Kopenhagen kommt gut

CIFF

Die Messe wurde gut besprochen. „Die Frequenz ist wieder gestiegen“, heißt es. ©FT
Autor: Markus Oess
Bei sommerlichen Temperaturen konnte die CIFF in Kopenhagen die Herzen der Aussteller und Besucher gleichermaßen erwärmen. Kopenhagen gewinnt an Bedeutung, obwohl die Messe im internationalen Kalender am Ende der Orderrunde steht. Das hat auch mit dem Übergewicht der Menswear zu tun, sagen Aussteller. Den Einkäufern kann es recht sein, denn speziell in der Womenswear ist die Auswahl an Hotspots doch ziemlich übersichtlich bis nicht vorhanden, wenn es um reine Messeformate geht, die eine Relevanz haben und weltweit Einkäufer in die dänische Hauptstadt ziehen. Aber auch die Menswear-Marken äußern sich positiv über die Veranstaltung und ihren Zuspruch durch die Händler. Die CIFF meldete für die zurückliegende Sommerausgabe mit mehr als 1.200 Firmen im Bella Center ein Aussteller-Plus von gut einem Viertel – bemerkenswert in einer Zeit, in der Messen mit Schwindsucht zu kämpfen haben.
Messechefin Sofie Dolva will die CIFF von einer halbjährlichen Messe hin zu einem 365-Tage-Geschäftspartner verändern. ©CIFF

Die CIFF, seit ihrer Gründung 1993 ein fester Bestandteil des internationalen Modekalenders, hat ihre Position als wichtigster Handelsplatz für den nordeuropäischen Markt gefestigt. Unter der Leitung von Sofie Dolva hat sich die CIFF zu einer Drehscheibe für Industrie, Kreativität und Handel entwickelt, die globale Trends aufgreift und in den nordeuropäischen Kontext einbettet. „In schwierigen Zeiten neigen Marken dazu, sich zurückzuziehen und isolierter zu werden, aber wir glauben an das Gegenteil: Durch Zusammenarbeit und Zusammenhalt werden wir stärker als die Summe unserer Teile. Wir bleiben agil und anpassungsfähig an die unterschiedlichen Bedürfnisse von Unternehmen, während sich das Marktumfeld verändert. Dies zeigt sich besonders in unserem Wechsel von einer halbjährlichen Messe hin zu einem 365-Tage-Geschäftspartner, indem wir Brücken zu wichtigen Partnern und Modehauptstädten wie der Pitti in Florenz, der Mailänder Modewoche und dem CFDA in New York schlagen. Diese Veränderung in der Rolle, die wir bei der Unterstützung von Marken erfüllen, vom Plattformanbieter zum strategischen Geschäftspartner, war ein großer positiver Schritt zur Förderung dynamischer Beziehungen in unserer Markengemeinschaft“, sagt Dolva in einem Interview dem internationalen Fachmagazin GLASS im Vorfeld der Messe.

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So nahm G-STAR zum ersten Mal an der Copenhagen International Fashion Fair (CIFF) teil und präsentierte seine Frühjahr/Sommer-2025-Kollektion. Der Messestand der Marke im Bella Center war als „Black Box“ konzipiert, die den Besuchern eine Club-Erfahrung bot. Dieses Konzept ermöglichte eine ungewöhnliche und immersive Präsentation der neuen Kollektion, die sich von traditionellen Produktvorstellungen abhob. Täglich fanden Performances statt, die die Präsentation weiter ergänzten. Gwenda van Vliet, Chief Marketing Officer von G-STAR, betonte, dass die Marke mit dieser Installation ein unorthodoxes Besuchererlebnis bieten und gleichzeitig der Marken-DNA treu bleiben wollte. Die dänische Bestseller-Gruppe belegte gleich eine ganze Halle und konzipierte ihren Auftritt als Universum, ein optisches Rund, um das sich die Marken-Präsentationen als Satelliten gruppierten. Ein nicht ganz billiger Auftritt des dänischen Riesen, welcher der Bedeutung der CIFF weiteren Auftrieb geben sollte.

Drehscheibe für Industrie, Kreativität und Handel

Auch in den übrigen Messehallen war die Stimmung positiv. Die Messe wurde gut besprochen. „Die Frequenz ist wieder gestiegen“, heißt es. Mike Bøgeskov Pedersen, Country Manager Deutschland und Österreich bei LES DEUX, zieht an Tag zwei eine positive Bilanz: „Der Stand ist voll und wir führen gute Gespräche“, sagt er. Pedersen hebt hervor, dass es trotz des späten Termins auch Buyer aus Südeuropa hierhergeschafft hätten. Auch die Qualität der Besucher sei sehr ordentlich. LES DEUX liege schon jetzt weit über dem Vorjahr. „Wir haben aber dafür auch viel an den Kollektionen gearbeitet, um den modischen Wandel mitzugehen und neben den gängigen Artikeln auch modische Highlights über Key Looks zu transportieren. Das zahlt sich für die großen Händler genauso aus wie für die kleinen“,so Pedersen. Die Preise wurden in den Kernlagen gehalten, Erhöhungen qualitativ untermauert. Ziel sei es, die Ware zu pushen und die Abschriften auf ein Minimum zu reduzieren. Das gelinge derzeit mit Erfolg.

Die dänische Marke SOLID gehört zwar seit 2019 zu dk company, hat sich aber für einen eigenen Stand in den Messehallen entschieden. Nach dem Refresh legt das Unternehmen zu, inzwischen liege das Plus gegenüber 2023 bereits bei 20 Prozent, und das werde sich im kommenden Jahr fortsetzen. Kern der Marke sei ein moderner, unkomplizierter Look für den täglichen Gebrauch, sagt Per Vangsgaard, Product Manager der Marke. „Die Händler, auch internationale, sind gerade jetzt auf der Suche nach Neuem und hier auf der CIFF können sie es finden. Die Messe ist gut besucht und es sind auch Einkäufer aus dem Ausland gekommen, unter anderem die Görgens Gruppe mit KULT.“ Insgesamt beliefert die Marke 40 bis 60 Türen in Deutschland und will das Geschäft mit der Düsseldorfer Agentur WUNSCHNAHT weiter ausbauen.

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Alles an einem Ort. Das kommt an.

Auch für den Denim-Spezialisten GABBA ist Deutschland mit rund 275 belieferten Türen der wichtigste Markt der zwölf Auslandsmärkte. Um das Deutschland-Geschäft kümmert sich die Agentur THE NØON mit Standorten in Düsseldorf und München. Caspar Grundahl, Head of Sales & Marketing, setzt bei der weiteren Expansion vor allem auf das System-Geschäft, das derzeit auf neue Beine gestellt wird. Nach dem Generationenwechsel im Unternehmen soll der Export weiter angeschoben werden. Deswegen auch die Premiere auf der zurückliegenden Pitti Uomo in Florenz, deswegen auch der Stand und die Präsenz in Kopenhagen. „Das Label stellte früher auf der Revolver aus und ist nach Akquisition und Integration durch die CIFF im Bella Center vertreten. Die Messe gewinnt an Bedeutung, zumal international die Messewelt übersichtlicher wird“, sagt Grundahl. Früher präsentierte das Label seine Kollektionen auch in Berlin. Allerdings befindet der Manager den Termin als spät, die Order endet zwei Wochen nach der Messe.

HALO produziert Active Wear. Die hummel-Tochter sei unabhängig und finanziell über die Eigentümer fest im Sattel, betont Per Pedersen, International Sales. „Nach der Übernahme vor wenigen Jahren hat das Management die Marke konzeptionell erneuert und einen 360-Grad-Auftritt entwickelt“, führt der Manager weiter aus. „Wir haben unsere Unique Selling Proposition und wir scheuen den Wettbewerb nicht, denn wir können klar mit der Konkurrenz auch international mithalten“, sagt Pedersen weiter. Im Heimatmarkt ist das Label flächendeckend vertreten. Vor eineinhalb Jahren ging das Label das Exportgeschäft an: Deutschland, Norwegen, Benelux, Frankreich und im nächsten Jahr Italien. Ginge es allein um die Präferenzen der Endkunden und -kundinnen, um den Zeitgeist, könnte der Zeitpunkt durchzustarten besser nicht sein. Aber der Handel sei zurzeit auf Sicherheit bedacht, öffne sich neuen Marken nur mit Bedacht, meint Pedersen, der seine Kollektionen unter anderem über breuninger vertreibt. „Die Messe ist gut“, sagt Pedersen. „Einkäufer sind auch aus Deutschland gekommen, von zalando etwa oder von BERGFREUNDE.“

CIFF in Bildern

Für die deutschen Marken haben wir exemplarisch ALBERTO und DRYKORN besucht. Marco Lanowy, Chef des Hosenspezialisten ALBERTO, lobt die Messe und deren Auftritt: „Kopenhagen ist für uns gesetzt. Eine tolle Messe. Die Stimmung passt und die Qualität der Besucher ist bemerkenswert gut.“ Der Aufwärtstrend der Messe bestätige sich auch in dieser Saison. Ähnlich äußert sich auch Benny Jandl, verantwortlich bei DRYKORN für den Bereich Sales. Er spricht von einem Dreisprung im Saisonverlauf mit der Pitti zum Saisonauftakt für die Menswear als Kick-off, Paris als internationalem Taktgeber in der Saison und der CIFF als Anker zum Saisonende. „Kopenhagen wird für uns immer interessanter. Die Frequenz war am Vortag stark. Heute ist es etwas ruhiger. Die Qualität der Einkäufer ist top“, sagt Benny.

Dabei muss es nicht immer der große Handelskonzern sein. Gegenüber FASHION TODAY sagt Liva, die in Kopenhagen einen Store betreibt, dass es „richtig gut war, in Kopenhagen die Messen an einen Ort zu ziehen und so effizienter für den Handel zu gestalten.“ Liva verkauft Womens- und Kidswear. „Mir reicht jetzt ein Tag, um unsere Brands auf der Messe zu besuchen.“ Karolina Vertus ist aus Schweden angereist, sie hat 20 Minuten gebraucht. „Deutlich schneller, als in Schweden Showrooms aufzusuchen.“ Sie nutzt die CIFF neben Paris zur Inspiration, schaut bevorzugt auch nach kleineren Labels. „Der Kontakt zu unseren Marken und die Inspiration sind wichtig. Dass jetzt das Angebot an einem Ort zusammengezogen wurde inklusive Showrooms, ist der richtige Schritt gewesen.“ Das sagt auch Jacob Tikjøb, der zwei Department Stores in Dänemark betreibt: „Kopenhagen hat sich verbessert und auch die BESTSELLER-Gruppe zieht mit ihrer Präsenz neue Einkäufer an. Pitti und CIFF ergänzen sich. Ich hoffe, dass die Entwicklung anhält und Kopenhagen gerade international weiter Auftrieb erhält.“