Alles für die Fans

DRESSLER soll auf der Fläche nach vorne gebracht werden. Auch im Export ist ein möglichst kompletter Markenaufbau im Umfeld von Brands wie LATORRE, CANALI oder TAGLIATORE, aber auch ARMANI wichtig. Bilder ©DRESSLER

Autor: Markus Oess
Mit neuem CEO, klarem Designkurs und strategischer Flächenpolitik arbeitet DRESSLER an der Überführung klassischer Männerbekleidung in eine modern interpretierte Premiumwelt. Im FASHION-TODAY-Gespräch erklären CEO Thomas Jaeger und Head of Design Christian Fenske, wie das gelingen soll. Zudem geben die beiden eine Wasserstandsmeldung, wo die Marke heute steht.

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Mehr DRESSLER für das gleiche Geld. Wir haben die Preisstruktur nicht verändert.“ Thomas Jaeger, Geschäftsführer DRESSLER ©Schampus-Photography

FASHION TODAY: Thomas, du bist ja jetzt schon eine Weile dabei. Gab es mehr Kurskorrekturen oder war es doch mehr Finetuning bei deinem Amtsantritt?
Thomas Jaeger: „Kurskorrekturen waren nicht notwendig. Im Gegenteil, das Team hat eine hervorragende Arbeit geleistet und ich habe eine intakte Marke mit einer sauberen Positionierung und marktfähiger Kollektion angetroffen. Die Passformen wurden überarbeitet und ein neues Branding eingeführt. Nun werden wir darauf aufbauen, die Stärken weiter stärken und die Potenziale der Marke weiterentwickeln. Konkret geht es darum, unsere Marktstellung im Anzug- und Sakkobereich zu festigen und gleichzeitig über die Erweiterung des Sortiments stärker in Richtung Total Look zu gehen. Wir wollen DRESSLER auf der Fläche nach vorne bringen. Auch im Export ist ein möglichst kompletter Markenaufbau im Umfeld von Brands wie LATORRE, CANALI oder TAGLIATORE, aber auch ARMANI wichtig.“

Eine Premiummarke mit einem Hauch von Luxus – klassisch, mit einer Top-Passform. Diesen Approach haben wir in eine moderne Sprache übersetzt.“ Christian Fenske; Head of Design 

FT: Wo steht DRESSLER heute im Vergleich zu vor einem Jahr und wo soll die Marke mittelfristig stehen?
Christian Fenske: „DRESSLER ist im Markt fest etabliert und die Neuausrichtung der Marke, die wir vor einiger Zeit angeschoben haben, macht sich inzwischen positiv bemerkbar. Wir sind eine Premiummarke mit einem Hauch von Luxus – klassisch, mit einer Top-Passform. Diesen Approach haben wir in eine moderne Sprache übersetzt, ohne unseren Markenkern zu verwässern.“
Thomas:
 „Jetzt geht es darum, über weitere Produktgruppen wie Strick, Hemd und vor allem Outerwear für noch mehr Sichtbarkeit im Markt und auf der Fläche zu sorgen. Klassisch angezogen sein mit einer Topqualität und Performance from Work to Weekend – das werden wir bieten!“

FT: Was heißt das in der modischen Ausrichtung der Kollektion?
Thomas: „DRESSLER steht für klassische Anzüge mit einem typischen Fit und modischer Aussage. Unsere Kunden sind informierter und aufgeklärter als früher. Wir sprechen daher nicht mehr von einer Ziel-, sondern von einer Stilgruppe. Das können Vater und Sohn im Vorstand oder in der Geschäftsführung des eigenen Unternehmens sein – junge Topmanager, die gut angezogen sein wollen und Spaß daran haben. Wir verbinden Generationen. Es geht um die Lebenseinstellung, die im Kleidungsstil zum Ausdruck kommt.“
Thomas: „Wenn wir von Modernität sprechen, meinen wir natürlich nicht Schlaghosen und wilde Farben. Wir bleiben unserer DNA treu, bieten aber Alternativen zur Businesswear. Durch vielfältige, neu gedachte Kombinationsmöglichkeiten – etwa mit Shirts und Shorts – bekommt ein Anzugsakko einen entspannten Look. Oder du gehst in Anzughose und Overshirt abends in die Stadt. Darum geht es.“

FT: Das neue Branding war unter anderem auch der Internationalisierung geschuldet. Könnt ihr eine Wasserstandsmeldung geben?
Christian: „Im Export haben wir den Vorteil, nicht in eine Schublade gesteckt zu werden. DRESSLER ist mit dem neuen Logo eingängiger im Auftritt. Dieses Markenversprechen müssen wir aber auch in der Kollektion einlösen. Ich denke, das ist uns gelungen. International kamen der Relaunch und die Neuausrichtung gut an. Wir machen aktuell rund 50 Prozent unseres Ordergeschäfts im Ausland. Besonders in den Niederlanden, Belgien, Österreich und der Schweiz spüren wir steigendes Handelsinteresse.“
Thomas:
 „Ich sehe durchaus weiteres Potenzial in Osteuropa, aber auch in Ländern wie Spanien und Frankreich. Wir dürfen uns nicht verzetteln, sondern müssen die Länder strategisch angehen. Wir betrachten jeden Markt einzeln. Aber auch in Deutschland/Schweiz/Österreich sehe ich noch Wachstumschancen.“

FT: Ist der Anzug tot, scheintot oder führen wir gerade Scheingefechte?
Christian: Der Anzug durchlebte immer Höhen und Tiefen. Ganz weg war er nie – und er wird auch in 20 Jahren noch getragen werden. Ob er dann modisch noch so aussieht wie heute, weiß ich nicht. Der Anzug passt sich an: neue Qualitäten, neue Funktionen oder modische Ansprüche. Genau das erleben wir gerade.“

FT: Wie kamt ihr dann aus der letzten Order raus?
Thomas: Wir haben die Winterorder mit einem hohen einstelligen Plus abgeschlossen. Auch unser NOS mit einem Umsatzanteil von rund 35 bis 40 Prozent verzeichnet Zuwächse – der Export lebt stärker von der Order als der Heimatmarkt. Das hat mich gefreut, denn es zeigt, dass wir mit DRESSLER in anspruchsvollen Zeiten auf dem richtigen Weg sind.“

„Der Anzug war nie wirklich weg.“

FT: Was läuft bei den Systemflächen, die ihr forcieren wollt?
Thomas: „Neben der Outerwear sind Systemflächen unsere zweite wichtige Wachstumssäule – besonders im Inland. Die Flächen im KaDeWe, bei OBERPOLLINGER und P&C funktionieren. Es ist an der Zeit, die Flächen in der DACH-Region und im Export systematisch auszurollen. Wir spüren wachsendes Interesse aus dem Handel. Am Ende sind es die Menschen, die Dinge voranbringen. Jede Fläche ist für uns ein Schaufenster in die Welt. Diese Präsenz können wir aktuell nicht durch Werbung erzeugen – dafür wären die Investitionen zu hoch. Deshalb bringt es derzeit wenig, irgendwo einen eigenen Store zu eröffnen.“
Christian:
 „Alles steht und fällt mit dem Produkt. Ich bin sicher, dass wir zur kommenden Sommer-Pitti ein großes Stück weiter sind und die DRESSLER-Welt noch klarer und umfassender ausformuliert haben. Wir wollen mit dem Handel gemeinsam auf der Fläche wachsen – in der Stammabteilung und auf der Systemfläche.“

FT: Gibt es eigentlich Unterschiede im Abverkauf zwischen Deutschland und dem internationalen Geschäft?
Christian: „DRESSLER ist eine Traditionsmarke in Deutschland. Der einzige Nachteil: Es bestehen feste Assoziationen. Im Ausland ist das Bild freier – Händler und Konsumenten sind unvoreingenommen. Dort wird auch etwas teurer gekauft, der Preis steht weniger im Fokus.“

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Dressler will die Shopsysteme forcieren.

FT: Im Abverkauf ist es aktuell nicht einfach. Hilft da der Premiumanspruch oder ist er hinderlich, neue Kunden zu gewinnen?
Thomas: Manche Marken leben von unbegrenzter Fantasie – aber auch im Luxussegment werden nicht alle Preise mitgegangen. Das kann für uns eine Chance sein, denn qualitativ können wir mithalten.“

FT: Was steht für die neue Saison an?
Christian: Wir werden neben dem Anzug weitere Produktgruppen stärken und das Angebot runder gestalten – Stichworte sind Travel, Total Look und Hybrid-Modelle.“

FT: Heißt das mehr DRESSLER für mehr Geld?
Thomas: Mehr DRESSLER für das gleiche Geld. Wir haben die Preisstruktur nicht verändert.“

FT: Was plant ihr für dieses Jahr und was für 2026?
Thomas: „Wir wollen in etwa der Größenordnung der letzten Winterorder weiterwachsen. Durch die Stärkung des Kernsortiments und den Ausbau der Outerwear erwarte ich neue Impulse.“

FT: Schauen wir auf das Jahr 2030, dann wird …?
Thomas: „Dann wird DRESSLER 101 Jahre alt sein.“
Christian: Modern, zeitgemäß und immer mehr neue Fans, die Look, Stil und Qualität made by DRESSLER schätzen.“

Hintergrund

Die Marke DRESSLER (Dressler Bekleidungswerke Brinkmann GmbH & Co. KG) gehört zur bugatti Holding Brinkmann mit Sitz in Herford. Das Unternehmen wurde 1929 gegründet und ist seit 2004 Teil der Holding. Zum Jahresbeginn 2025 übernahm Thomas Jaeger die Geschäftsführung. Er bringt über 20 Jahre Erfahrung in Marketing und Vertrieb mit – unter anderem als Managing Brand Director von STRELLSON sowie als CEO der Marke Jet Set, deren Relaunch er verantwortete.

Bereits seit Mai 2020 ist Christian Fenske Head of Design bei EDUARD DRESSLER. Er kam von Marken wie HUGO BOSS, JOOP! und CoSTUME NATIONAL und ist seit vielen Jahren im Unternehmen. Die stilistische Ausrichtung der Marke verantwortet er über sämtliche Produktgruppen.

DRESSLER hat in den letzten Jahren in Markenauftritt, Design und Branding investiert. Ein Logo-Relaunch ist abgeschlossen, die neue Markenwelt wird auf der Fläche sukzessive ausgerollt. Ein zentraler Baustein der strategischen Weiterentwicklung ist die Flächenpräsenz beziehungsweise der Ausbau der Präsenz in den Stammabteilungen sowie der Systemflächen, unter anderem bei KaDeWe, OBERPOLLINGERund P&C. Parallel stärkt das Unternehmen die Internationalisierung. Die Rückkehr auf die Pitti Uomo in Florenz im Januar 2024 nach zehn Jahren markierte dabei einen wichtigen Schritt. Die Exportquote liegt laut Unternehmen aktuell bei über 50 Prozent – Tendenz steigend.