits weitgehend abgedeckt ist.
Auf Basis des von uns geschätzten Gewinns für 2019 liegt das KGV aktuell bei 24,6. Daneben bietet der Titel noch eine Dividendenrendite von ordentlichen 2,3 Prozent. Aufgrund der soliden Aufstellung in Verbindung mit der wertvollen Immobilie am Marienplatz belassen wir unser Kursziel bei 33 Euro und bekräftigen auch unsere Einschätzung, die LUDWIG-BECK-Aktie zu „kaufen“.