Autor: Markus OessMit The Show Miami will Veranstalter Ivan Herjavec eine neue Ära für Modemessen in den USA einläuten. Im FT-Interview erklärt er, wie die Messe nicht nur Einkäufer und Aussteller zusammenbringt, sondern auch die lokale Gemeinschaft einbindet. Außerdem spricht er über die Unterschiede zu früheren Veranstaltungen in Berlin und die besonderen Herausforderungen des US-Marktes.
FASHION TODAY: Florida bereitet sich gerade auf Hurrikan Helene vor. Was bedeutet das aktuell für euch?
Ivan Herjavec: „Florida und seine Menschen sind sturmfest. Wir als Organisatoren von The Show Miami sind auf alle möglichen Ereignisse, einschließlich des Sturms, vorbereitet.“
Stürmische Zeiten hat auch Berlin im übertragenen Sinne erlebt. Heute sind die Modemessen in der Hauptstadt Geschichte. Wie blickst du darauf zurück und was hast du für The Show Miami daraus gelernt? Was ist ein absolutes Muss und was sollte man besser vermeiden?
„Es ist schwer, Berlin und Miami zu vergleichen, da sie völlig unterschiedliche Städte sind, ebenso wie Deutschland und die USA komplett verschiedene Märkte darstellen. Berlin hatte seinen Hype, aber nach einigen Jahren wurde es zum Mainstream. Die Modewelt verlor das Interesse, nachdem die Bread & Butter weg war. Andere Messen erkannten die Chancen nicht und folgten lediglich dem Markt, anstatt Disruption zu schaffen. Der deutsche Einzelhandel ist stark betroffen, viele Händler sind insolvent oder kämpfen ums Überleben. Miami hingegen ist jünger, offener, die lokale Regierung ist sehr unternehmensfreundlich und der US-Markt ist viel größer und diverser als der deutsche. Zudem ist Miami das Tor für lateinamerikanische Unternehmen in die USA. Ein Vergleich dieser beiden Märkte ist also schwer.“
Du sagst, der US-Markt brauche eine bessere Messe. Was genau meinst du damit und wie reagiert die Branche darauf? Die etablierten Messen dürften über diese Aussage kaum erfreut sein …
„The Show Miami bietet eine bessere Auswahl an Marken, weniger Aussteller, aber dafür hochwertigere. Wir wissen, was die Einkäufer brauchen, da wir den Markt analysieren. Es ist uns wichtig, dass Aussteller und Einkäufer ihre Erwartungen erfüllen. Aussteller erhalten eine bessere Rendite und Einkäufer können effizienter einkaufen. Zudem haben die Marken die Möglichkeit, mit führenden Influencern zusammenzuarbeiten, was ihre Verkäufe fördert. Wir ermutigen Marken und Einzelhändler, mit den lokalen Gemeinschaften zu arbeiten und deren Bedürfnisse zu erkennen. Die Show ist eine Veranstaltung von Miami für Miami, die Marken, Einzelhändler, Influencer und die lokale Gemeinschaft vereint.“
Du sprichst von einer „Social Fashion Fair“. Kannst du das bitte noch einmal auf den Punkt bringen?
„The Show Miami schließt die Öffentlichkeit nicht aus. Wir glauben, dass die Investition der Marken in die Präsentation ihrer Kollektionen auch der lokalen Gemeinschaft zugutekommen sollte. Es liegt an den Marken, was und wie sie ihre Produkte der Öffentlichkeit präsentieren wollen.“
Der Vormittag ist den Fachbesuchern vorbehalten, am späten Nachmittag und Abend öffnet die Show für das breite Publikum. Wie sollen die Marken das handhaben?
„Das Event ist von 10 bis 16 Uhr exklusiv für Einkäufer reserviert. Sie haben Zugang zu den Ständen der Aussteller und einer speziellen Lounge. Ab 16 Uhr ist die Show für die Öffentlichkeit geöffnet. Auf der Hauptbühne und fünf weiteren Bühnen werden Redner auftreten, darunter Designer, Innovatoren und Prominente. Die Marken entscheiden selbst, was sie präsentieren möchten. Zudem arbeiten wir mit dem Miami Dade College zusammen, das 300 Freiwillige stellt, die die Aussteller unterstützen.“
„The Show Miami ist ein soziales Event und arbeitet mit anderen Veranstaltungen in der Stadt zusammen.“
Wie kann der digitale Auftritt dabei helfen und wie könnt ihr die Marken dabei unterstützen?
„The Show Miami bietet allen Ausstellern eine digitale Bestellplattform an und stellt verschiedene digitale Werbemöglichkeiten in Partnerschaft mit sozialen Medien und Apps vor.“
Seit unserem letzten Gespräch sind einige Wochen vergangen. Bring uns bitte auf den aktuellen Stand: Wie weit seid ihr heute mit den Vorbereitungen?
„Wir arbeiten rund um die Uhr. Täglich kommen neue Aussteller und Einzelhändler hinzu, das Programm wird verfeinert und wir stehen in engem Kontakt mit der Stadt Miami Beach.“
Ihr plant mit rund 200 Marken. Kannst du inzwischen einige Marken nennen, die im kommenden März dabei sein werden?
„Wir finalisieren gerade die Liste der Aussteller, es werden etwa 200 ausgewählte Marken aus den USA und dem Ausland sein. Die Liste wird Mitte November veröffentlicht.“
Miami Beach unterstützt euch und für Bürgermeister Steven Meiner ist die Show sogar visionär. Wie sieht diese Unterstützung konkret aus?
„Miami Beach und Bürgermeister Steven Meiner sind unsere Partner. Wir arbeiten gemeinsam daran, Miami auf der Landkarte der Modeindustrie zu etablieren.“
Ihr habt auch Partner, die spezielle Angebote rund um die Reise anbieten. Wie sehen diese Angebote aus?
„Wir arbeiten mit führenden Hotels in Miami Beach zusammen, die spezielle Tarife und zusätzliche Annehmlichkeiten anbieten. Auch mit Flug- und Bahngesellschaften arbeiten wir eng zusammen.“
Ihr wollt auch die Community in Miami zusammenbringen. Wen wollt ihr vor Ort ansprechen?
„Die Kampagne ‚This is Miami‘ feiert die Menschen und Gemeinschaften der Stadt. Wir laden alle ein, Teil der Show-Community zu sein, von Studenten bis zu Geschäftsinhabern und Künstlern.“
Parallel zur Messe finden weitere Veranstaltungen in Miami statt, wie ein Tennisturnier und ein Musikfestival. Wie siehst du das?
„The Show Miami ist ein soziales Event und arbeitet mit anderen Veranstaltungen in der Stadt zusammen. Mode, Sport und Musik ergänzen sich dabei.“
Du sprichst von zwei Hauptevents im Jahr, also den Messen. Zusätzlich soll es weitere lokale Events geben. Was ist da geplant?
„Die beiden Hauptveranstaltungen finden im März und September statt. Kleinere Events sind für die lokale Gemeinschaft gedacht, darunter lokale Marken, Einzelhändler und Studenten.“
Ist auch etwas Vergleichbares für das internationale Publikum angedacht?
„Wir prüfen Möglichkeiten, auch kleinere Veranstaltungen international anzubieten.“