Vom alten Handwerk zu neuen Technologien

Fertigung

Durch Veredlung werden Textilien funktionaler und langlebiger. © Freepik Pro

Autor: Maximilian Fuchs
Wir behandeln hier bei FASHION TODAY Bekleidung zumeist aus der modischen Perspektive. Doch neben aller Optik geht es seither darum, mit Ober- und Unterkleidung den Körper vor Witterung und Temperatur zu schützen. In dem nachfolgenden Artikel befassen wir uns daher mit traditionellen Methoden zur Textilveredlung und schauen uns technologische Innovationen an.

WERBUNG

Tradition …

Die Menschen rund um den Globus haben über Jahrhunderte Möglichkeiten zur Behandlung und Veredlung entwickelt, um ihre Bekleidung an die Gegebenheiten anzupassen. Diese traditionellen Methoden sind oft umweltfreundlicher als moderne Technologien und basieren auf natürlichen Materialien und Techniken. Durch das Wachsen beispielsweise wird die Wasserfestigkeit erhöht und das Gewebe wird widerstandsfähiger gegen Wind. Die Methode wird bereits seit dem Mittelalter eingesetzt, vor allem Seeleute profitierten auf rauer See von gewachster Bekleidung. Eine ebenfalls wirksame Möglichkeit, die Wasserfestigkeit zu erhöhen, und gleichzeitigen Kälteschutz bietet die Ölimprägnierung. Hierbei werden Stoffe mit natürlichen Ölen oder tierischen Fetten behandelt, im Anschluss wird die Imprägnierung durch Trocknung oder Erhitzung fixiert. Beim Filzen werden die Wollfasern durch Druck, Reibung und Wärme miteinander verbunden. Durch diese mechanische Bearbeitung und Feuchtigkeit entsteht ein dichtes, festes Gewebe, das einen exzellenten Kälteschutz bietet. Das Gerben von Leder macht die Tierhäute haltbarer und erhöht zeitgleich die Wasserfestigkeit. Der vor allem im Alpenraum verbreitete Lodenstoff wird in einem aufwendigen Verfahren hergestellt, bei dem Schurwolle in handwarmem Wasser und unter Zugabe von Kernseife gewalkt wird. Das Walken bezeichnet das „Kneten“, bis die Wolle verfilzt – die älteste bekannte Textilveredlungsmethode. Lodenstoff bietet sehr guten Kälte- und Nässeschutz, ist robust und gleichzeitig atmungsaktiv.

WERBUNG

… trifft Moderne

Mit der technologischen Entwicklung hat sich eine ganze Reihe an smarten Stoffen und Gewirken aufgetan und die Forschung geht weiter. Um den Rahmen nicht zu sprengen, stellen wir an dieser Stelle zwei besonders spannende Entwicklungen vor: Forscher der Nanyang Technological University in Singapur arbeiten aktuell an Textilien, die Energie aus Bewegung oder Sonnenlicht erzeugen können. Ein Beispiel ist ein Stoff, der durch Körperbewegungen elektrische Energie erzeugt und so tragbare elektronische Geräte aufladen kann. Die zweite Innovation sind Phasenwechselmaterialien (PCM), also Materialien, die ihre Phasen (fest/flüssig) ändern können, um Wärme zu speichern oder freizusetzen. Diese Technologie wird beispielsweise in Sportswear- oder Outdoor-Bekleidung verwendet, um die Körpertemperatur zu regulieren. Aktuelle Entwicklungen zeigen erhebliche Fortschritte in verschiedenen Bereichen, insbesondere im Hinblick auf nachhaltige Bio-PCM. Der Markt wird nach Analysteneinschätzung in den nächsten Jahren stark wachsen. Laut einem Bericht von Research and Markets wird der Marktwert von 1,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 4,2 Milliarden US-Dollar bis 2032 ansteigen, was einer jährlichen Wachstumsrate von 11,1 Prozent entspricht.