Autor: Winfried Rollmann Die Modeindustrie steht vor enormen ökologischen Herausforderungen, insbesondere durch die zunehmende Menge an Textilmüll. RE&UP, die Recycling-Initiative der türkischen SANKO-Gruppe, bietet mit ihrem innovativen Ansatz im Bereich Full Circle Recycling eine vielversprechende Lösung. Durch die Trennung und Wiederverwertung von Baumwoll-Polyester-Mischgeweben setzt RE&UP neue Maßstäbe in der Textilproduktion und trägt damit maßgeblich zur Förderung nachhaltiger Praktiken bei.
Die Modeindustrie hat nach wie vor ein gewaltiges Umweltproblem. Die Welt wird mit einer immer größeren Flut von Textilmüll konfrontiert. Ein neuer alarmierender Report von Greenpeace Germany zeigt aktuell (09/2024), wie massiv zum Beispiel Länder in Afrika von europäischem Textilmüll überschwemmt werden. Jede Woche kommen in Ghana circa 15 Millionen Kleidungsstücke an, von denen die Hälfte unverkäuflich ist. Sie landen auf Müllhalden, werden in öffentlichen Waschhäusern verbrannt oder verschandeln einfach die Umwelt. Es ist deshalb für unsere Branche von oberster Priorität, alle Maßnahmen zu forcieren, die dieser Flut Einhalt gebieten.
Hier ist die Initiative von RE&UP, die Recycling Unit der türkischen SANKO-Gruppe, ein Leuchtturmprojekt. Warum? RE&UP gelingt ein Full Circle Recycling. In seiner Prozesskette recycelt RE&UP nicht nur reine Baumwoll- oder Polyester-Gewebe, SANKOs Recyclingsystem gelingt es auch, Textilien in Cotton-Polyester-Mischungen in ihre wertvollen Rohstoffe zu zerlegen.
Bisher war das Recycling von Mischgeweben vielfach unmöglich oder extrem aufwendig. RE&UP sortiert Textilien nach ihrem Fasermaterial. Hat das Kleidungsstück einen höheren Polyesteranteil, wird es im Polyester-Kreislauf bis zu universell verwendbaren weißen Polyesterchips recycelt. Diese haben die gleiche Qualität wie aus Erdöl hergestelltes Virgin Polyester.
Der von RE&UP recycelte Cotton wird wieder zu Rohbaumwolle. Die Rohstoffe können auf diese Weise auch immer wieder recycelt werden, ohne signifikant an Qualität zu verlieren.
Das Gleiche gilt für die Baumwolle. Gewebe mit höherem Cotton-Anteil werden auf Cotton-Basis mechanisch recycelt und in die Faserbestandteile zerlegt, das Polyester wird herausgelöst. Dabei wird die Qualität der Baumwollfasern kaum beeinträchtigt. Das ist ein wichtiger Fortschritt gegenüber herkömmlichen mechanischen Verfahren, in denen sich Faserlängen deutlich verringern. Außerdem schafft es RE&UP, die Baumwolle zu entfärben. Darauf ist Mirella Slovic, die Category Managerin, besonders stolz. Das bedeutet, der von RE&UP recycelte Cotton wird wieder zu Rohbaumwolle. Das ist ein Meilenstein hin zu einer Augmented Sustainability! Die Rohstoffe können auf diese Weise auch immer wieder recycelt werden, ohne signifikant an Qualität zu verlieren.
Es ist geplant, dass ISKO, der führende Denimweber der Gruppe, seine Produktion nach spätestens vier Saisons komplett auf 100 Prozent recycelte Faser umstellt. Das recycelte PES wird auch für die Cotton/PES-Core-Garne verwendet, durch die ISKO bekannt wurde. Einzig der Stretchgarn-Anteil bleibt eine in naher Zukunft zu lösende Aufgabe. Die RE&UP Unit hat bisher eine Kapazität von 200.000 Tonnen im Jahr, bis 2030 will SANKO die Kapazität auf 1 Million Tonnen hochfahren. Die bisherige Kapazität ist ausverkauft. RE&UP arbeitet mit großen Gruppen wie Puma, H&M oder INDITEX zusammen. Grundsätzlich bietet RE&UP seine Produkte der kompletten Textilkette an.
Ein Problem recycelter Textilien ist oft ihr höherer Preis. Darauf angesprochen bestätigt Mirella Slovic, dass die recycelten Qualitäten in gleichem Qualitätsstandard und zum gleichen Preis wie normale Gewebe angeboten werden. Dies liegt auch daran, dass die Rohstoffe inhouse entstehen. Die konsequente und großindustrielle Umstellung innerhalb der SANKO-Gruppe ist zukunftsweisend und mutig. Sie bekennt sich hundertprozentig zu einer textilen Kreislaufwirtschaft, die wir in der Modeindustrie dringend benötigen. Ein großer Schritt und eine Riesenchance in Richtung einer verantwortungsvollen und sauberen Modeindustrie.