Autor: Markus OessZum 20-jährigen Jubiläum der Golf-Kollektion gibt ALBERTO-Chef Marco Lanowy Einblicke in die Entwicklung und Bedeutung seiner Golfhosen für das Unternehmen. Über die Jahre hinweg hat sich die Marke einen festen Platz in der Golfwelt erarbeitet. Wie die Mönchengladbacher aufs Green kamen und was für die nächsten Saisons geplant ist.
FASHION TODAY: Marco, 20 Jahre ALBERTO Golf. Ein runder Geburtstag. Wie kamt ihr auf die Idee, Golfhosen zu produzieren?
Marco Lanowy: „Da gilt es, sich bei jemand zu bedanken: Alex Cejka. Der deutsche Profigolfer griff auf dem Green sehr gerne auf die Original-Ceramica zurück, er war begeistert von den Funktionen dieser Hose aus der regulären ALBERTO-Kollektion und zog sie klassischen Golf-Pants vor – das erfuhren wir, als uns sein Manager 2004 kontaktierte und fragte, ob es nicht die Möglichkeit einer Zusammenarbeit gebe. Die gab es. Wir flogen nach Orlando, trafen Alex und schnell fiel die Entscheidung, ihn auszustatten. Schon damals nutzte ALBERTO für die Ceramica das herausragende technische Material des Schweizer Unternehmens schoeller, ein Garant für hohe Formstabilität bei gutem Temperaturausgleich und der perfekte Startpunkt für den Aufbau der ALBERTO-Golf-Kollektion.“
Wie seid ihr gestartet und was haben die ersten Kunden von ALBERTO Golf gesagt?
„Zunächst haben wir bestehende ALBERTO-Kunden angesprochen – für uns nicht nur deshalb naheliegend, weil wir die Golfhosen erst einmal im Rahmen der ‚normalen‘ ALBERTO-Kollektion entwickelten. Wir gehörten auch zu den Ersten, die technische Hosen fürs Golfen und für den Alltag bereithielten. Vom Büro direkt auf den Platz, das schwebte uns von Anfang an vor, genau das wollten wir den Golfern ermöglichen. Funktionalität und Style, ein exzellentes Material, die richtigen Features, einen hohen Tragekomfort, dazu tolle Colours – bis heute zeichnen sich ALBERTO-Golf-Kollektionen ja durch eine für das Segment ungewöhnlich breite Farbrange aus. Doch obwohl wir uns bemühten, unseren Händlern das Potenzial unserer Pants aufzuzeigen, etwa, indem wir auf die Zahl der Golfplätze in Standortnähe hinwiesen: Die Resonanz blieb zunächst verhalten. Ganz anders, als sich ALBERTO in München auf der Fachmesse GOLF EUROPE präsentierte: Aus dem Stand heraus hatten wir 350 neue Kunden aus dem Golfhandel, darunter alle wichtigen Adressen in Deutschland.“
Gab es externen Rat bei der Entwicklung der ersten Kollektionen und wenn ja, von wem?
„Wo kann man sich besseren Input holen als beim Verwender? Da wir selbst keine Golfer, sondern absolute Autodidakten waren, haben wir uns anfangs auf den Golfplatz begeben, um dort Golfer zu beobachten. Und wir haben sehr genau und stundenlang beobachtet: Was sind die typischen Bewegungsabläufe? Welche Funktionen sind nötig? Wo steckt ein Golfer seinen Handschuh hin, wenn er ihn auszieht? Wir sahen, wenn die Hose zwickte, und überlegten, was wir verbessern könnten. Alex Cejka war unser wichtigster Ratgeber, ein Profi an unserer Seite mit wahnsinnig viel Erfahrung und Expertise.“
Inzwischen hat sich ALBERTO in dem Segment einen festen Platz erarbeitet. Wie habt ihr das geschafft?
„Unsere erste Messeteilnahme war so überragend erfolgreich und die Resonanz überwältigend. Der Benefit der Pants wurde schnell erkannt und bald war klar: Wir hatten einen Nerv getroffen. Die Tech-Styles, die wir boten, waren in dem Segment nahezu konkurrenzlos: wasser- und schmutzabweisende Hightech-Ware, atmungsaktiv und extrem schnell trocknend, mit UV-Schutz und so weiter. Dank dieser Eigenschaften konnte sich der Spieler auf das Spiel konzentrieren und unsere Hosen wurden schnell von der Zielgruppe selbst empfohlen.“
Input von …
Welche Bedeutung hat das Segment heute für ALBERTO?
„Die Frage ist eher: Welche Bedeutung hat ALBERTO Golf im Markt? Wir werden mit den Global Playern genannt und das, obwohl wir hauptsächlich Hosen machen. Vielleicht aber auch gerade deshalb, denn Hosen sind ja auch abseits des Golfplatzes unsere Kernkompetenz. Auch in der ‚normalen‘ Herrenkollektion von ALBERTO spielt Funktionalität eine sehr große Rolle. Sie ist Teil unseres Denkens und prägt die Umsetzung sämtlicher Kollektionsteile.“
Welche Bedeutung hat ALBERTO umgekehrt für die Golfwelt?
„Wie gesagt: ALBERTO Golf ist aus dem Markt nicht mehr wegzudenken. Das haben wir uns über die letzten 20 Jahre erarbeitet und waren dabei immer überzeugt, dass diese Arbeit komplett Sinn macht.“
Was unterscheidet eine Golfhose von einer konventionellen Hose?
„Wir sind bekannt dafür, einen Need zu erfüllen. Mit Hightech-Material, funktionellen Details – indem wir die Hose immer einen Schritt weiterdenken. Manche Bedürfnisse haben wir antizipiert und die Golfer waren positiv überrascht, dass plötzlich praktische Lösungen geboten wurden. Beispielsweise mit dem Anti-Rutsch-Band im Hosenbund. Dank dieser Stopperfunktion rutscht das Oberteil bei der typischen Golfbewegung nicht mehr aus der Hose. Den Need aus der Golfkollektion haben wir zum Teil in den Fashionbereich übertragen.“
Welche funktionellen Anforderungen gibt es und wie habt ihr das gelöst?
„Wenn du eine tolle Golfhose anhast, kannst du auch bei einem schnellen Wetterwechsel und Regen weiterspielen, du schwitzt nicht, wenn es im Laufe des Tages warm wird. Unsere Golf-Pants lassen den Träger nicht nur gut aussehen – er darf sich wohlfühlen in seiner Hose. Das ist unser Anspruch an die Funktion.“
Welche Rolle spielt technische Innovation dabei?
„Wir lieben intelligente Fasern. So können wir Hosen mit hoher Funktionalität in brillanten Farben umsetzen. Technische Innovation ist dabei kein Selbstzweck. Uns geht es darum, den Blick zu schärfen für die Bedürfnisse der Zielgruppe, und wir beschäftigen uns intensiv mit deren Alltag, auch abseits des Golfplatzes. So wissen wir zum Beispiel, dass während der Arbeitswoche oft keine Zeit zum Umziehen bleibt und es ein großer Vorteil ist, wenn dieselbe Hose sowohl im Office als auch im Anschluss auf dem Green getragen werden kann. Wir wissen auch, dass der Tag auf dem Platz nicht selten bei kühl-feuchtem Wetter beginnt und es im Tagesverlauf dann doch schon mal ganz schön heiß werden kann. Dass das Gewicht der Hosen beim Reisen eine große Rolle spielt und die Pflegeleichtigkeit. Oder, dass die Lieblingshose superschnell trocknen sollte nach dem Waschen. Wir kennen die verschiedenen Anforderungen und entsprechend setzen wir dann die technischen Stoffe ein.“
… den Verwendern
Welche Features sind inzwischen Standard und was ist für die kommenden Saisons geplant?
„Zum Sommer 2025 haben wir die ALBERTO-Golf-Youngster-Kollektion neu ins Programm genommen, mit Inch-Größen und in einer Einstiegspreislage. Die Kollektion ist ganz auf die stilistischen Bedürfnisse jüngerer Golfer zugeschnitten und ergänzt ab sofort ALBERTO Golf und ALBERTO Golf Women. Generell beobachten wir, dass Golfeinsteiger maximal vier Handicaps brauchen, bis sie bei ALBERTO Golf landen. Oftmals reichen auch schon ein paar Golfrunden, dann haben die Einsteiger die Turnieretikette gesehen und verinnerlicht. Sie beobachten, was andere auf dem Platz tragen, und merken, was eine zum Sport passende Hose besser kann als andere. Dann ist die erste Wahl oft ALBERTO Golf. Auch bei der Youngster-Kollektion haben wir neben dem Style ganz besonders die Wertigkeit und Funktionalität im Auge.“
Technische Features und Nachhaltigkeit: Wie passt das zusammen? Was unternehmt ihr im Sinne der Nachhaltigkeit?
„Der Mensch ist uns wichtig. Alle unsere Hosen sind OEKO-TEX-100-zertifiziert. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Langlebigkeit der Materialien. Unser Ziel besteht darin, dass unsere Kunden lange Freude an ihrem Kauf haben, denn nur dann sind sie zufriedene Kunden.“
Wie schlagen sich die Golfhosen abseits des Greens?
„Wunderbar. Das ist einer unserer Benefits. ALBERTO-Golf-Hosen werden aufgrund ihrer Funktionalität zum Wandern getragen oder auch auf dem Wasser. Wir kennen viele schöne Geschichten, die Hosen werden wirklich überall und zu verschiedensten Anlässen getragen.“
Welche modischen Trends werden in der Kollektion berücksichtigt?
„Farbe. Hightech-Garne. Und der Trend zur Funktionalität. Alles drei ist für uns wesentlich.“
Was ist für die Zukunft geplant? Werdet ihr den Sportbereich weiter ausbauen oder eher in die Sortimentstiefe gehen und Kollektionen wie Golf oder Bike stärken?
„Uns weiter weltweit positionieren zu können, das ist unser Hauptaugenmerk.“