Neuer Preis für Europas Fachhandel

EK retail

2025 feiert die EK retail ihr 100-jähriges Bestehen – und hebt mit dem neuen European Retail Award die Bedeutung des Fachhandels auf eine europäische Bühne. © Tünde auf Pixabay

Autor: Markus Oess
2025 feiert die EK retail ihr 100-jähriges Bestehen – und hebt mit dem neuen European Retail Award die Bedeutung des Fachhandels auf eine europäische Bühne. Die Auszeichnung würdigt herausragende Leistungen im inhabergeführten Nonfood-Einzelhandel und ersetzt den EK Passion Star, der seit 2011 ausschließlich EK-Mitgliedern vorbehalten war.

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Mit dem neuen Award soll die Rolle des unabhängigen Fachhandels für Wirtschaft und Gesellschaft hervorgehoben werden. „Der Fachhandel ist nicht nur wesentlicher Faktor im Wirtschaftsgefüge, sondern auch für die Lebensqualität in den Innenstädten von entscheidender Bedeutung“, sagt EK-CEO Martin Richrath. „Mit dem neuen Award wollen wir europaweit herausragende Händler ins Rampenlicht rücken.“

Neue Kategorien und Internationalität

Zeitgemäß im Auftritt, international im Anspruch und im wahrsten Wortsinn weltoffen.“ Melina Wosnitza ©EK Retail

Der European Retail Award wird in den Kategorien Innovation, Kundenbindung und Nachhaltigkeit vergeben. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit eines Sonderpreises für außergewöhnliche Leistungen. Dabei richtet sich die Auszeichnung nicht mehr nur an EK-Mitglieder, sondern an alle inhabergeführten Händler in Europa.

Melina Wosnitza, Senior Corporate Communications & Events Manager bei EK, betont die erweiterte Ausrichtung: Wir wollen den EK Passion Star auf die nächste Stufe heben. Zeitgemäß im Auftritt, international im Anspruch und im wahrsten Wortsinn weltoffen. Wir haben den Prozess modernisiert und den Preis auch für Händler außerhalb der EK geöffnet.“

Die Bewerbungsphase beginnt im Dezember 2024 und läuft bis Ende Februar 2025. Händler können ihre Unterlagen in verschiedenen Sprachen der EK hochladen. Die Preisverleihung findet im April 2025 im niederländischen Amersfoort statt. Anschließend werden die Gewinner vor Ort in ihren Geschäften geehrt. EK unterstützt die Preisträger mit Marketingmaterialien und produziert kurze Imagefilme, um den Award lokal zu promoten.

„Ich freue mich auf spannende Konzepte und hoffe, dass viele internationale Händler auch außerhalb der EK mitmachen werden“, sagt Wosnitza weiter. Ein wichtiger Aspekt ist die zunehmende Internationalisierung der Handelswelt, die auch die EK retail stärker einbezieht. Wosnitza unterstreicht: „Die Handelswelt wächst zusammen und wir sollten uns noch viel mehr vernetzen und voneinander lernen. Das stärkt uns alle im Wettbewerb mit großen Online-Riesen.“

© EK Retail

Mit dem neuen European Retail Award will die EK retail zudem den Fokus auf Innovation und Nachhaltigkeit legen. „Wir verleihen den Award in Kategorien, die die Kompetenz und Kreativität des Fachhandels hervorheben. Das ist wichtig, um die Branche weiter voranzubringen“, sagt Wosnitza. Besonders spannend sei die Möglichkeit eines Sonderpreises, der herausragende Leistungen würdigen soll.

 

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Neue Maßstäbe für den Fachhandel

Martin Richrath, CEO der EK retail, im FASHION-TODAY-Interview über die Herausforderungen des Fachhandels, die internationale Ausrichtung des neuen Awards und die Rolle des Handels als stabilisierender Faktor.

Mit dem Award wollen wir die Innovationskraft der Unternehmer und ihr Engagement ins Rampenlicht stellen, damit europaweit Leuchtfeuer der Motivation entzünden.“ Martin Richrath ©EK Retail

FASHION TODAY: Herr Richrath, wie läuft es gerade draußen auf der Fläche?
Martin Richrath: „Die großen politischen und wirtschaftlichen Krisen und die daraus resultierenden Zukunftsängste drücken auf die Kauflaune. Und die ist nach der Wahl in den USA und dem Ampel-Aus ganz sicher nicht besser geworden. Die Menschen treten auf die Konsumbremse, halten ihr Geld trotz Reallohnwachstum zusammen und schauen aktuell vermehrt eher auf die Preisschilder als auf Themen wie Nachhaltigkeit oder Erlebnis beim Shoppen. Das kommt Billiganbietern zugute und stellt den Fachhandel, der auf eine nicht preisdominierte Erlebniskultur setzt, vor Herausforderungen. Wir hoffen, dass die Politik schnell die richtigen Weichen für Stabilität und Wachstum stellt und den Menschen wieder Gründe gibt, optimistisch nach vorn zu schauen.
Deshalb könnte es aktuell in manchen Geschäften unserer Handelspartner besser laufen. Wir stellen aber auch unterschiedliche Geschäftsentwicklungen fest, die uns nicht überraschen. Während die Entwicklung der individuell oder durch Shopkonzepte der EK profilierten Händler durchaus zufriedenstellend ist, haben die weniger profilierten Händler jetzt schwierigere Zeiten.“

Inwieweit ist die EK selbst davon betroffen?
„Wir bewegen uns im gleichen Kontext wie unsere Händler. Ihre Sorgen und Belastungen sind auch unsere. Ein Gegengewicht bildet hier unsere internationale Aufstellung als Mehrbranchenverbund. So können wir Rückgänge in einzelnen Geschäftsfeldern und Ländern durch positive Entwicklungen in anderen Einheiten und Ländern etwas abfedern. Und wie schon gesagt, unsere franchiseähnlichen Shopkonzepte und Flächenlösungen spielen aktuell nicht nur auf dem deutschen Markt eine stabilisierende Rolle.“

Welchen Anteil am Erfolg eines Händlers haben Unternehmertum und Kenntnisse um den lokalen Markt?
„Niemand kennt den Markt und die Menschen vor Ort besser als der Händler selbst. In schwierigen Zeiten wie diesen können die Fachgeschäfte mit ihren klassischen Stärken wie Qualität, Verlässlichkeit und der Nähe zum Kunden punkten. Individuelle Beratung und Service stehen trotz der Kaufzurückhaltung nach wie vor hoch im Kurs – genauso wie der regionale Aspekt beim Einkaufen. Deshalb sehen wir auch einige erfreuliche Konjunkturen im Kreise unserer Händler.“

Wie sieht es mit den Flächen selbst aus, inwiefern haben sich gerade hier die Anforderungen verändert?
„Wir werden uns grundsätzlich weder bei Preisstellungen und Qualität noch beim Thema Nachhaltigkeit auf ein niedrigeres Level fokussieren. Uns geht es aktuell darum, die Kunden mit außergewöhnlichen Aktivitäten zum Einkauf zu bewegen und Sortimente zu kombinieren, mit denen sich unsere Händler von ihren Mitbewerbern abheben. Unser letztes Messe-Motto heißt nicht umsonst ,Wer Umsatz will, muss anders sein‘. Hier werden wir gerade jetzt noch einmal eine Schippe drauflegen. Ansonsten gilt das, was ich schon gesagt habe: Die menschliche Nähe und das Vertrauen der Kunden in ihren Händler vor Ort gewinnen gerade in beunruhigenden Zeiten spürbar an Gewicht.“

Diese Faktoren berücksichtigen Sie auch bei der Vergabe des Passion Stars, den Sie jedes Jahr vergeben. Jetzt wird der Preis auch Nichtmitgliedern geöffnet und der Name ändert sich in European Retail Award. Gehen Ihnen die Kandidaten aus?
„Ein amüsante Frage: Es war seit dem Start 2011 eine harte Aufgabe für die Passion-Star-Jury, aus einer Vielzahl hervorragender Bewerber im Kreis der EK-Handelspartner die Besten auszuwählen. Und das wird in Zukunft noch schwieriger, denn der European Retail Award richtet sich jetzt an inhabergeführte Händler in ganz Europa, unabhängig von ihrer Mitgliedschaft bei uns. Einen Mangel an Kandidaten hatten wir in den vergangenen 13 Jahren zum Glück nie.“

Was versprechen Sie sich davon?
„Fachhandelsgeschäfte sind weit mehr als Einkaufsorte. Sie sind sozialer Treffpunkt und Event Locations, sie sichern Arbeitsplätze, machen Citys lebenswerter und sind damit stabilisierende Faktoren in Zeiten starker politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Verwerfungen. Mit dem Award wollen wir die Innovationskraft der Unternehmer und ihr Engagement für Kunden, Mitarbeiter, Innenstädte und Nachhaltigkeitsthemen ins Rampenlicht stellen, damit europaweit Leuchtfeuer der Motivation entzünden. Ich denke, das kann auch dem immens wichtigen europäischen Gedanken nicht schaden.“