Autor: Maximilian FuchsAktuell sind Streetwear- und Athleisure-Strömungen in der Mode sehr dominant, doch erlebt die klassische Herrenmode eine Renaissance. Anzüge, Maßhemden und handgefertigte Lederschuhe werden nicht nur von älteren Generationen geschätzt, sondern finden auch bei jungen Menschen Anklang. Doch was macht den Reiz der klassischen Herrenmode für die Gen Z aus? Dazu haben wir mit Benjamin Pfab, Inhaber und Geschäftsführer des Maßkonfektionärs XUITS, gesprochen.
FASHION TODAY: Herr Pfab, erzählen Sie uns bitte etwas über XUITS und wie Sie zur Maßkonfektion gekommen sind.
Benjamin Pfab: „Ich habe XUITS im Jahr 2006 gegründet, ehrlich gesagt eher durch Zufall. Nach einer Ausbildung in der Gastronomie und Hotellerie hatte ich ein Management-Training begonnen, wurde jedoch nach drei Monaten entlassen, da es nicht funktionierte. Danach suchte ich nach einer neuen Perspektive und stieß auf eine Anzeige für einen Logistiker bei einem Maßkonfektionär. Ich rief freitagvormittags an, wurde am Nachmittag eingeladen und begann dort am folgenden Montag. Acht Jahre habe ich dort gearbeitet, obwohl ich zu Beginn nicht einmal wusste, wie ein Smoking aussieht. Als es irgendwann im Unternehmen nicht mehr weiterging, schlug ein Freund vor, mein eigenes Unternehmen zu gründen. Ichschrieb einen Businessplan, fand Investoren und zog von München nach Frankfurt, wo ich XUITS ins Leben rief.“
Seitdem konnten Sie in mehreren deutschen Großstädten Stores eröffnen?
„Ja, genau. Frankfurt am Main ist immer noch unser größter Standort, zusätzlich gibt es Läden in München, Köln und in Berlin.“
Wie nehmen Sie die Beziehung der Gen Z zur klassischen Herrenmode wahr? Sind Anzüge für junge Männer überhaupt ein Thema?
„Ich finde es schwierig, über eine ganze Generation zu sprechen, da sie so unglaublich divers ist. Was ich jedoch feststelle, ist, dass durchaus Interesse an klassischer Kleidung besteht. Vor rund zwei Jahren hat sich beispielsweise die Silhouette stark verändert: Von engen und kurzen Schnitten hin zu langer und weiter Form. Dieser Trend begann bei den Jüngeren und hat sich extrem schnell verbreitet. Die Gen Z zeigt eine hohe Modeaffinität, ist experimentierfreudig und stark von sozialen Medien beeinflusst. Allerdings ist es weniger der klassische Maßanzug, den sie 20 Jahre tragen wollen. Stattdessen spielen Secondhand-Kleidung und der Einfluss von Fast Fashion eine große Rolle. Junge Menschen kombinieren oft Maßanfertigungen mit Vintage-Teilen, was die Individualität unterstreicht.“
Wie schaffen Sie es als Anbieter, traditionelle Elemente der Maßkonfektion mit diesem Bedürfnis nach Individualität zu verbinden?
„Vieles geschieht durch eine ironische Neuinterpretation von Traditionen. Tweed-Stoffe werden beispielsweise anders kombiniert, etwa mit Sneakern oder weit geschnittenen Hemden. Auch genderneutrale Mode spielt eine Rolle, indem klassische Stereotype aufgebrochen werden.“
Glauben Sie, dass sich die klassische Herrenmode langfristig durch diese Generation verändern wird?
„Die Formalität der Kleidung hat in den letzten 30 Jahren kontinuierlich abgenommen, was durch Corona noch beschleunigt wurde. Früher war alles korrekt und formell, heute sehen wir mehr Farben, Stoffvielfalt und mutigere Stile. Die Mode wird wieder lebendiger, mit Braun- und Grüntönen sowie flauschigen Materialien wie Flanell. Auch die ,Karotte‘ als Hosenschnitt kehrt langsam zurück.“
Welche Messen und Events besuchen Sie, um neue Trends und Stoffe zu entdecken?
„Ich bin weniger auf Messen unterwegs, da diese oft nur zeigen, was Produzenten verkaufen wollen. Stattdessen orientiere ich mich an Lifestyle-Trends und beobachte, was auf der Straße getragen wird. Samstags auf einem Flohmarkt in Neukölln lerne ich mehr über Trends als auf einer Messe.“
Die Produktion der XUITS erfolgt in Portugal. Warum haben Sie sich für diesen Standort entschieden?
„Portugal bietet eine hohe Qualität und Zuverlässigkeit in der Produktion. Wir arbeiten bereits seit 2012 sehr erfolgreich mit derselben Schneiderei zusammen. Obwohl es etwas teurer ist als zum Beispiel in der Türkei, können wir so konsistente Ergebnisse liefern. Unsere Kunden sind weniger preisempfindlich, Qualität steht für uns immer an erster Stelle. Leider dauert der Transport innerhalb Europas oft länger als der Versand aus China, obwohl wir aus Umweltgründen auf Flugtransporte verzichten. Das ist ein Problem, für das wir noch keine ideale Lösung haben. Wenn sich ein Logistiker aus Ihrem Leserkreis angesprochen fühlt, lade ich gern zur Kontaktaufnahme ein.“
Vielen Dank für das Gespräch!