Ein neues Paar Hemden

FIL NOIR

Die neue Marke TWO FLOWERS soll eine Marktlücke schließen. ©FIL NOIR

Autor: Markus Oess
Der Hemdenmarkt steht vor Veränderungen. Steigende Kosten, veränderte Kundenansprüche und die Herausforderung nachhaltiger Produktion fordern Hersteller heraus. Heiko Storz, Inhaber der Premiummarke FIL NOIR, spricht über die aktuellen Marktentwicklungen und wie die Branche darauf reagieren kann. Und er stellt seine neue Marke TWO FLOWERS vor, die eigentlich nicht neu ist. TWO FLOWERS soll eine Marktlücke schließen und im Handel frische Impulse geben. Wie, erklärt Storz im FT-Interview.

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Wenn jede Agentur zehn bis zwölf Neukunden gewinnt, haben wir nach der ersten Runde 80 bis 100 kaufende Kunden – das ist unser Ziel und ich bin sicher, wir erreichen es“, sagt Heiko Storz über den Start von Two Flowers.

FASHION TODAY: Du hast jetzt das neue Label Two Flowers gestartet. Was steckt dahinter?
Heiko Storz: „Ich hatte vor eineinhalb Jahren einen Traum von einer italienischen Hemdenmarke namens TWO FLOWERS, die vor 20 bis 25 Jahren erfolgreich in Deutschland war. Am nächsten Morgen habe ich mir den Namen aufgeschrieben, die Markenrechte gesichert – und jetzt starten wir. Von Anfang an war klar, FIL NOIR und TWO FLOWERS vertriebsmäßig zu trennen, weshalb wir mit zwei Ausnahmen unterschiedliche Agenturen haben.“

Hat der Markt auf ein neues Label gewartet?
„Es gibt eine Lücke für coole, gewaschene Casual-Hemden in kommerziellen Preislagen zwischen 59,95 und 69,95 Euro. TWO FLOWERS spricht eine breite Zielgruppe an – vom 20-Jährigen bis zum Mitte-60-Jährigen. Die Kalkulation von 3,0 ist attraktiv. Ein Hemd für 59,95 Euro wird schneller gekauft als eines für 129,95 Euro. Erste Händler, wie ZUR BLAUEN HAND, Trier, Leffers, Bremen, JUNG, Augsburg, haben bereits erfreuliche Bestellungen aufgegeben. Dass wir direkt mit neun Agenturen starten, zeigt, dass wir die Marktlücke treffen. Unser Ziel sind Kaufhäuser in Kleinstädten und die Anschlusshäuser von KATAG, unitex und EK Retail.“

Was sagst du zu dem Argument, TWO FLOWERS sei FIL NOIR, nur günstiger?
„Natürlich erkennt man meine Handschrift. Aber wir besetzen unterschiedliche Preislagen und Marktsegmente – FIL NOIR bewegt sich eher im Umfeld von DANIELE FIESOLI oder MASON’S. Bei FIL NOIR setzen wir auf exklusivere Stoffe und feinere Details. Unser gemeinsames Designteam entscheidet gemeinsam über Stoffe und Dessins und ich habe selten ein Vetorecht.“

Wo wird produziert, woher kommen die Stoffe?
„Ein sehr guter Freund von mir hat in Bangladesch in eine GOTS-zertifizierte Produktion rund 10 Millionen US-Dollar investiert und produziert nach deutschen Standards – sowohl in der Fertigung als auch Umwelt- und Arbeitsbedingungen betreffend. Er beschäftigt 1.000 Mitarbeitende und hat für die Belegschaft drei Ärzte vor Ort. Ich selbst bin alle sechs Wochen dort. Auch die Stoffe kommen aus Asien – anders wären die Preise in dieser Qualität nicht machbar.“

Wie ist die Resonanz? Kaufen Kunden bereits?
„Die Nachfrage überrascht mich positiv. Wenn jede Agentur zehn bis zwölf Neukunden gewinnt, haben wir nach der ersten Runde 80 bis 100 kaufende Kunden – das ist unser Ziel und ich bin sicher, wir erreichen es. Wir präsentieren TWO FLOWERS auch bei den Veranstaltungen von KATAG und unitex. Ich bin überzeugt, dass wir Erfolg haben werden.“

Was sind die nächsten Schritte?
„Für Herbst/Winter 2026 planen wir erste Strickteile und Blusen in der gleichen Preislage von 59,95 bis 69,95 Euro mit einer 3,0er-Kalkulation. Unser Ziel ist der zügige Aufbau eines Händlernetzes in der DACH-Region. Gleichzeitig wollen wir nicht unkontrolliert wachsen, um Prozesse und Organisation nicht zu überfordern oder übermäßig Lagerbestand aufzubauen. FIL NOIR hat derzeit etwas über 350 Kunden. Die Auslieferungsquote liegt bei nahezu 100 Prozent, die Retourenquote unter 0,2 Prozent. Das streben wir auch für TWO FLOWERS an.“

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  • Two Flowers ©Stephan Pick

Vermisst du Berlin?
„Kurz gesagt: Die Stadt nicht, aber eine Plattform in Deutschland, die Handel und Industrie zusammenbringt und Orientierung bietet, fehlt. Da ich nicht der Einzige bin, der das so sieht, gehe ich davon aus, dass es wieder eine deutsche Messe geben wird. Wann und wie, kann ich aber nicht sagen.“

„Wir haben an den Preislagen gearbeitet, da der Konsum spürbar schwächelt.“

Wie läuft es gerade mit FIL NOIR?
„Umsatzmäßig sind wir stabil. Das Hemd gehört derzeit nicht zu den Gewinnern der Modebranche, aber wir schlagen uns gut. Unser Fokus liegt auf Hemden, Blusen und Kleidern. Wir haben unser NOS-Programm überarbeitet – neu mit einer 3,0er-Kalkulation. NOS macht bei uns 15 bis 20 Prozent des Umsatzes und ein Drittel der Vororder-Aufträge aus. Zudem haben wir unsere Eckpreislagen angepasst, nachdem wir zuletzt zu stark nach oben gegangen sind. Mit Schwerpunkten zwischen 99,90 Euro und 129,95 Euro sind wir wieder gut ausbalanciert. Diese Maßnahmen helfen uns sehr.“

Mit welcher Erwartung geht ihr in die Order und ins neue Jahr?
„Wenn wir bei der Order und für das Gesamtjahr mit einem kleinen Plus abschließen, bin ich zufrieden.“

Sind Hemden modisch noch angesagt?
„Jersey und Outdoor sind aktuell im Vorteil. Casual-Hemden laufen besser als Business-Hemden, nachdem der Hype um Formal Wear abgeklungen ist.“

Was sind die wichtigsten Veränderungen für FIL NOIR?
„Wir haben an den Preislagen gearbeitet, da der Konsum spürbar schwächelt. Rund 50 Prozent der Kollektion haben wir um 10 bis 20 Euro nach unten angepasst. Unsere Stärke liegt in Hemden, Blusen und Kleidern. Wir haben die Designs noch stärker auf hybride Nutzung ausgerichtet – tragbar im Büro mit Sakko oder offen über der Hose in der Freizeit. Unsere Qualität bleibt hoch, mit vielen Details und einem tiefen Produktportfolio.“

Profitiert ihr vom Shift weg von der klassischen Business Wear?
„Im Casual-Hemden-Bereich auf jeden Fall. Zudem haben wir mittlerweile acht Overshirts im Programm.“