Autor: Andreas GrüterHerzlich willkommen zur Folge drei unserer The-Missing-Link-Serie, in deren Rahmen wir uns mit Styles und Fashion Pieces beschäftigen, die in der Welt der Mode und darüber hinaus für Aufsehen gesorgt haben. Heute werfen wir einen Blick auf die vielen Facetten des Sonnenbrillenkults.
Die Persol „714“ von Steve McQueen aus „Le Mans“, die Ray-Ban „Aviator“ von Tom Cruise aus „Top Gun“, Stevie Wonders Alpina „M1“ und die klassische Ray-Ban „Wayfarer“ der Blues Brothers – es sind legendäre Modelle wie diese, mit denen sich die Sonnenbrille einen Platz in der Geschichte der Popkultur gesichert hat. Kein Wunder, ist sie doch nicht nur Garant für UV-Schutz, sondern auch das ultimative Statement of Cool, das mit dunkel getönten Gläsern den Blick in die Augen, das Tor zur Seele, versperrt und so für eine geheimnisvolle und irritierende Aura der Unnahbarkeit sorgt. Ein Spiel, das sich von der Beat- und Rock-’n’-Roll-Generation über die Jazz-, Soul- und Mod-Crowd bis hin zur Punk-, Post-Punk-, Electro- und Hip-Hop-Szene vor allem in subkulturellen Kreisen größter Beliebtheit erfreut.
Like a Candle in the Wind
Dass es bei musizierenden Sonnenbrillenträgern aber keineswegs immer düster-distanziert zugehen muss, beweisen eindrucksvoll die Brillenmarotten von Sir Elton „Rocket Man“ John. Seit Anfang der siebziger Jahre betritt der Musiker keine Bühne mehr ohne Sonnenbrille auf der Nase. Mal sind die Gläser herzförmig, mal asymmetrisch, pink oder knallorange, mal schmücken Palmen, Punkte oder Streifenmuster die Gestelle, mal sind sie mit Federn oder Edelsteinen verziert. Gerüchten zufolge hortet der exzentrische Brite rund 250.000 verschiedene Modelle, für die er auf Tour gerne auch einmal ein eigenes Hotelzimmer bucht, dessen Raumtemperatur bei konstanten 16 Grad liegen muss. Fast schon erstaunlich, dass bei so viel Liebe zum Sujet die eigene Elton-John-Eyewear-Kollektion erst Ende 2021, und zwar in Zusammenarbeit mit Walmart, auf den Markt kam.
Sonne weg, Brille auf!
Doch zurück zur dunklen, gefährlichen Seite des Sonnenbrillenkults. Diese brachte der US-amerikanische Rockabilly-Musiker und Gene-Vincent-Road-Manager Dwight „Whitey“ Pullen 1958 mit „Sunglasses After Dark“, seiner Ode an die ultimative Coolness, auf den Punkt. Neben dem Original empfehlen wir an dieser Stelle auch das gleichnamige Masterpiece von The Cramps, das nur lose auf Pullens Song basiert.
“Standing on the corner of a busy street
Everybody kept on looking at me
I was wearin’ sunglasses after dark, oh yeah
Well, you really look sharp wearin’ sunglasses after dark
Well, I went out last Friday night
I got myself in a big street fight
Everybody’s gettin’ booked including me
’Cause there wasn’t there one hood that could see
We was wearin’ sunglasses after dark, oh yeah
Well, you really look sharp wearin’ sunglasses after dark …”