Über Zeiten und Wandel

ALBERTO

Das Winter-Shooting von Alberto fand im Grand Hotel Heiligendamm statt. alle Bilder © Alberto

Autor: Markus Oess
Seit über 100 Jahren ist der Hosenspezialist ALBERTO am Markt. Mit der vierten Generation in der Geschäftsführung und dem Fokus auf Qualität sowie Innovation hat das Unternehmen seinen Platz im Markt definiert. Geschäftsführer Marco Lanowy spricht im FASHION-TODAY-Interview über die Herausforderungen des vergangenen Jahres, die Ausrichtung auf neue Zielgruppen und die Kernbotschaft „Touchable Pants“. Was Marco über neue Generationen, Innovationen und Werte denkt.

WERBUNG
„Wir sind keine marketinggetriebene, sondern eine produktgetriebene Marke.“  Marco Lanowy, Geschäftsführer von Alberto

FASHION TODAY: Marco, die neue Generation der Inhaberfamilie ist seit einem Jahr offiziell in der Geschäftsführung. Generationenwechsel heißt das dann wohl, auch wenn Anna Mühlen und Philipp Walendy schon eine ganze Zeit im Unternehmen arbeiten. Denkst du auch schon mal ans Aufhören?
Marco Lanowy: „Womit aufhören? ALBERTO existiert schon seit mehr als 100 Jahren. Inzwischen ist die vierte Generation an Bord. In der aktuellen Viererkonstellation übernimmt jeder in der Geschäftsführung Verantwortung für seinen Bereich – und alle gemeinsam für ALBERTO. Wir kennen uns sehr gut. Um auf deine Frage zurückzukommen: Mir macht die Arbeit immer noch eine Menge Spaß. Ich denke nicht ans Aufhören oder an einen bestimmten Stichtag. Im Gegenteil.“

Wie war das Jahr 2024 für euch?
„Die Welt dreht sich immer schneller und nach mehr als 100 Jahren sind die Anforderungen an uns alle gestiegen. Es war ein Jahr der Herausforderungen, wie wir alle wissen, und es war und bleibt auch immer voller Ereignisse. Gleichzeitig: Die Hose ist ein Treiber der Branche und so bieten sich auch immer wieder Chancen für uns. Wir sehen immer noch viel Wachstumsraum im Bereich des Luxury Mainstreams. Entscheidend ist, sich ein Stück Einzigartigkeit und Wiedererkennbarkeit zu erarbeiten und vor allem zu bewahren. Nur den Trends hinterherzulaufen, halte ich für sehr gefährlich, weil man anfälliger wird für externe Schocks. Die Konsumwelt spannt sich von Fast Fashion bis zur Dubai-Schokolade. Wir haben unseren Platz gefunden. Aber da du auch immer nach Zahlen fragst: Wir haben uns von unrentablem Umsatz verabschiedet. Profitabilität bemisst sich nicht allein am Volumen …“

ALBERTO steht auch – das ist dir wichtig – für Veränderung, Beweglichkeit und Innovation. Davor stehen aber der Kunde und seine Präferenzen. Wie sieht sie also aus, die nächste Generation der ALBERTO-Kunden? Was wollen sie und was wollen sie nicht?
„Eine gute Frage, die uns natürlich umtreibt. Wir haben mit der Hochschule Niederrhein ein Projekt mit genau dieser Frage realisiert und Masterstudenten im Fachbereich Business Management gebeten nachzuforschen, was die Generation der 25-jährigen Berufseinsteiger umtreibt, was sie sich wünscht, welche Präferenzen sie hat. Immerhin sprechen wir über 26,7 Prozent unseres künftigen Umsatzpotenzials. Erstaunlicherweise unterscheidet sie sich in zentralen Punkten nicht vom aktuellen ALBERTO-Kunden: Auch die jungen Kunden achten auf Dinge wie Modernität, Bequemlichkeit, Performance, Qualität und Langlebigkeit. Diese Kunden haben sich gerade von der Blase der Fast Fashion verabschiedet und entdecken die Mode neu. Im Grunde ist es einfach: Erfülle die Erwartungen und den Verwendungszweck. Die Herausforderung besteht vielmehr darin, diese neue Zielgruppe zu erreichen. Hier unternehmen wir seit geraumer Zeit einiges – in der Kommunikation zum Endkunden über digitale Kanäle und auf der Fläche, wo wir mit Pop-up-Flächen mehr Sichtbarkeit und Attraktivität erzeugen.“

Lässt sich das auf das Marktsegment, in dem ihr euch positioniert, verallgemeinern oder ist dieser Anspruch eher ALBERTO-typisch?
„Wir sind keine marketinggetriebene, sondern eine produktgetriebene Marke. Wir sind damit wesentlich konstanter in der Entwicklung und nicht so sehr schnelllebigen Trends unterworfen, die einen fortlaufenden Anpassungsdruck erzeugen. Unsere Hosen kannst du erkennen, wenn du reingreifst, und so ist auch der Claim ,Touchable Pants‘ entstanden. So gesehen, sprechen wir schon eine bestimmte Klientel an, die natürlich auch andere Marken kauft. Aber wir tun das ALBERTO-typisch.“

„Es gibt durchaus Händler, die kommen sehr gut durch diese Zeiten, einfach weil sie die Grundprinzipien eines guten stationären Händlers wie Präsenz, Beratung und Service leben.“

Mode ist auch Ausdruck einer Stimmung, eines Gefühls. In ALBERTO-Hosen ausgedrückt: Wie ist die Stimmung, wie sind die Erwartungen an 2025 bei euch im Unternehmen?
„ALBERTO steht für intelligente Hosen: anpassungsfähig, flexibel und passend für viele Bedürfnisse gleichzeitig – hybrid. Mit unseren Pants bist du immer richtig angezogen. Wir haben zum Beispiel einen neuen Stoff in den Niederlanden getestet, eine Art Business-Performance-Material, das wir nun in unser Programm aufnehmen werden. Aber Innovation braucht ein stabiles Fundament. 50 Prozent unseres Umsatzes laufen über Nachversorgung. Das ist ein rentabler Umsatz für den Handel, der kaum Kapital bindet. Davon sind wieder 60 Prozent Ganzjahreshosen. Unsere Premium Business Denim trifft es ganz gut. Wir stehen auf einem festen Fundament, sind innovativ und optimistisch in die Zukunft gewandt.“

Was hörst du vom Handel?
Wie du weißt, haben wir mit unseren Area-Managern als Bindeglied zwischen Agentur und Handel immer das Ohr nah am Zeitgeschehen. Es gibt durchaus Händler, die kommen sehr gut durch diese Zeiten, einfach weil sie die Grundprinzipien eines guten stationären Händlers wie Präsenz, Beratung und Service leben. Das ist auch die Erfahrung, die ich persönlich in meinem Laden DER BUXEMANN mache, gerade als Spezialist. Häuser, die ihr Geschäft allein über das Sortiment steuern, haben es aktuell schwer. Nicht ohne Grund streben auch Komplettanbieter wieder in die Stammabteilung. Die Hose ist auf der Fläche das Zentrum der Mode und lässt sich über Abwechslung und Fernwirkung stark inszenieren.“

Pitti ist für euch wieder der Aufschlag in die kommende Order. Es bleibt beim bewährten Messeauftritt, oder?
„Wir haben zwar ein paar Änderungen, aber das Konzept bleibt. Wir fokussieren auf Essentials, die die aktuelle Kollektion genau umreißen: Wool Check, Corduroy, technische Highlights oder unsere Business Performance Pants. Wir haben drei bis vier ,Homerun-Artikel‘, die im Mittelpunkt stehen. Auch Farbe spielt wieder eine stärkere Rolle. Ich freue mich jedenfalls auf gute Messen.“

Kommen wir zum Produkt. In der Mode ist der Wechsel Programm. Ihr habt die Winterkollektion „Touchable Classics“ überschrieben. Im Vorspann heißt es, ALBERTO setze auf Langlebigkeit statt auf schnelle Trends. Was meinst du genau damit? Mode ist Zeitgeist und damit in einem gewissen Sinne vergänglich.
„Wir prägen Stile und laufen ihnen nicht hinterher – das ist ein qualitativer Unterschied. Unsere All-Year-Artikel sind teilweise mehrere Jahre am Markt. Und die Pants halten auch mehrere Jahre. Wir achten bei der Auswahl der Zutaten – vom Stoff bis zum Knopf – auf Langlebigkeit. Das ist für mich Ausdruck von Nachhaltigkeit.“

In wenigen Worten: Was ist die Kernbotschaft der Kollektion?
„Touchable Pants!“

WERBUNG

Hat sich etwas an der Gewichtung der einzelnen Segmente getan? Kommt zum Beispiel Denim wieder stärker?
„Bei Tageslicht betrachtet, machen wir 50 Prozent unseres Umsatzes mit Denim. Wir haben alles im Programm, von der roughen Denim bis zur Kaschmir-Jeans. Besonders heraus sticht aber die Business Jeans, deren Anteil weiterhin dynamisch zunehmen wird.“

Ihr habt diesmal im Grand Hotel Heiligendamm geshootet. Warum habt ihr ausgerechnet diese Location ausgesucht?
„Viele verbinden etwas mit diesem historischen Ort, der auch in der jüngeren Vergangenheit Symbolkraft hatte.“

Kommen wir noch mal kurz zur Stimmung in Deutschland. In „ALBERTO-Einheiten“ ausgedrückt: Welche Hose wirst du zur Bundestagswahl im Februar tragen?
„Die Wahl ist zwar an einem Sonntag, aber ich werde zu einer Performance Pants greifen.“

„Touchable Classics“

ALBERTO stellt für die Wintersaison 2025 eine Kollektion vor, die auf hochwertige Materialien und schlichte Designs setzt. Im Mittelpunkt stehen Modelle mit Funktionalität und Komfort.

Premium-Linie

Die Premium-Serie umfasst Jeans, Dressys und Casual-Hosen aus hochwertigen Materialien. Beispiele sind die Organic Denim aus biologischer Baumwolle und recyceltem Elasthan sowie die Smooth Jersey, ein elastischer Stoff mit dezentem Design.

Performance und Cord

Die Performance-Hosen bieten technische Eigenschaften wie Wasser abweisende Stoffe und schnell trocknende Materialien. Die Revolutional® bietet Atmungsaktivität und setzt auf Alltagstauglichkeit. Im Cord-Segment kombiniert ALBERTO schmale Schnitte mit besonderen Verarbeitungen, etwa bei der Dusty Corduroy oder der bedruckten Printed Velvet.

Casual und Denim

Im Casual-Bereich finden sich alltagstaugliche Modelle wie die Dusty Cotton mit dezentem Vintage-Look und die Soft Check mit Karomuster. Die Denim-Serie bietet robuste Jeans mit funktionalen Eigenschaften, darunter die Super Stretch Denim.

Farben

Die Kollektion setzt auf gedeckte Naturtöne wie Beige und Braun sowie kühle Akzente in Hellgrau und Blau.

Grand Hotel Heiligendamm

Das Shooting fand im Grand Hotel Heiligendamm statt. Die historische Kulisse soll den zeitlosen Anspruch der Kollektion mit klassischem Design unterstreichen.