Düsseldorf Fashion Days: Besser als gefühlt

©LHD/Ingo Lammert

Orderauftakt

Die Stimmung ist schlechter als es die Bücher hergeben. So lässt sich der Orderauftakt zusammenfassen. Von einer echten Messe driftet Düsseldorf ab. Statt Laufkundschaft, sorgen Termine mit den Einkäufern fürs Geschäft. Entsprechend war auch die Frequenz in den Showrooms und auf den Plattformen wie FASHN ROOMS/NEONYT oder Supreme. Mal mehr, mal weniger stark. An der eh schon verhaltenen Grundstimmung änderte auch die jüngste Insolvenzmeldung mit der Pleite der KaDeWe-Gruppe wenig. Einmal, weil vergleichsweise wenig Marken in den Düsseldorfer Showrooms davon betroffen sind, zum anderen, weil sich ein gewisser Gewöhnungseffekt einstellt. „Die Pleiten, gerade die aus dem Signa-Reich sind nichts Neues. Mittlerweile wissen wir ja, wie das geht“, sagt ein Industriemanager gegenüber FT mit einem gewissen Sarkasmus. „Krise können wir, oder?“ Die Tatsache, dass Vieles über Konsignation laufe, sorge immerhin dafür, dass die Ware die aktuell auf der Fläche sei, nicht verloren sei, auch wenn sie bei einer Rücknahme an Wert verliere. Spannender sei aber die Frage, wie stark man auf die Wünsche der GKK-Einkäufer eingehe und auf Risiko produziere, ohne zu wissen, wieviel Volumen in wie vielen Filialen tatsächlich durchlaufen und zu Zahlungen führen werden. Alles in allem, so der allgemeine Tenor, wird die Order wohl auf ein Pari hinauslaufen. Manche gewinnen auch dazu. Preisaufschläge gab es offenbar nur gezielt für einzelne Produkte, im Gegenteil, manche Marken stärkten gezielt die Eckpreislagen.

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Fynch-Hatton

Mathias Eckert, CEO von Fynch-Hatton, sagt das Unternehmen kommt mit einem Plus von 10 Prozent aus 2023. Fynch legte im zweiten Halbjahr 2023 im Katag-Monitoring in seiner Kategorie um 27 Prozent zu. Die Marke liegt über Budget und Eckert plant fest mit einem Plus. Die Großkunden machten sich auf den Weg in die Showrooms, was fehlte, waren die kleineren Händler, die sonst den verkaufsfreien Sonntag für die Order nutzten. Auch Menswear-Chef Marco Sänger blickt zuversichtlich auf die kommenden Wochen. „Wir performen auf der Fläche gut und gehen auch modisch den nächsten Schritt. Entsprechend positiv laufen die Gespräche“, sagt er.

camel active

Frank Brüggemann, Managing Director camel active bei Bültel Worldwide Fashion, bot seinen Händler gleich zwei Anlaufstellen. Neben der Halle 29 kooperierte das Label mit dem chinesischen Autobauer Lynk & Co und präsentierte seine urbane Life-Style-Kapsel „MADE FOR DAILY ADVENTURE“ in dessen urban-stylischen Filiale in unmittelbarer Nachbarschaft zum alten Carsch-Haus, dessen Umbau nach der Signa-Pleite erstmal auf sich warten lässt. Die Styles unter dem Titel „MFDA“ repräsentieren die modische Spitze unserer Kollektion und veranschaulichen deutlich den einzigartigen Outdoor-Casual-Lifestyle von camel active am deutlichsten .Diese Styles sind nahtlos in die Hauptkollektion integriert. Die MFDA-Styles sind bereits Teil des Kernsortiments und werden entsprechend der Kundengröße in die Order integriert. Bei einer herausgestellten Einzelplatzierung sind die gezeigten 4 MFDA-Looks verbindlich für den Handel zur Darstellung am POS“, sagt Designerin Madita Schulz. camel active, sagt Brüggemann, hat seine DNA als Casual- und Outdoormarke. Sie biete aber mehr und gerade für Outdoor gibt es eine urbane Spielart, die gut zur Marke und Markenkern passe. Genau die soll noch stärker herausgearbeitet werden. Deswegen die Kapsel, deswegen die Colab mit Lynk & Co., die zwar auf lokaler Ebene losging, aber für den Manager durchaus weitergehen könnte. Was die Erwartungen an die aktuelle Order angeht, sieht Brüggemann auch Raum für Wachstum. National über die Sortimente und über neue Flächen, aber auch international. Das Grundrauschen habe nachgelassen und auch wenn die Pleite von Galeria Karstadt Kaufhof und der Abschwung im E-Commerce wie überall Spuren hinterlasse, werde es keinen Flächenbrand geben. Im vergangenen Jahr kletterten die Handelsumsätze der rund 800 PoS, die an das Edi angeschlossen sind, um 8 Prozent nach oben.

bugatti

Das Wochenende war stark, betont bugatti-CBO Florian Wortmann gegenüber FT: „Die Markenerneuerung werden im Handel begrüßt und wir haben tatsächlich auch inhaltlich die richtigen Gespräche. Der Handel will die Mittelpreislagen wieder stärken. Und genau da sind wir zu Stelle. Wir werden jetzt natürlich nicht zur Premium-Marke, wir werden aber zu einer Marke, die Premiumgefühl verströmt und den Kunden im Massenmarkt ein gewisses Gefühl von Stil vermittelt. Wir wollen emotionalisieren. Das wird verstanden und kommt an.“ Sicher sei die Konsumstimmung nicht die allerbeste, aber dennoch eröffneten sich immer wieder neue Wachstums-Chancen und die werde bugatti auch nutzen. „Ich sehe nicht die Probleme, ich sehe unsere Möglichkeiten“, sagt Wortmann.

Club of Comfort

Der Hosenspezialist Club of Comfort hat mit der Marke und der Kollektion eine Erneuerungskur durchlaufen, die sich immer noch bezahlt mache, wie Norbert Bents, Key Account der Norddeutschen, sagt. International mit Kunden aus Middle East und ehemaligen Sowjetstaaten wie Kasachstan oder Aserbaidaschan funktioniere Düsseldorf immer noch gut. Selbst neue Kunden, etwa aus Finnland und Rumänien habe er gewonnen. „Auch die deutschen Händler schreiben. Im Ton ist die Order rückläufig, aber meine Zahlen zeigen das nicht“, sagt Bents.

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ETERNA

Mit guten Zahlen hat der Blusen- und Hemdenspezialist Eterna das Jahr 2023  abgeschlossen. Dirk B. Heper, der zum 1. Januar dieses Jahres als Geschäftsführer bei den Passauern eingestiegen ist, zeigt sich mit dem Orderauftakt in Düsseldorf zufrieden. In Summe werde die Order wenigstens auf ein Pari oder auf leichtes Wachstum hinauslaufen. „Wir hatten bisher positive Gespräche mit Händlern. Wir gehen aus der Order mit einem Ergebnis heraus, das sicher über Branchendurchschnitt liegen wird. Ich würde mir allerdings wünschen, dass weniger ins NOS und seasonal NOS ausgewichen wird. Die Gefahr, dass die Flächen langweilig werden und der Modegrad sinkt ist da und damit verliert die Fläche zwangsläufig an Attraktivität“, sagt Heper.

JOOP!

JOOP!-Chef Thorsten Stiebing, sieht ebenfalls keine Anzeichen, in der Order Nervosität zu entwickeln. „Es läuft“, sagt Stiebing, der mit weiteres Wachstum für das gesamte Jahr plant. Die Order dürfte stabil bleiben, sagt der Manager. Die Marke entwickelte sich weiterhin positiv im zurückliegenden Jahr und auch in diesem dürfte Joop! beim Umsatz zulegen, meint Stiebing. Er kündigt überdies einen weiteren größeren Lizenzpartner an, der in Kürze bekanntgegeben werden soll.

R. Brand Group

Im neuen Showroom in der Halle 29 empfängt die R. Brand Group (Baldessarini, Pierre Cardin und Pioneer) ihre Händler. „Für uns steht der Umzug vom Medienhafen hierher für einen Neuanfang“, sagt CEO Raphael Heinold. Am meisten habe das Team an der Repositionierung von Pierre Cardin mit der gezielten Stärkung der markenbekannten Eckpreislagen gearbeitet, um das Label flächenfähig zu halten. Nun müsse man im wahrsten Wortsinn liefern und die Wholesale-Aktivitäten mit einem starken Vertriebskonzept unterfüttern. Bei Baldessarini gehe es eher um Feinjustierung. Arbeit, räumt Heinold ein, warte auch bei Pioneer. Die Marke funktioniere, aber es müsse das Markenbild in allen Schattierungen geschärft werden, um zukunftsfähig zu bleiben. „Wir stehen noch am Anfang“, sagt Heinold. Die Gruppe werde neues Vertrauen schaffen und in der kommenden Orderrunde werde man mit den Händlern schon einen großen Schritt in Richtung Normalisierung des operativen Geschäftes gegangen sein.

Hatico

Joseph Reiter, Geschäftsführer des Hemdenspezialisten Hatico hat es geschafft, mit der Marke Pure und den Functional Shorts das Unternehmen auf Spur zu bringen. Beim Functional Shirt, das normalerweise im VK bei 99 Euro und in der Spitze bei 120 Euro liegt, hat Reiter mit VK-Lagen von 69 beziehungsweise 79 Euro unten angebaut, um das Funktionshemd noch breiter im Markt zu bringen. Mittlerweile steht die Marke Pure für 80 Prozent des Gesamtumsatzes. 2023 kletterte der Umsatz auf 15,2 Millionen Euro gegenüber 12,5 Millionen Euro im Jahr zuvor. Hatico hat heute Fertigungskapazitäten in Vietnam, Osteuropa und Bangladesch. Reiter spricht von einem stabilen Ordergeschehen, die Unternehmensentwicklung werde weiterhin positiv verlaufen.

Petrol Industries

Um Preislagen geht es auch für das niederländische Label Petrol Industries. Country Manager Bertram Laufer erklärt, der Markt sei herausfordernd, aber es böten sich auch Möglichkeiten, im Markt zu wachsen. Das Label habe die Kollektion weiter fokussiert und die Ware biete ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis, mit dem auch das Shop-Konzept, das weiter ausgerollt wird, punkten soll. Die Preislagen bleiben stabil und das Management habe die gesunkenen Kosten in der Logistik weitergegeben, wo das möglich gewesen sei. Neukunden bietet Petrol zusätzliche Anreize, um die Marke auf die Fläche zu holen. Daneben präsentiert sich die Marke unter anderem auch auf dem Katag-Markentag und dem unitex-Fashion Festival. „Wir gehen dahin, wo wir die Kunden treffen“, sagt Laufer. Weitere Impulse verspicht sich Laufer unter anderem von Zusatzverkäufen der Plus Size-Kapsel , die nun in der zweiten Saison verkauft wird und dem Ausbau der Strickanteile.