
Autor: Markus OessRegine Schöllkopf-Pinakidis hat jüngst die Position der Chief Executive Officer (CEO) bei der OUTLETCITY AG übernommen. Die Managerin hat sich innerhalb von zwölf Jahren an die Spitze des Unternehmens gearbeitet. Schöllkopf-Pinakidis war zuletzt als Chief Operating Officer (COO) maßgeblich an der Weiterentwicklung der OUTLET/CITY METZINGEN beteiligt. Im Interview spricht sie über ihren Karriereweg, Herausforderungen und die Zukunft des Unternehmens.
FASHION TODAY: Regine, Congrats noch mal für den neuen Posten. Jetzt bist du ganz oben angekommen. War das so angedacht, als du 2013 in Metzingen gestartet bist?
Regine Schöllkopf-Pinakidis: „Mir war schon immer sehr wichtig, wertstiftende Arbeit zu leisten und meinen Teil dazu beizutragen, ein Unternehmen und Menschen weiterzuentwickeln und dabei den Fokus aufs ‚Tun‘ zu legen. Das gab und gibt mir noch heute Energie und bringt mir sehr viel Freude. Eine Weiterentwicklung oder ein beruflicher nächster Schritt kam bei mir tatsächlich immer dann, wenn ich nicht damit gerechnet habe.
Ich war schon immer zielstrebig, willensstark und diszipliniert. Rückblickend würde ich sagen, dass der Wunsch, eine höhere Führungsrolle zu übernehmen, immer da war – dass es so weit geht, damit habe ich nicht gerechnet.
Ich habe Chancen genutzt, Herausforderungen angenommen und mich kontinuierlich weiterentwickelt. Dass ich heute an der Spitze eines so dynamischen Unternehmens stehen darf, ist ein tolles Gefühl – aber für mich vor allem eine spannende Aufgabe mit viel Verantwortung für die Zukunft der OUTLETCITY AG.“
Andere wechseln öfter das Unternehmen, um die Karriere zu beschleunigen. Wäre das für dich eine Option gewesen?
„Mir geht es um Leidenschaft und darum, täglich für etwas loszugehen, für das ich brenne. Der Spirit der OUTLET/CITY METZINGEN hat mich von Tag eins an begeistert – und dieses Gefühl hat mich nie losgelassen. Ich glaube fest daran, dass echte Weiterentwicklung nicht nur durch einen Unternehmenswechsel entsteht, sondern vor allem durch das kontinuierliche Gestalten und Wachsen und die Passion an dem, was man tut. Das hat für mich wenig mit Betriebszugehörigkeitsdauer zu tun. Heute kann ich sagen: Meine Passion für dieses Unternehmen ist stärker denn je und ich bin auch persönlich genau dort angekommen, wo es sich richtig anfühlt.“
Wenn du zurückblickst, würdest du sagen, du musstest als Frau mehr leisten als deine männlichen Kollegen, um den Weg an die Unternehmensspitze zu schaffen?
„Nein, das würde ich so nicht sagen. Aber ich hatte das große Glück, auf meinem Weg viele wertvolle Unterstützer an meiner Seite zu haben. Hervorzuheben an der Stelle ist Reinhard Keuerleber, der ehemalige Repräsentant des Vorstands der OUTLETCITY AG, der ein wichtiger Fürsprecher war und der meine Meinung immer wieder aktiv einholte. Und Wolfgang Bauer, ehemaliger CEO der OUTLETCITY AG, der mich als Mentor auf meinem Weg begleitet und gefördert hat. Solche Unterstützer sind unglaublich wertvoll – unabhängig vom Geschlecht. Letztlich zählen Leistung, Engagement und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.“
„Outlets sind für viele Marken ein wichtiger Vertriebskanal, um Vorsaisonware gezielt abzusetzen.“
Irgendwelche Tipps für Frauen, die das auch schaffen wollen?
„Meine drei Toptipps? Erstens: das Ego ablegen – dann kommt vieles ganz von allein. Ob Mann oder Frau, der Schlüssel zum Erfolg liegt in der richtigen Einstellung und einer klaren Vision in Bezug auf die Sache und eben nicht auf sich selbst. Rückblickend verbinde ich meine Zeit bei der OUTLETCITY AG mit großartigen Menschen und besonderen Momenten – aber auch mit vielen Herausforderungen außerhalb meiner Komfortzone.
Zweitens: Ein stabiles Mindset, echte Leidenschaft für das, was man tut, und eine klare Struktur im Alltag sind für mich essenziell. Eine fest etablierte Routine hilft mir dabei enorm – der richtige Mix aus Beruf, Familie und Sport ist entscheidend. Mein persönlicher Leitsatz, den ich mir immer wieder vor Augen führe, stammt von Steve Jobs: ‚The only way to do great work is to love what you do.‘
Drittens: den Perfektionismus ablegen. Ich bin Mutter, Ehefrau und auch noch die private Regine. Wir Frauen denken oft, wir können die Dinge nicht gut genug. Wir sollten das Glas viel öfter halb voll sehen als halb leer. Denn meist kommt es nur uns selbst ,halb leer‘ vor, während uns das Umfeld ganz anders sieht.“
Kommen wir zum Unternehmen. Wie läuft es aktuell?
„Die Rahmenbedingungen in der Welt sind aktuell sehr herausfordernd. Ich kann dennoch sagen, dass wir mit der aktuellen Entwicklung sehr zufrieden sind.“
Was peilt ihr in diesem Jahr an?
„2025 wird ein spannendes Jahr! Für unsere Gäste haben wir neue Formate entwickelt, die das Einkaufserlebnis noch exklusiver und abwechslungsreicher machen. Darunter bauen wir zum Beispiel unsere Sample Sales weiter aus. Der erste Testlauf im vergangenen Jahr war ein voller Erfolg.
Außerdem stehen regelmäßige Late Night Shoppings mit Rabatten von bis zu 80 Prozent auf dem Programm sowie Flash Deals vor Ort mit stündlich wechselnden Angeboten. Digital setzen wir ebenfalls neue Akzente: Unser Online Shop hat einen eigenen Designerbereich erhalten, in dem hochwertige Artikel internationaler Topmarken zu finden sind. Und nicht zuletzt investieren wir in unsere digitale Präsenz – im Frühjahr launchen wir unsere Website in einem frischen, modernen Look.
Kurzum: 2025 wird das Shopping-Erlebnis in der OUTLET/CITY METZINGEN noch attraktiver – und zwar Omnichannel ‒ vor Ort und online.“
Es ist eine Weile her, dass wir uns zuletzt im November 2022 gesprochen hatten. Was ist bisher passiert?
„Seit unserem letzten Gespräch im November 2022 hat sich einiges getan! Damals haben wir noch über die Strategie eines Hotels gesprochen, heute verfügen wir bereits über Erfahrungswerte. Denn ein großes Highlight war die Eröffnung des moxy HOTELs im Dezember 2023, das unser Shopping-Erlebnis perfekt ergänzt und Gästen mit über 200 Zimmern eine moderne, stylishe Übernachtungsmöglichkeit direkt vor Ort bietet. Im selben Atemzug haben wir das neue Outletcity Welcome Center eröffnet – ein zentraler Anlaufpunkt mit exklusiven Special Services wie unserem VIP-Bereich The Lounge, The Gallery, einem Veranstaltungsraum, einem Museum und weiteren Angeboten wie Personal Shopping, die das Einkaufserlebnis noch komfortabler und individueller machen.
Auch unser Markenportfolio ist weiter gewachsen: Mittlerweile sind wir bei über 170 Marken angekommen – und das bei aktuell voller Vermietung. Das hebt noch mal deutlich hervor, wie stark die OUTLET/CITY METZINGEN als Standort gefragt ist.“
Gibt es weitere Veränderungspläne?
„Wenn ich etwas in den letzten zwölf Jahren gelernt habe, dann, dass die OUTLET/CITY niemals stillsteht. Man darf gespannt sein.“
Im Augenblick gibt es eine Konjunkturflaute. Die Menschen kaufen weniger und sparen das Geld. Heißt das im Umkehrschluss, das Warenangebot steigt generell bei euren Mietern?
„Outlets sind für viele Marken ein wichtiger Vertriebskanal, um Vorsaisonware gezielt abzusetzen. Wie viel Ware verfügbar ist, variiert von Marke zu Marke. Wir sind durch eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Markenpartnern natürlich bestrebt, ein hervorragendes Angebot am Point of Sale und online zu präsentieren. Wir bieten unseren Markenpartnern eine Vielzahl von Kooperationsmöglichkeiten – sei es stationär durch einen Store, den Ankauf von Ware für unseren Online Shop oder über unser neues Marktplatzmodell im Online Shop. So schaffen wir gemeinsam Mehrwert – für unsere Gäste, unsere Partner und die OUTLET/CITY als Ganzes.
Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten kommt uns unser Geschäftsmodell zugute: Ganzjährige Preisreduzierungen von bis zu 70 Prozent sind ein starkes Argument für preisbewusste Konsumenten. Der Preis ist einer unserer wichtigsten Differenzierungsfaktoren. Gleichzeitig setzen wir konsequent auf ein attraktives Markenportfolio – denn für unsere Gäste, ob vor Ort oder online, zählen sowohl der Preis als auch die Marke.“
Der Tourismus ist ein wichtiger Faktor für Metzingen. Nun sieht es aber weltpolitisch nicht eben so rosig aus. Rechnest du mit sinkenden Besucherzahlen aus dem Ausland, insbesondere aus Asien beziehungsweise China?
„Die weltpolitische Lage beeinflusst das Reise- und Konsumverhalten. Natürlich beobachten wir Marktverschiebungen, aber auch neue Chancen. Während der Covid-Pandemie ist der chinesische Markt durch Reisebeschränkungen zum größten Teil weggefallen und wir sind in diesem Quellmarkt auch heute noch nicht vollständig zur alten Stärke zurückgekehrt. Wir hielten unsere touristischen Aktivitäten auch während der Pandemie auf einem sehr hohen Niveau, da wir stark an das Potenzial des Marktes in Zukunft glauben.
Gleichzeitig gibt es positive Entwicklungen in Bezug auf neue Märkte: Indien und die Türkei haben sich zum Beispiel in dieser Zeit etabliert, sodass wir heute deutlich mehr Gäste aus diesen Regionen begrüßen dürfen. Gleichzeitig beobachten wir eine Erholung des chinesischen Marktes und wir sehen wieder vermehrt asiatische Gäste auch aus anderen Regionen wie Thailand, Singapur, Philippinen, Indonesien oder Malaysia.
Der internationale Tourismus ist und bleibt ein wichtiger Faktor für die OUTLET/CITY und wir stellen uns flexibel auf Marktveränderungen ein – mit maßgeschneiderten Angeboten für unsere internationalen Gäste.“
Hintergrund
Regine Schöllkopf-Pinakidis hat vor wenigen Wochen die Position der Chief Executive Officer (CEO) bei der OUTLETCITY AG übernommen. Sie ist seit 2013 in leitenden Funktionen im Unternehmen tätig und war zuletzt als Chief Operating Officer (COO) maßgeblich an der Weiterentwicklung der OUTLET/CITY METZINGEN beteiligt.
An ihrer Seite bleibt Michael Henseling, der seit 2000 als Chief Financial Officer (CFO) zur Unternehmensführung gehört. Gemeinsam bilden sie das neue Führungsteam der OUTLETCITY AG. Wolfgang Bauer, Mitgründer der OUTLETCITY AG und langjähriger CEO, scheidet aus der operativen Leitung aus, bleibt dem Unternehmen jedoch als Mitglied des Aufsichtsrats und Berater verbunden.