Cowboy Boots wanted

Western-Klassiker

Ein Blick auf einen eigensinnigen Klassiker. ©Sandra Cris

Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen
In der Musik feiert Sängerin Beyoncé mit ihrem Country-Album „Cowboy Carter“ einen internationalen Chart-Erfolg. In der Mode ziehen parallel bereits seit Saisons immer wieder Americana Styles Aufmerksamkeit auf sich. Westernstiefel spielen dabei eine zentrale Rolle. Ein Blick auf einen eigensinnigen Klassiker, an dem sich über Jahrzehnte auch die Geister scheiden.

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Sie sind ein Sinnbild für Coolness, Freiheit und Verwegenheit – sowie ein Stück US-amerikanische Geschichte: Cowboy Boots. Ursprünglich nutzten Viehtreiber ab dem 19. Jahrhundert den Westernstiefel für ihre Arbeit. Dank der Schuhspitze kamen sie leicht in die Steigbügel ihrer gesattelten Pferde, der kleine Absatz erleichterte es ihnen, im Steigbügel zu bleiben und zu steuern. Der hohe Schaft der Stiefel schützte das Bein vor Dornen und Büschen. Als Western-Boots-Pioniere sind Charles H. Hyer und sein Bruder Edward zu nennen, die als Söhne deutscher Einwanderer 1875 ein Schuhgeschäft in Kansas gründeten und sich eben auf diese Form von Arbeitsschuhen spezialisierten. Als Hollywood das vermeintlich freie und wilde Leben der Cowboys für sich entdeckte und für ein breites Publikum auf Leinwand bannte, entwickelten sich die Boots schrittweise zu Modeobjekten.

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Sämtliche Lederarten bis hin zu Schlangenleder kommen seither zum Einsatz, jede Variation wird gespielt. Vor allem der lange Schaft dient als Projektionsfläche für fantasievolle Ideen und Designs. Stickereien, Metall-Applikationen, Feder-Details und Brandings schmücken die Schuhe. Leuchtende Farben abseits klassischer Leder-Nuancen fließen ein. Der prägnante Absatz bleibt bis heute für Männer und Frauen gleichermaßen erhalten. So zeichnen sich die Modelle vielmehr durch einen rebellischen, lauten und sehr individuellen Charakter aus. Die Outfit-Kombination mit Cowboy Boots erfordert entsprechend Geschick und Modeverständnis. Dies sind beides wohl auch wichtige Gründe dafür, dass sie immer wieder polarisieren und auch Nicknames auf sich ziehen – wie hierzulande der Begriff „Mantaletten“ beschreibt.

Rollin’, rollin’, rollin’

Welcher denn nun? © Megan Bucknall

Nichtsdestotrotz: Die Liste der Westernstiefel-Liebhaber ist lang. Vor allem die Popkultur ist ohne Cowboy Boots nicht denkbar. Abgesehen von Beyoncé reichen die prominenten Vertreter von Britney Spears über Lenny Kravitz bis hin zu den Beatles. Auf Musik-Festivals weltweit gehören die Stiefel damit auch schon zur Grundausstattung eines jeden Looks. Zu den Markenherstellern zählen unter anderem SENDRA, STALLION BOOTS, TONY MORA, CORRAL oder ARIAT, die für besonders hochwertige, unverwechselbare Produkte auch aufwendig per Hand arbeiten lassen. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass parallel große Modehäuser stets aufs Neue Wildwest-Themen aufgreifen – und sei es nur über das einschlägige Schuhwerk. RALPH LAUREN, SAINTLAURENT, MARNI und ISABEL MARANT fallen in diesem Zusammenhang direkt ein, die sich in ihrer Arbeit mitunter durchaus von alteingesessenen Markenherstellern inspirieren lassen. Zuletzt versprühte Designer Pharrell Williams mit seiner Kollektion Herbst/Winter 2024 für LOUIS VUITTON exzessiv American Flair. So eigensinnig Westernstiefel demnach wirken mögen, scheint es, als seien es eben dieser Eigensinn, diese bunte Wandelbarkeit, die das Modell über Jahrzehnte derart lebendig und begehrlich halten – über Generationen, Musiker und Designer hinweg. Schließlich wusste auch schon Marlon Brando: „Wer seinen eigenen Weg geht, kann nicht überholt werden.“