Autor: Markus OessMario Zimmermann stand schon einmal auf der Gehaltsliste von DESOTO. Vor sechs Jahren verließ er das Unternehmen in Richtung Bietigheim-Bissingen. Im Januar 2024 kehrte er als Geschäftsführer zurück. Das Unternehmen sei gewachsen und habe sich weiterentwickelt vom Jersey-Hemd-Spezialisten zum Jersey-Spezialisten. Wir haben Mario zu den Expansionsplänen der Marke gefragt und was das mit Illusion und dem Puls der Zeit zu tun hat.
FASHION TODAY: Heute vor einem Jahr haben wir deinen ehemaligen Chef interviewt. Hast du bei deinem Weggang vor rund sechs Jahren daran gedacht, einmal in seine Position zurückzukehren?
Mario Zimmermann: „Hm, gute Frage. Ich habe vor neun Jahren DESOTO mit Heino Putnai als Geschäftsführer mit aufgebaut. Wir sind quasi von null gestartet, wir hatten dicke Bretter zu bohren und mussten Pionierarbeit leisten, um den Handel von den Vorzügen unseres Produktes zu überzeugen. Das war nicht immer ganz einfach und verlangte viel Beharrlichkeit. Deswegen ist DESOTO auch ein Stück weit mein Baby. So etwas lässt einen später nie ganz los. Aber um deine Frage zu beantworten: Nein, das habe ich mir bei meinem Wechsel zu OLYMP nicht vorgestellt. Allerdings bin ich sechs Jahre später gefragt worden, ob ich es mir vorstellen könnte, als Geschäftsführer zurückzukehren. Das hat mich sehr gefreut und ich musste auch nicht lange überlegen.“
Was hat dich dazu bewogen, die Geschäftsführung von DESOTO zu übernehmen? Immerhin haften Geschäftsführer auch für ihr Tun.
„Da ist was dran. Ich kenne das Unternehmen und die Holding von innen, wusste also sehr gut, was mich erwartet. Ich fand es beeindruckend, was bei DESOTO in diesen sechs Jahren alles passiert ist. Wie breit die Marke mit einer Exportquote von circa 80 Prozent aufgestellt ist und welches Know-how wir in der Zwischenzeit entwickelt haben. Und der Erfolg gibt dieser Strategie recht: Mit einem zweistelligen Millionenumsatz als reiner Jersey-Spezialist stehen wir gut da. Wir beliefern inzwischen mehr als 1.000 Handelspartner in knapp 20 Ländern. Das ist eine gesunde Basis, um jetzt mit DESOTO das nächste Level anzugehen. Die Marke hat noch sehr viel Potenzial. Davon bin ich überzeugt!“
Was hat sich bei DESOTO in den letzten Jahren verändert und was ist gleich geblieben?
„Gleich geblieben sind die Unternehmensstrukturen, zum großen Teil auch die Menschen dort und damit das Arbeiten in Forchheim. Für mich ist das kein Neuanfang, sondern eine Rückkehr. Die Marke bleibt auch in Zukunft auf Jersey fokussiert. Aber wir haben uns weiterentwickelt vom Jersey-Hemden-Spezialisten zum Jersey-Spezialisten. Ich bin sicher, unser Angebot von rund 200 verschiedenen Dessinierungen auf Jersey je Kollektion ist im Markt einzigartig. Neben den Hemden haben wir mittlerweile weitere Produktgruppen dazugenommen, wie zum Beispiel T-Shirts, Polos oder unsere neuen Sets mit Resorthemden und Shorts. Wir gehen bei der Sortimentserweiterung auch künftig konsequent weiter und denken über die Grenzen hinaus.“
No Limits, …
Du sprichst gern von der Illusion des Drucks. Welcher Druck würde dich besonders reizen und gibt es ein absolutes No-Go?
„Ich denke, wir haben mit unseren Oxford-Struktur-Prints, mit Denim-Prints und Leinenoptik-Prints eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass wir jede Illusion erzeugen können, die der Markt verlangt. So gesehen: No Limits und No-Gos!“
Wir haben uns zuletzt auf der Pitti getroffen. Jetzt läuft die Order hier in Düsseldorf. Bist du zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen?
„Die Resonanz auf die aktuelle Kollektion ist gut. So gesehen hat sich der Trend der Pitti hinsichtlich der Mode fortgesetzt. Aber wir müssen anerkennen, dass sich die Saison ganz allgemein zusehends nach hinten schiebt. Im Juni waren die Abverkäufe auf der Fläche bescheiden. Das schlägt auf die Stimmung im Handel. Ich gehe aber davon aus, dass sich die Lage nach hinten raus entspannen wird, da wir in den zurückliegenden Jahren durchaus noch länger Sommertemperaturen hatten, als es der Kalender normalerweise hergibt. Wir sollten uns vielleicht dauerhaft auf einen anderen Saisonverkauf einstellen. Aber wenn, dann kann das nur die gesamte Branche gemeinsam machen. Wir sitzen alle in einem Boot. Was uns anbetrifft, ist die Marschroute klar: Wir wollen weiter zulegen und richten dementsprechend die Lieferrhythmen bestmöglich aus.“
Wie sieht es mit den Umsatzplanungen für 2024 aus?
„Wir konnten erfreulicherweise immer wachsen, selbst in der Corona-Krise. Für 2024 haben wir uns ein moderates Wachstum im einstelligen Bereich vorgenommen und unser mittelfristiges Ziel ist es, die Umsätze für DESOTO zu verdoppeln. Wir sind grundsätzlich auf Kurs und sind guter Dinge, dass wir unsere ambitionierten Ziele erreichen werden“.
Die Stimmung ist nicht die beste, wieder mal. Auf der letzten Pitti war noch mehr Optimismus zu spüren, wieder mal. Wie gehst du mit den Ups und Downs um? Was ist deiner Meinung nach marktbedingt und wo siehst du eher einen „gefühlten Abschwung“ im Markt?
„Ich habe da eine klare Arbeitsthese: Die Branche war schon immer anspruchsvoll. Von vermeintlichen oder tatsächlichen Boomphasen der Vergangenheit kann ich mir herzlich wenig kaufen. Aber wir, und damit meine ich die Branche, haben es immer gemeinsam hinbekommen. Egal ob Klimakrise, weltpolitische Krisenherde und Kriege oder Corona. Die Branche hat sich als deutlich widerstandsfähiger erwiesen als vorhergesagt. Wichtig ist, dass wir unsere Hausaufgaben machen und flexibel bleiben. Ein ‚Weiter so‘ war schon immer bei Problemen die falsche Antwort. Entsprechend sind wir immer dabei, marktbedingte Herausforderungen zu hinterfragen, um daraus Chancen beziehungsweise Potenziale für die Zukunft zu identifizieren.“
… no No-Gos
Asien, speziell Japan und Korea, sowie Europa, zum Beispiel Italien, wo die Marke noch nicht präsent ist, stehen auf deiner Agenda. 80 Prozent Exportquote sind ja schon recht hoch. Hat sich diesbezüglich etwas getan?
„Wir wollen künftig schneller und noch effizienter internationalisieren als bislang schon. Wir konzentrieren uns aber auch auf die bestehenden Märkte, denn da haben wir immer noch sehr großes Wachstumspotenzial, das wir sinnvoller zuerst abschöpfen sollten, bevor wir uns neuen Märkten zuwenden. Dazu kommt, dass wir als Produkt uns schon einen Namen gemacht haben, aber noch nicht als Marke. Tatsache ist aber auch, dass wir weiße Flecken in Europa und Asien ausgemacht haben, die wir in naher Zukunft angehen wollen. Nicht zuletzt in Deutschland haben wir noch gute Chancen. Klar muss das Paket auch für den Handel passen, aber ich weiß, welche Stückzahlen möglich sind. Vor diesem Hintergrund bin ich überzeugt, dass wir noch namhaftes Marktpotenzial haben, welches wir abschöpfen können.“
„Wir arbeiten an verschiedenen Themen und bauen unser Jersey-Produktportfolio sukzessive aus. Unter anderem arbeiten wir an Overshirts, Blouson und Sakko.“
Ihr habt auch neue Produkte am Start. Worauf setzt ihr da?
„Wir erweitern unser Portfolio strategisch immer weiter, aber immer mit dem Fokus auf unsere Kernkompetenz Jersey, mit Ausnahme der Damen, wo wir in einem überschaubaren Umfang auch andere Materialien einsetzen. Aktuell haben wir bei Herren unsere Sets mit Resort-Hemden und Shorts sehr erfolgreich auf den Markt gebracht. Unsere Struktur-Prints kommen echt gut im Handel und bei den Endverbrauchern an. Wir erweitern auch unseren Formenpark und unsere neuen Polohemden mit Raglanarm finden Anklang. Im Premiumsegment haben wir angebaut. Wir haben eine klare Preisstrategie mit Mainstream und Casual mit VKs im Schwerpunkt zwischen 79 und 99 Euro Premium beziehungsweise unsere Luxury Line liegt zwischen 129 und 179 Euro.“
Mit euren Premiumprodukten habt ihr die 150-Euro-Grenze schon weit überschritten. Wo siehst du die Grenzen für die Marke und damit den Kern der Marktpositionierung im Handel?
„Im Ausland kommt die Luxury Line sehr gut an, speziell in Frankreich, Benelux, den USA und Kanada. Aber wir haben klare Grenzen eingezeichnet: Für unsere Casual und Essential Line sind 100 Euro eine wichtige Grenze. Im Bereich Premium sehen wir die Preisgrenze aktuell bei 200 Euro.“
Ist der Sommer umsatztechnisch wichtiger als der Winter?
„Für uns definitiv. Rund 65 Prozent unseres Umsatzes kommen über die Frühjahr/Sommer-Kollektion.“
Was ist für den Winter geplant?
„Wir arbeiten an verschiedenen Themen und bauen unser Jersey-Produktportfolio sukzessive aus. Unter anderem arbeiten wir an Overshirts, Blouson und Sakko. Diesen Themen werden wir unsere einzigartige Jersey-DNA injizieren und sie in DESOTO-Manier adaptieren beziehungsweise neu interpretieren. Wir halten den Daumen am Puls der Zeit.“
Aufbauarbeit
Mario Zimmermann ist seit Januar 2024 Geschäftsführer beim Jersey-Spezialisten DESOTO. Er teilt sich die Unternehmensleitung noch für eine Übergangszeit mit dem langjährigen Geschäftsführer Heino Putnai, der im September 2024 das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen wird. Zimmermann kommt vom Hemdenspezialisten OLYMP, wo er sechs Jahre als Head of National Sales tätig war. Zimmermann kennt das Unternehmen bestens. Vor seinem Wechsel zu OLYMP war er bereits rund drei Jahre für DESOTO als Head of Sales für die DACH-Region tätig und leistete seit dem Start der Marke viel Aufbauarbeit, um sie im Handel zu etablieren.