Autorin: Marilyn ReppIn den Führungsetagen der größten deutschen Handelsunternehmen zeichnet sich ein ernüchterndes Bild ab: Trotz jahrelanger Bemühungen und öffentlicher Diskussionen über Diversität bleibt der Anteil von Frauen in Vorständen und anderen Top-Positionen erschreckend niedrig. Unsere Autorin Marilyn Repp hat eine Idee für wahren Wandel.
Ein zäher Wandel – Frauenanteil bleibt gering
Zwar gibt es hin und wieder Berichte über kleine Erfolge und Neuberufungen von Frauen in Vorständen, doch insgesamt bleibt die Dynamik enttäuschend gering. Laut aktuellen Studien liegt der Frauenanteil in den Vorständen der 200 größten Unternehmen Deutschlands bei rund 18 Prozent, wobei dieser Wert in den letzten Jahren kaum angestiegen ist. In den Vorständen der DAX-Unternehmen, die oft als Maßstab für Fortschritt gelten, beträgt der Anteil der Frauen lediglich 24 Prozent. Selbst hier erfüllen nur wenige Unternehmen die gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent.
Besonders auffällig ist die Situation in den deutschen Familienunternehmen und Handelsriesen wie ALDI, EDEKA oder der otto group. Hier liegt der Frauenanteil in den Führungspositionen oft weit unter dem Durchschnitt, teilweise bei weniger als 7 Prozent. Diese Unternehmen zeigen sich besonders traditionell und resistent gegenüber Veränderungen in der Führungskultur.
Die Macht bleibt in den Händen der Männer
Der Grund für diese Stagnation liegt tief verwurzelt in der Kultur der Unternehmen selbst. Viele männliche Führungskräfte sind offensichtlich nicht bereit, ihre Machtpositionen zu teilen. Die wenigen Frauen, die es in Vorstände schaffen, bleiben oft isoliert und haben wenig Einfluss auf strategische Entscheidungen. Es scheint, dass die Regel „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ nach wie vor die Unternehmenswelt beherrscht – Männer berufen Männer in ihre Führungsteams und verstärken so die bestehende Monokultur.
Auch wenn die gesetzlichen Regelungen zur Frauenquote im Aufsichtsrat mittlerweile Wirkung zeigen und dort inzwischen ein Frauenanteil von etwa 30 Prozent erreicht wurde, bleibt der Vorstand männlich dominiert. Eine Vielzahl von Unternehmen hat noch immer keine einzige Frau in ihren Führungsgremien und wenn doch, dann oft nur als Alibi und ohne echte Entscheidungsmacht.
Der Weg nach vorne bleibt steinig
Es scheint, dass sich an dieser Situation ohne tiefgreifende kulturelle und strukturelle Veränderungen wenig ändern wird. Solange die Machtverteilung in den Führungsetagen eine reine Männersache bleibt und Frauen systematisch ausgegrenzt oder auf symbolische Rollen reduziert werden, wird sich am Status quo wenig ändern. Der Fortschritt bleibt zäh und unbefriedigend.
Deutschland, das international in vielen Bereichen als fortschrittlich gilt, hinkt in Sachen Gleichstellung von Frauen in den Chefetagen weit hinterher. Es braucht einen klaren Wandel in der Unternehmenskultur und ein stärkeres Engagement seitens der männlichen Führungskräfte, Frauen als gleichberechtigte Partnerinnen anzuerkennen und ihnen echte Machtpositionen zuzugestehen.
Neuer Fokus in der Diskussion: Männer müssen sich ändern, nicht Frauen
Während wir in den vergangenen Jahren in der öffentlichen Diskussion viel über Frauen, ihren Willen und ihre Aufstiegsmöglichkeiten diskutiert haben, wäre es langsam an der Zeit, die Diskussion mit Männern im Fokus zu führen. Wie können sie sich ändern? Welche Denkmuster hindern sie? Wie kann man das auf den Alltag und einzelne Entscheidungen herunterbrechen? Allerdings wird sich hier ohne politischen und gesellschaftlichen Druck Folgendes ändern: nichts.