Autor: Andreas Grüter Die Juni-Edition unserer „Auf ein Kaltgetränk mit …“-Serie führt uns von Köln rheinabwärts ins Atelier der Düsseldorfer Designerin Marion Strehlow. Bei Wasser und Schnaps parlieren wir über dicke Bücher, aufregende Platten und verpasste Chancen im Tanz-Business. Viel Spaß beim Lesen.
FASHION TODAY: Schnaps, Bier, Limo oder Wasser – was darf ich dir anbieten?
Marion Strehlow: „Je nach Uhrzeit würde ich mich für Wasser oder Schnaps entscheiden.“
Endstation Mode. Wie bist du zur Fashion gekommen?
„Ich habe sehr früh angefangen, meine Kleidung selbst zu nähen, weil es die Klamotten nicht gab, die ich gerne hätte tragen wollen. Irgendwann wollte ich mein Nähen verbessern, eigene Schnitte konstruieren und meine Entwürfe besser zeichnen. Also habe ich zunächst eine Ausbildung zur Damenschneiderin gemacht und bin danach auf die Modeschule Düsseldorf gegangen.“
An der Branche gefällt mir …
„Mein Beruf ist gleichzeitig auch meine Berufung, und das gefällt mir sehr. Dabei ist es in erster Linie nicht die Mode, die mich interessiert, sondern das Ausprobieren von Schnitten und Silhouetten, das Arbeiten mit Materialien, das Zeichnen und das Entwickeln. Ich lasse gerne neue Dinge im Kopf entstehen.“
Weißt du noch, was du als Kind werden wolltest?
„Tänzerin, woraus offensichtlich nichts geworden ist.“
Etwas, auf das ich besonders stolz bin.
„Ich habe mir immer gewünscht von der Mode, die ich entwerfe, irgendwann leben zu können. Das habe ich geschafft und dafür bin ich sehr dankbar.“
Wenn es nicht das Dorf mit Stadtstatus wäre, wo würdest du sonst wohnen?
„Ich lebe sehr gerne in Düsseldorf. Es ist allerdings eher die Stadt mit Dorfcharakter.“
Wenn ich das Rad der Zeit zurückdrehen könnte, würde ich Folgendes ändern:
„Überhaupt gar nichts.“
Eine Herausforderung, die ich unbedingt noch angehen will?
„Ich würde gerne einmal eine längere Zeit in Japan leben und arbeiten.“
Mein größter Fehler ist …
„Ich bin mitunter echt gutgläubig und kann mich zudem manchmal eher schlecht entscheiden. Allerdings habe ich daran gearbeitet und glaube erstens längst nicht mehr alles, was man mir so erzählt, und bin zweitens mittlerweile wesentlich fixer, was Entscheidungen angeht.“
Etwas, das ich bereue.
„Bislang ist in meinem Leben nichts Schwerwiegendes vorgefallen, was es zu bereuen gäbe. Vermeintlich schlechte Erfahrungen haben sich mit Abstand häufig zum Guten gewendet oder waren zumindest lehrreich. Bereuen geht Hand in Hand mit Unzufriedenheit, und die spüre ich überhaupt nicht.“
Etwas, auf das ich besonders stolz bin.
„Ich habe mir immer gewünscht von der Mode, die ich entwerfe, irgendwann leben zu können. Das habe ich geschafft und dafür bin ich sehr dankbar.“
Hiervon könnte ich mich nie trennen.
„Von meiner Unabhängigkeit.“
Du kannst durch die Zeit reisen. Für welches Jahr entscheidest du dich?
„3029.“
Analoges oder digitales Leben? Wie hältst du es mit Social Media?
„Sowohl als auch. Ich liebe es, auf dem iPad zu zeichnen, um dann die Schnitte per Hand zu erstellen. Social Media ist für mein Label natürlich ein wichtiges Tool, das ich allerdings aktuell sehr intuitiv nutze.“
Mit Musik geht alles besser. Wird dein Alltags-Soundtrack mit Gitarren oder dem Computer gespielt?
„Grundsätzlich höre ich lieber elektronische als Gitarrenmusik. Aktuell gefällt mir die neue Beth-Gibbons-Platte sehr gut. Ein Freund hat mir kürzlich Headache empfohlen und deren ‚The Head Hurts but the Heart Knows the Truth‘ ist mein aktueller Arbeits-Soundtrack. Nia Archives ‚Silence Is Loud‘ ist mein derzeitiger Jogging-Begleiter.“
Deine fünf Bücher für die Insel.
„Da kommt ‚1Q84‘ von Murakami Haruki ins Gepäck. Das Buch ist so dick wie fünf reguläre Bücher.“