Weiteres Wachstum

IFCO

Mit einem Zuwachs von 5,3 Prozent auf 33.788 Besucher im Vergleich zum Vorjahr gewinnt die IFCO auch hinsichtlich der internationalen Resonanz unter den Besuchern weiter an Bedeutung. Alle Bilder ©FT

Autor: Markus Oess
Mit der siebten Ausgabe der Istanbul Fashion Connection (IFCO) festigt die Plattform ihre Position als internationaler Treffpunkt der Modebranche. Vom 5. bis 8. Februar 2025 präsentierten über 500 Aussteller aus allen Modesegmenten ihre Kollektionen im Istanbul Expo Center. Die Messe zog 33.788 Besucher aus 151 Ländern an. Im zurückliegenden Jahr verzeichneten die Textil-Exporte der Türkei indes einen Rückgang. Dennoch sind die Vertreter der türkischen Bekleidungsindustrie überzeugt, die Wachstumsdelle mehr als auszugleichen und auf den Wachstumspfad zurückzukehren.

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Mit einem Zuwachs von 5,3 Prozent auf 33.788 Besucher im Vergleich zum Vorjahr gewinnt die IFCO auch hinsichtlich der internationalen Resonanz unter den Besuchern weiter an Bedeutung. Laut Veranstalter reiste das Publikum aus dem Mittleren Osten (32,5 Prozent), Asien (25,1 Prozent) und Europa (23,1 Prozent) an. Aber auch Einkäufer aus den USA, Südamerika und Australien würden verstärkt an der Messe teilnehmen, so die offizielle Statistik. „Die Türkei ist weltweit der sechstgrößte Bekleidungslieferant und drittgrößter Exporteur in die EU mit einem Marktanteil von 3,5 Prozent. Unser Ziel ist es, Istanbul als globalen Fashion Hub zu etablieren. IFCO spielt dabei eine Schlüsselrolle“, betont Mustafa Gültepe, Präsident von TİM & İHKİB.

International erfolgreich: Tuba Ergin (re.) mit ihrer Schwester 

Die Istanbul Fashion Connection (IFCO) wird von der İstanbul Apparel Exporters’ Association (İHKİB) organisiert. İHKİB ist eine der führenden Organisationen der türkischen Textil- und Bekleidungsbranche und setzt sich für die Förderung der türkischen Modeindustrie auf internationalen Märkten ein. Die Messe wird zudem von der Türkiye İhracatçılar Meclisi (TİM), dem Dachverband der türkischen Exporteure, unterstützt. Folgerichtig bot die Messe einen Überblick über die türkische Modebranche.

Gutes türkisches Design …“ Gökhan Yavaş

In The Core Istanbul, ursprünglich Teil der Istanbul Fashion Week, stellten über 25 Designer ihre Kollektionen vor. Namen wie MAISON KAIROS, BIANCO E NERO oder TUBA ERGIN präsentierten ihre neuesten Entwürfe und knüpften wertvolle Kontakte mit internationalen Einkäufern. Aber noch sind für so manche Designer die Geschäfte überschaubar, geht das meiste über die heimischen Kunden auf Bestellung im Atelier/Laden oder über den Onlineshop beziehungsweise Plattformen wie Etsy oder trendyol. So arbeitet auch Gökhan Yavaş mit seiner gleichnamigen Marke. 2017 hatte er über die Istanbul Fashion Academy an der Istanbul Fashion Week teilgenommen. Ein Jahr später gründete er sein eigenes Label. Die Kollektion umfasst Jacken, Knitwear, Shirts, Denim und so weiter. 50 Teile für den Retail, etwa 80 für den Runway. Immerhin arbeitet Gökhan mit zwei Wholesale-Kunden zusammen. Für einen Anzug fallen mal 460 Euro an, es gibt aber auch welche für 260 Euro. Ein Ledermantel kostet 420 Euro, ein Jersey-Hoodie knapp 68 Euro. Er sei happy, sich hier auf der IFCO präsentieren zu können. Er habe auch schon Gespräche mit Einkäufern geführt, sagt er. Gökhan will auf jeden Fall wiederkommen. „Es gibt gutes türkisches Design“, sagt er, „aber es gibt noch viel Aufklärungsarbeit zu tun. Das größte Problem sind gar nicht mal die Kosten und die Inflation, sondern die Wahrnehmung: Der Handel sieht die türkischen Designer nicht.“

Die Womenswear-Marke Ryder Act, gegründet von Kübra Demir, steht seit neun Jahren für nachhaltige, handgefertigte Mode aus 100 Prozent Bio-Baumwolle und Leinen. Jedes Stück wird in kleinen Dörfern von Frauenkooperativen gefertigt. Nach dem Erdbeben in der Türkei stellte die Designerin die Produktion um – weg von der Fabrik hin zu nachhaltigen Kooperationen. Wegen der traditionellen Fertigung ist Ryder Act auch international unterwegs. Die ersten großen Bestellungen kamen aus dem Libanon, heute ist die Marke auch in den USA und Deutschland verfügbar. Bis letztes Jahr war sie auf zalando vertreten. Heute konzentriert sich die Marke auf Direktverkäufe und exklusive Kooperationen – darunter mit Luxushotels wie dem Four Seasons Istanbul. Die Großhandelspreise liegen zwischen 50 und 300 US-Dollar, im Einzelhandel starten die Preise ab 75 US-Dollar. Mit einem Atelier in Istanbul und New York plant Ryder Act, weiter international zu wachsen.

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Slow Fashion aus Istanbul, Ayşegül Konuloğlu mit 2be4a

Die Designerin sieht The Core damit als weitere Möglichkeit, internationales Publikum zu erreichen. Das will auch Ayşegül Konukoğlu mit ihrer 2022 gegründeten Denim-Marke 2be4A. Derzeit exportiert sie 20 Prozent ihrer Ware, unter anderem nach UK. Konukoğlu produziert Slow Fashion. Große Teile der Denim-Teile werden bereits aus recycelter Baumwolle gefertigt. Der EK liegt bei 50 bis 120 US-Dollar. Die Kalkulation beginnt bei 2,0. „Die Türkei ist auf einem guten Weg“, sagt die Designerin. Ihr Denim-Lieferant ISKO könne schon die EU-Standards erfüllen. Sie wollte auch gar nicht auf die Designer Area, sondern hier in den Denim-Bereich. „Hier geht mehr“, sagt sie. Neben heimischen Einkäufern kamen auch Interessenten aus Südafrika, Russland, Südamerika und Middle East. Und Deutschland? „Ihr Sales Manager spricht fließend Deutsch“, antwortet sie, „wäre also kein Problem.“

Messerundgang

Für eine neue Saisonale Taktung. Halid Mohammed von JAKAMEN

Auch führende Retail-Marken wie JAKAMEN, Sabri Özel und DAMAT waren vertreten. Besonders der Bereich IFCO Brands erwies sich als wichtige Plattform für große Retail-Brands, die gezielt internationale Geschäftspartner suchten. Halid Mohammed ist Agent und vertritt JAKAMEN. Für seine Marke sei die IFCO gesetzt. Er habe den Eindruck, die Frequenz sei diesmal etwas schwächer. Man merke die globalen Herausforderungen. Gleichwohl hat er Besucher aus Russland, den arabischen Ländern und auch Osteuropa wie Bulgarien oder Rumänien getroffen, sogar aus den USA. Mohammed sieht auch ein Problem der Messen in der Saisonalität. „Eigentlich“, meint der Agent, „muss jetzt, wo der Winter zu Ende geht, Sommerware gezeigt werden und nicht Winterware, die in einem Jahr auf die Fläche kommt. JAKAMEN kann das“, sagt er und zeigt auf verschiedene Sommer-Sakkos und sogar Shorts. „Aber leider nicht alle Aussteller.“

Früher Stores in Deutschland, Necat Demirkan von NCS

Tatsächlich wird auf der IFCO auch Sommerware gezeigt. „Wir sind von Beginn an dabei. Die Messe gibt uns die Chance, Großkunden aus verschiedenen Ländern zu treffen und wertvolle Kontakte für Franchise-Partnerschaften zu knüpfen“, erklärt Nihat Onuk, Direktor für International Business Development bei DAMAT. Necat Demirkan ist der Chef von NCS. Die Menswear-Brand ist ein klassischer Vollsortimenter und operiert mit Franchise-Läden. Auch in Deutschland gab es drei Stores, die aber pandemiebedingt schließen mussten. Tenor dort: Die IFCO werde über die Zeit ihren internationalen Anspruch festigen. Ein Fernbleiben könne man sich als Marke nicht leisten, schon gar nicht, um international zu expandieren.

Ein weiteres Highlight war die IMA Trend Area, die sich dem Thema Mindscape widmete. „Die Mindscape-Kollektion verbindet technologische Innovation mit ganzheitlichem Wohlbefinden. Fortschritte in der Digitalisierung sollen das Verständnis für Geist und Seele erweitern, um persönliches Wachstum und ökologisches Bewusstsein zu fördern“, erklärt Melis Karapanca von der IMA. Es soll die enge Verbindung zwischen Umweltschutz und Selbstfürsorge herausstellen. Mindscape schaffe damit einen Raum für Achtsamkeit und Reflexion, in dem Mode mit individuellen Werten harmoniere. Sie werde zum Medium für persönliches und kollektives Wohlbefinden, führt Karapanca weiter aus.

Die nächste IFCO findet vom 20. bis 22. August 2025 statt. Mit einem erweiterten Rahmenprogramm, neuen Trendbereichen und verstärktem Fokus auf digitale Innovationen soll die Messe erneut ein wichtiger Impulsgeber für die Modebranche sein.