Bangladesch
Infolge der Ereignisse in Bangladesch im Jahr 2023, die zur Festlegung eines unzureichenden Existenzlohns führten, reagierte die Regierung von Bangladesch mit harter Hand auf die Proteste der Arbeiter. Strafanzeigen, die oft von Lieferanten großer internationaler Marken eingereicht wurden, bedrohen nun Zehntausende von Arbeitern. Doch die jüngsten Erklärungen der Branche versuchen, ihre Verantwortung sowohl für die Festlegung eines Lohns, der es den Arbeitern unmöglich macht, genug zum Leben zu verdienen, als auch für die rechtlichen Bedrohungen, zu leugnen. Das schreibt die NGO Clean Clothes Campaign. Im Februar und Anfang März erhielten 45 große Modemarken und Sportbekleidungsmarken, darunter H&M, Zara, Next, North Face (VF Corp.) und Gap, Schreiben von Organisationen innerhalb des Netzwerks der Clean Clothes Campaign. Darin wurden die Marken aufgefordert, ihre bangladeschischen Lieferanten dazu zu bewegen, die im Grunde haltlosen Strafanzeigen gegen Arbeiter und Gewerkschaftsführer im Zusammenhang mit den Protesten von 2023 für einen höheren Mindestlohn fallen zu lassen.
Bisher sind nur wenige Marken dieser Aufforderung gefolgt und haben den Druck auf ihre Lieferanten erhöht, um solche Maßnahmen zu ergreifen. Die große Mehrheit der Marken lehnte die Verantwortung den Angaben zufolge jedoch ab. Sie erklärten, ihre Lieferanten seien nicht beteiligt, verteidigten die Einreichung von Strafanzeigen ihrer Lieferanten oder leugneten, dass die Anklagen als Rache gegen Arbeiter verwendet würden, die für höhere Löhne demonstriert hätten. Viele Marken äußerten sich gar nicht. Einige beauftragten lediglich die American Apparel and Footwear Association (AAFA) oder die Ethical Trading Initiative (ETI), in ihrem Namen eine gemeinsame Erklärung abzugeben.