Geht die Wäsche baden?

Sortimente

Wäsche kann gut als Mitnahmeartikel funktionieren. Bademode erfordert dagegen gezieltere Platzierung und Beratung. ©HeungSoon auf Pixabay

Autor: Markus Oess
Bademode und Wäsche für Herren sind gängige Bestandteile des Sortiments vieler Modehändler, doch die Marktentwicklung zeigt auch Herausforderungen. Felix Groß-Vallee, Principal bei hachmeister + partner, gibt im Interview Einblicke in Trends, Umsatzentwicklungen und die Bedeutung von Innovationen in diesem Segment. Saisonale Schwankungen, Innovationen und Marktveränderungen – wie steht es um den Bereich Bademode und Wäsche?

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„Im Gegensatz zu Fußball- oder Tennisbekleidung gibt es bei Bademode nur wenige Events mit direkter Marktwirkung. Olympia oder die Schwimm-WM können punktuell die Aufmerksamkeit steigern, aber der Einfluss ist begrenzt.“ Felix Groß-Vallee ©hachmeister + partner

FASHION TODAY: Herr Groß-Vallee, wie viel ist bei der Bademode für Herren Mode und wie viel Sport? Wie ist das Jahr 2024 in den Bereichen Bademode und Wäsche gelaufen?
Felix Groß-Vallee: „Der Umsatz von Herren-Bademode ist im Jahr 2024 in unserem Panel über 36 Prozent höher ausgefallen als der Umsatz der Wassersport-Badehosen. Die Umsatzentwicklung zeigte 2024 in beiden Sortimenten einen negativen Trend mit minus 6,6 Prozent im Bereich Bademode und minus 5,3 Prozent bei Wassersport-Badehosen. Auch die Herrenwäsche war rückläufig mit minus 1,0 Prozent zum Vorjahr.“

Wer dominiert den Markt für Bademode und Unterwäsche: Sporthandel oder Modehandel?
„Der Modehandel führt im Segment der Herren-Bademode und Unterwäsche, insbesondere durch seine Vielfalt an Marken, Designs und Preisstufen. Ein Großteil des Umsatzes im Wäschemarkt fällt auf den Modefachhandel, während der Sporthandel vor allem mit funktioneller Sportwäsche und Performance-orientierter Bademode punktet. Besonders im Premium- und Lifestyle-Segment haben Modehäuser einen deutlichen Vorteil, da hier Design und Markenimage eine größere Rolle spielen als pure Funktionalität.“

Welche Besonderheiten gibt es in der Saisonalität von Wäsche und Bademode?
„Während Unterwäsche als Ganzjahresgeschäft gilt, unterliegt Bademode starken saisonalen Schwankungen. In Deutschland entfällt ein Großteil der Bademodenverkäufe auf das Frühjahr und den Frühsommer. Spontankäufe sind häufig, insbesondere vor Urlaubszeiten. Der Wäschebereich zeigt hingegen in den Wintermonaten eine erhöhte Nachfrage, insbesondere um Weihnachten herum, da hochwertige Unterwäsche auch als Geschenk beliebt ist.“

Lässt sich als Modehändler mit Bademoden und Wäsche derzeit Geld verdienen?
„Der Omnichannel-Vertrieb gewinnt zunehmend an Bedeutung, insbesondere im Bereich der Herrenwäsche. Da es sich bei Basic-Sortimenten häufig um wiederkehrende Käufe handelt, schätzen viele Männer die einfache Verfügbarkeit und den bequemen Nachschub über den Onlinehandel. Dies ermöglicht eine schnelle und unkomplizierte Bestellung, ohne auf stationäre Öffnungszeiten angewiesen zu sein.

Gleichzeitig zeigt das Abschriftenverhalten in 2024, wie stark die Saisonalität – insbesondere bei Bademode – den Markt prägt. Die Abschriftenquote stieg in der Bademode um 2,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr, bei Wassersport-Badehosen um 1,1 Prozentpunkte. Auch im Bereich Herrenwäsche war ein Anstieg um 0,7 Prozentpunkte zu verzeichnen.“

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Wer an Badehose und Boxershorts denkt, kann sich modischen Fortschritt kaum vorstellen. Auch bei den Stoffen sind die Innovationen doch kaum nötig und werden deswegen nicht vom Endkunden bezahlt. Ein Vorurteil?
„Im Bademoden- und Wäsche-Bereich gibt es immer wieder kleinere Innovationen, die sich auf Nachhaltigkeit und Komfort der Produkte beziehen. Die Veränderungen sind allerdings nicht so stark wahrnehmbar wie in anderen Sortimenten. In den Umsätzen sehen wir im modischen Bereich eine höhere Nachfrage nach Badeshorts als nach Badehosen. In der Wäsche liegen die Pants vor den Herren-Slips. Mit einem deutlich geringeren Umsatz werden die Herren-Boxer gekauft.“

„Der Modehandel führt im Segment der Herren-Bademode und Unterwäsche, insbesondere durch seine Vielfalt an Marken, Designs und Preisstufen.“

Badehosen haben auch viele Fashion-Marken im Programm, gerne auch in Lizenz. Wie hat das den Markt verändert?
„Die Verfügbarkeit von Bademode und Wäsche hat sich deutlich ausgeweitet und kennt kaum noch Grenzen. Jeder Vollsortimenter führt auch Wäsche und Bademode. Die Varianz der Modelle in diesem Bereich ist durchaus gering, die Preisspannen hingegen geben durch die verschiedenen Marken, oft auch im Premium- und Luxus-Bereich, viel Spielraum. Die Brands versuchen durch Lizenzen, einen maximalen Umsatz ins eigene Markenportfolio zu ziehen. Bademode und Wäsche sind naheliegend, um eine Lifestyle-Marke aufzuladen.“

Beim Sport sorgen Großereignisse oder internationaler Erfolg für einen Nachfrageschub. Sind Bademoden da zu nischig?
„Im Gegensatz zu Fußball- oder Tennisbekleidung gibt es bei Bademode nur wenige Events mit direkter Marktwirkung. Olympia oder die Schwimm-WM können punktuell die Aufmerksamkeit steigern, aber der Einfluss ist begrenzt. Hierbei spielt vielmehr die Strahlkraft der Marke eine Rolle, unabhängig vom Sortiment. Durch gezieltes Sponsoring im Sportbereich können auch Modemarken neue Zielgruppen erreichen.

Eine indirekte Korrelation im Freizeitsportbereich gibt es allerdings schon: Steigt das Interesse an Fitness und Outdoor-Sportarten (zum Beispiel Triathlon), wächst auch der Markt für sportliche Badebekleidung. Für den reinen Hobbysport wird aber nicht zwingend die sportliche Badehose benötigt, da im ersten Schritt oftmals die Badehose aus dem Sommerurlaub ausreicht.“

Wie viel Investition braucht ein Modehändler für Bademode und Wäsche?
„Eine zu breite Auswahl kann unrentabel sein, zumal die Konkurrenz in diesen Bereichen groß und der Verkaufszeitraum beschränkt ist. Idealerweise deckt ein Händler die Top-Passformen pro Kategorie ab. Kompetenz ist bei der Order ein großes Thema, denn man muss zwischen Bedarfs-, Sport- und modeaffinen Kunden unterscheiden.

Unterwäsche im Sortiment in Modehäusern ist durchaus sinnvoll, da das Sortiment eine geringe Fläche benötigt, aber gleichzeitig hohe Umschlagshäufigkeiten erzielen kann. Wäsche kann gut als Mitnahmeartikel funktionieren, wenn sie clever platziert wird. Bademode erfordert dagegen gezieltere Platzierung und Beratung.“