Mit dem Rückenwind der zurückliegenden Pitti Uomo ist die Branche hierzulande besser in die Order gestartet, als es die Umstände vermuten ließen. Der Realismus, der sich sonst am Rhein nach den emotional aufgeladenen Tagen in der Toscana einstellt, hatte doch weniger scharfe Konturen. Auch die Marken, die nicht in Florenz ausstellen, sind verhalten optimistisch gestimmt. Die Erwartungen an die kommende Order sind nun nicht gerade überschäumend, aber das Niveau halten, wird von den meisten als erreichbare Zielvorgabe ausgegeben, selbst wenn es generell schwieriger werden dürfte, die Mengen zu halten und termingerecht auszuliefern. Einige Marken rechnen sogar mit wachsenden Auftragseingängen. Ein FT-Rundgang durch die Showrooms:
Maerz Muenchen
„Nach dem erfolgreichen Orderauftakt auf internationaler Bühne in Florenz, der von besonders positiver Stimmung und starkem Feedback zu unserem konsequenten Markenauftritt als ‚International Premium Knitwear Brand‘ geprägt war, ist es uns gelungen, diese Dynamik auch nach Düsseldorf zu tragen“, sagt Louis Bezner, der Geschäftsführer des Strickspezialisten. „Das Momentum für uns ist da: Neben einer hohen Besucherfrequenz in unserem Showroom konnten wir gezielte Termine mit unseren wichtigsten Partnern wahrnehmen. Das durchweg positive Echo bestätigt unseren strategischen Kurs. Besonders unsere Strickkompetenz sowie die konsequente Produkt- und Kollektionsweiterentwicklung standen im Mittelpunkt – die Qualität, Innovationskraft und Vielfalt unserer Kollektion unterstreichen unsere Position als führende Marke im Premium-Knitwear-Segment.“
Fynch-Hatton
Wolfgang Lohe, Director Sales DACH, bezeichnet den Orderauftakt in Düsseldorf als gut. „Wir besetzen mit Fynch-Hatton eine Nische zwischen Modern Classic Mainstream und Modern Premium. Es gelingt uns immer besser, die Karte auch auszuspielen bei der HAKA und zusehends auch bei der DOB“, sagt Lohe. Sicher stehe der Handel auch vor Herausforderungen, aber die Stimmung findet Lohe gar nicht so schlecht. Like for like liegt das Label aufgelaufen bei 20 Prozent plus. „Wir haben schon optimistisch geplant, aber Stand heute sind wir sogar darüber“, sagt Lohe.
bugatti
„Wir sind sehr zufrieden“, betont CBO Florian Wortmann gegenüber FT. Bugatti sei auf seiner Reise zur Premium-Lifestylemarke ein weites Stück weitergekommen. „Ein gutes Produkt allein reicht heute nicht mehr aus“, sagt Wortmann weiter. Der Dreiklang aus Marke und Markeninhalten, Productvalue und Preis/Leistung und schließlich die Emotionalisierung sei entscheidend. Keine der drei Erfolgsfaktoren dürfe vernachlässigt werden. Schon gar nicht, wenn eine Marke wie Bugatti auf dem eingeschlagenen Weg weiter vorankommen wolle. Lifestyle bedeute nicht einfach nur „Total Look“ und Denken in Categories. Umgekehrt müsse jede Category Lifestyle ausdrücken. „Es geht darum, die Menschen zu verbinden mit einer Marke, die emotionale Strahlkraft hat und die Menschen berührt“, ergänzt Julius Brinkmann, geschäftsführender Gesellschafter der Herforder. Düsseldorf sei nun mal keine Messe, aber dafür eine komprimierte Orderplattform, sagt Wortmann. Der Handel sende durchweg positive Signale. „Wir sind zuversichtlich“,sagt Brinkmann. Kein Selbstläufer, aber es lohne sich in jedem Fall, ergänzt Wortmann.
JOOP!
„Der Start der Orderrunde für FW25 in Düsseldorf verlief vielversprechend. Unsere Handelspartner zeigen großes Interesse. Für uns ist das die Bestätigung, dass wir mit unseren Kollektionen die aktuellen Marktbedürfnisse genau treffen“, betont Thorsten Stiebing gegenüber FT. Er ist der Managing Brand Director der Marke. „Und als Mode- UND Lifestyle-Marke erkennbar und vor allem relevant sind“, ergänzt Stiebing noch. Attraktive Preislagen mit modischem Inhalt zu füllen seien gefragter denn je. „So blicken wir optimistisch auf die kommenden Wochen, um gemeinsam mit unseren Partnern eine erfolgreiche Saison zu gestalten.“
Carl Gross
Division Head CARL GROSS, Michael Berngruber, erwartet vom Jubiläumsjahr zusätzliche Wachstumsimpulse für das Jahr 2024. „Die Order läuft vernünftig an und wir blicken verhalten optimistisch auf die kommenden Wochen“, sagt Berngruber. Im Handel herrsche Verdrängungswettbewerb. „Willst du wachsen, geht das nur, wenn du jemandem Umsatz abnimmst“, sagt er. Und die Konkurrenz schlafe nicht. Die Pitti in Florenz, wo die Hersbrucker den Saisonauftakt einläuteten, habe eine gewisse Leichtigkeit und Emotionalität erzeugt, die es mitzunehmen gelte, zumal es der Kick-off ins Jubiläumsjahr gewesen sei. Die Jubiläumskapsel in Zusammenarbeit mit Olymp und Maerz Muenchen ist für Berngruber auch eine entscheidende Qualitätsstufe, die er nun im Handel mit Pop-up-Flächen und entsprechenden Marketingmaßnahmen festigen will. Zehn bis zwölf Pop-ups will er in den Handel bringen, die zwei Runden durchlaufen sollen. Preislich halte er mit der Mainline mit 199 Euro, 229 und 249 Euro gut gegen den Marktdruck stand. „Cover the needs“, sagt Berngruber. Die Black Line als Premium-Linie sei aber für die weitere Entwicklung genauso entscheidend und soll kontinuierlich gestärkt werden. So plant Berngruber unter anderem eine Reise mit ausgewählten Kunden zu Carlo Barbera nach Italien, um ihnen die hohe Wertigkeit der Stoffe und deren Produktion näherzubringen. Auch international kommt das Label voran. Mit dem neuen Export-Chef Dirk Schaal sind neue Agentur-Kontakte gekommen, unter anderem in Kanada, Spanien und Frankreich.
Strellson
„Wir sind sehr zufrieden mit der Order bisher. Ich denke, wir werden ein deutliches Plus zur letzten Wintersaison 2024 erzielen“, sagt Marino Edelmann, Chef der Holyx-Marke Strellson. Treiber sind unter anderem die Outerwear-Jacken. „Hier merken wir, dass die Investition ins Produkt und die Kampagnen zu entsprechenden Ergebnissen führt“, führt der Manager weiter aus. „Darüber hinaus schaffen wir es, neben der Konfektion bei den Kunden auch mehr und mehr Contemporary und Total-Look-Flächen zu erobern“, erklärt Edelmann. „Ich weiß um die angespannte Situation im Markt, kann aber bis hierhin nur Positives berichten.“
Eterna
Geschäftsführer Dirk Heper sieht den eingeschlagenen Kurs, sich auf den Markenkern zu konzentrieren und Eckpreislagen zu stärken, bestätigt. „Die Resonanz des Handels spiegelt das wider und die Kollektion kommt sehr gut an. Das gilt insbesondere für die Bluse unter der Premiumlinie 1863, mit der Eterna auf der CIFF in Kopenhagen Premiere feiert. Der Markt bietet auch neue Wachstumsräume, die wir nutzen wollen.“
hajo
Vertriebs-Chef Johannes Deckert spricht von einem guten Saisonstart. „Dank der Marken im Showroom Murk, Cabano oder a fish named Fred kommen auch immer wieder neue Kunden. Wir liegen deutlich über der Order der Vergleichssaison und das bei DOB und HAKA“, berichtet Deckert. Neben den bestehenden deutschen Kunden seien auch Wiedereinsteiger dabei. Was den Export angeht, sieht Deckert in Düsseldorf wachsenden Zuspruch aus Osteuropa, dem Baltikum und Middle East.
Club of Comfort
Geschäftsführer Norbert Bents ist mit der Order bisher zufrieden. „Es kommt nicht nur der deutsche Fachhandel, sondern auch ausländische Kunden, aus dem Irak, dem Iran und aus der Ukraine etwa. Wir haben eine coole Kollektion, die zweite unter meiner Verantwortung als Geschäftsführer, und wir gehen den eingeschlagenen Weg der Innovation weiter.“Bents plant für die Order ein einstelliges Plus und auch für das Gesamtjahr 2025.
Digel
Philippe Celeny, der vormalige Group Sales Director, hat sich aus privaten Gründen ein neues Tätigkeitsfeld gesucht, um künftig näher bei seiner Familie sein zu können. Seit 1. November vergangenes Jahres arbeitet er beim Nagolder Menswearspezialisten als Head of International Business Development. Er bleibt weiterhin aktiver Geschäftsführer von Digel France. Außerdem steuert er die internationale Entwicklung der Monostores, vor allem mit Franchise-Partnern. Zu seinen Verantwortungsbereichen zählen ebenso die internationalen Department Stores. Gerade hier sieht er großes Wachstumspotenzial. „Ich bin wieder mit einem Schnellboot unterwegs“,sagt Celeny. Er sehe allein 40 Department Stores, die seine Marke führen könnten.
Mit Bestandskunden auf der Fläche soll die Marke trotzdem wachsen. Und das mit System. So gibt es seit einem Jahr mit Platinum bei Digel eine saisonale Baukasten-Kollektion mit arrondierenden Warengruppen wie Strick oder Hemd, die von Digel nachgesteuert wird. Der VK liegt bei 599 Euro, die Kalkulation bei 2,8. Das Angebot wird kontinuierlich ausgebaut. Nun haben die Schwaben mit Wool | X für Move ein gleiches System aufgebaut mit Preislagen zwischen 399 Euro und 499 Euro. Auch hier wird die Fläche über die Nachversorgung unterstützt. Überdies wurden solche System-Bausteine bei anderen Warengruppen für die Stammabteilung wie für den Shop entwickelt, so etwa bei Mänteln, Strick und Hosen. Für die Nagolder bleibt die Vorgabe, die Flughöhe des Rekordjahres 2023 zu halten und darauf aufzubauen. 2024 verlor Digel rund 3,4 Prozent Umsatz.
Gardeur
„Wir verzeichnen insgesamt eine vernünftige Entwicklung angesichts der aktuellen globalen Krisen. Im vergangenen Jahr konnten wir unseren Umsatz gegenüber dem Vorjahr halten“, berichtet Jörg Weickart, Division Head Menswear. Der Hosenanbieter habe sich für die angelaufene Order vergleichsweise hohe Ziele gesetzt. „Derzeit haben wir diese übertroffen. Wir sind in der Vorwärtsbewegung und haben gerade im deutschen Handel verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen können.“