Parallelwelten

Fast Fashion

Trends werden unlängst nicht mehr nur von einer Richtung ausgehend losgetreten, so von großen Modehäusern, sondern von allen erdenklichen Richtungen. ©unsplash
Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen
In Zeiten von Social Media sind wir einer regelrechten Flut von immer schneller wechselnden Modetrends ausgesetzt. Parallel dazu setzen sich Bewegungen kontra Trends durch. Eine Sprecherin von H&M hat uns Statements zum Thema gegeben.

Es gibt Megatrends, Makrotrends und Mikrotrends. Zudem treten Influencer-Trends, Designertrends, Straßentrends und Markentrends in Erscheinung. Boho, Businesscore, No Pants Style, Dark Romance, Grandpa Look und Demure Dressing sind nur einige zu nennende Trendtitel, die derzeit im Umlauf sind. Zusammengefasst: Es ist heutzutage nicht einfach, in Sachen Trends den Überblick zu behalten. Denn die Mode und ihre Tendenzen haben eine Demokratisierung erfahren. Entsprechend präsentiert sich die Bandbreite. Trends werden unlängst nicht mehr nur von einer Richtung ausgehend losgetreten, so von großen Modehäusern, sondern von allen erdenklichen Richtungen. Social Media spielen eine essenzielle Rolle. Die sozialen Netzwerke bilden ein Tor zur globalen Modewelt, über das de facto jeder Endverbraucher Trends setzen kann, vor allem Mikrotrends spielen in diesem Kontext eine Rolle. Und neu aufkommende Tendenzen können über die Plattformen in einer ungeheuren Geschwindigkeit unerwartete Größen erreichen, rasant viral gehen. Doch so schnell sich diese ihren Weg in eine modeinteressierte Öffentlichkeit bahnen, so schnell können sie auch schon wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Schnelllebigkeit prägt das Trendaufkommen in der Social-Media-Welt.

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Ultra-Fast-Fashion-Konzerne wie SHEIN springen auf den Zug auf. Sie leben von einer hohen Flexibilität, Trends aufzunehmen, umzusetzen und umgehend zu einem kleinen Preis in den Verkauf zu geben, ausdrücklich mit Blick auf die Entwicklungen in den sozialen Kanälen. Es geht um möglichst unmittelbaren Konsum, Aspekte um Nachhaltigkeit und Langlebigkeit spielen hier keine Rolle. Tatsächlich fand die Studie „Social-Media-Atlas 2024“ im Auftrag von PER Agency und toluna in einer deutschlandweiten Umfrage heraus, dass Social-Media-Plattformen mit ihren Influencern den größten Einfluss beim Kauf von Mode, Kleidung und Accessoires ausüben. Es gaben 24 Prozent der Befragten an, sich zumindest gelegentlich von ihnen inspirieren zu lassen. Dies gilt vor allem für die Generation Z (45 Prozent) und die Generation Y (31 Prozent).

Parallel dazu sind für Konsumenten mehr andere Aspekte für ein Produkt von Bedeutung als Trendaffinität. In einer Gegenbewegung machen so Marken und Kollektionen auf sich aufmerksam, die bewusst auf ein betont trendorientiertes Design verzichten und dies demonstrativ nach außen kommunizieren, ja, zur markeneigenen DNA erheben. Zeitlose Schnitte, schlichte Farben und Uni-Oberflächen bestimmen weitgehend das Bild. Wenn in diesem Zusammenhang nicht gleich ganz und gar nachhaltig gefertigt wird, zählt für den Look auf dieser Gegenspur eindringlich das Argument der Saisonunabhängigkeit und Beständigkeit, eine eigene Handschrift und Wiedererkennungswert stehen im Fokus. Als Beispiele sind hier nicht nur grüne Independent Labels anzuführen, sondern auch Marken der Marktmitte und Filialisten wie UNIQLO, die eine zurückgenommene Designsprache wählen, um trendgestressten Konsumenten eine weniger kurzlebige Alternative zu bieten.

„Wir möchten unsere Kundinnen und Kunden dazu inspirieren, nachhaltige Entscheidungen zu treffen!“

FASHION TODAY hat beim schwedischen Filialisten H&M nachgefragt, wie Trends recherchiert und auf den Weg gebracht werden. Hier sind die Antworten:

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©H&M

FASHION TODAY: Welche Wege nutzen Sie, um Trends für sich zu entdecken?
H&M: „Bei H&M bieten wir Mode und Qualität zum besten Preis auf nachhaltige Weise. Wir demokratisieren Design, indem wir unseren Kundinnen und Kunden weltweit hochwertige Kollektionen und Erlebnisse bieten. Nach umfangreicher Recherche, zum Beispiel über Messen, Reisen, Street Style, Musik, Film, Kunst, Ausstellungen und Modegeschichte, und globalem Trendscouting kreieren wir mit unseren eigenen kreativen Designerinnen und Designern sowie Teams unsere einzigartigen Kollektionen.“ 

Wie setzen Sie Trends in Ihren Kollektionen um?
„Wir bedienen hauptsächlich zwei Saisons, Herbst/Winter und Frühjahr/Sommer, aber beschränken unser Modeangebot nicht auf eine bestimmte Anzahl von Kollektionen pro Jahr. 

Die Planung für die kommende Saison beginnt in der Regel früh, bis zu anderthalb Jahre im Voraus, um die Produktionskapazität zu sichern. Um jedoch sicherstellen zu können, dass wir schneller auf Trends reagieren und diese auch in einem deutlich kürzeren Zeitraum unseren Stores anbieten können, stärken wir unsere Partnerschaften mit weniger und besseren Lieferanten fortlaufend und stellen dabei das Produkt und die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden stets in den Mittelpunkt.“  

Welchen Stellenwert nehmen Trends für Sie ein?
„Es ist Teil unserer Identität als Marke, Trends schnell aufzugreifen und unser Angebot an die Bedürfnisse unserer Kundschaft anzupassen. Zugleich möchten wir unsere Kundinnen und Kunden jedoch dazu inspirieren, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Wir unterstützen keine Wegwerfmentalität und sind fest davon überzeugt, dass Kleidungsstücke geschätzt werden sollten, unabhängig von ihrem Preisschild. Daher müssen alle Produkte der H&M GROUP zweckmäßig, langlebig, gut verarbeitet und funktional sein, gut passen, frei von schädlichen Chemikalien und sicher zu tragen sein.“