Autor: Andreas GrüterWillkommen zum ersten Kaltgetränk-Talk in 2024! Wir hoffen, Sie sind gut ins neue Jahr gekommen. Unser heutiger Trinkgast ist Dirk B. Heper, seit Anfang Januar Co-Geschäftsführer bei ETERNA. Wir unterhielten uns unter anderem über die Laufalternative Radfahren, die Vorteile von Restaurantbesuchen und die Anzugfrage. Viel Spaß beim Schmökern!
FASHION TODAY: Die Minibar ist geöffnet. Was darf es sein?
Dirk B. Heper: „Als Rheinländer entscheide ich mich gerne für ein Kölsch.“
Und was kommt dazu auf den Tisch?
„Zum Kölsch gehört der Halve Hahn. Für die Nicht-Rheinländer: Das ist ein Roggenbrötchen mit mittelaltem Gouda.“
Sie haben mit Wirtschaftswissenschaften einen eher nüchternen Studiengang hinter sich. Fühlen Sie sich in der extrovertierten Modewelt dennoch gut aufgehoben?
„Aufgrund meines familiären Hintergrunds habe ich sehr früh intensiven Kontakt zur Modebranche gehabt – das war dann weniger nüchtern. Ich stand schon im Kinderwagen im Showroom der Firma CAVALLO, Hemdenspezialist in Aachen. Die Firma gehörte Manfred und Bernd Baurmann, den beiden Cousins meiner Mutter. Insofern hatte ich, was die Modewelt betrifft, keine Integrationsprobleme.“
Wissen Sie noch, was Sie als Kind werden wollten?
„Ja, mein Vater war Arzt und ich wollte in meiner Kindheit dann auch Sportarzt werden. Das hätte meiner Mutter sehr gefallen.“
Wenn Sie nicht in der Mode gelandet wären, würden Sie jetzt …
„Im Sportmanagement tätig sein.“
Ihre Cools & Fools des Branchenlebens?
„Über die Jahre habe ich viele Menschen getroffen, die ich heute auch jenseits des Business sehr schätze, und den einen oder anderen habe ich als guten Freund an meiner Seite. Natürlich gab es auch große Enttäuschungen, aber das gehört wohl dazu. Leider wird der Begriff Partnerschaft in der Branche deutlich öfter verwendet als wirklich beidseitig gelebt.“
Sie sind kürzlich nach Passau gezogen. Traumstadt oder notwendiges Übel?
„Ich habe bis jetzt erst drei Tage in Passau verbracht – sicher deutlich zu wenig, um hier ein faires Urteil abzugeben. Man kann sich in Passau bestimmt wohlfühlen, aber sicher ist auch, dass es der Standort meiner Arbeitsstätte ist und ich hier keinen Erstwohnsitz plane.“
Berge oder Meer?„Ganz klar Meer.“
Bestellen oder selbst kochen?
„Essen gehen. Es vermeidet kulinarischen Misserfolg und man trifft andere Menschen.“
Mit Sprudel oder ohne?
„Es sollte prickeln und idealerweise nicht nur im Glas …“
Buch oder E-Reader?
„Eindeutig Buch – man verbringt eh schon mehr als genug Zeit am iPhone oder iPad.“
Altbau oder Neubau?
„Sicher hat beides seinen Charme. Privat habe ich vor einigen Jahren ein Haus gebaut und fühle mich damit sehr wohl. Das heißt dann wohl Neubau.“
Auto oder Fahrrad?
„Ich habe mir vor drei Jahren ein Gravel Bike zugelegt und mir vorgenommen, dieses in Zukunft noch deutlich öfter als bisher in der Freizeit zu nutzen. Es ist ein wirklich cooles Teil, das Geschwindigkeit erlaubt und sich jedem Untergrund flexibel anpasst. Als alter Leichtathlet hat man ja schon den Anspruch, halbwegs fit zu bleiben, und Rad fahren ist für mich die gelenkschonendere Alternative zum Laufen.“
Bestellen oder selbst kochen?
„Essen gehen. Es vermeidet kulinarischen Misserfolg und man trifft andere Menschen.“
Luxus ist für mich …
„Unbeschwerte Freizeit.“
Ich kann gut verzichten auf …?
„Nikotin. Erfreulicherweise hatte ich damit durch meine sportliche Vergangenheit niemals Berührungspunkte und habe dies bis heute beibehalten.“
Hierauf kann ich auf keinen Fall verzichten.
„Meine Familie und Freunde, die in allen Lebenslagen an meiner Seite sind.“
Ein Thema, wozu ich nie befragt wurde, aber viel zu sagen hätte.
„Die Abschaffung des SSV und WSV in unserer Branche.“
Der Anzug: Für Sie Notwendigkeit oder Passion?
„In der Mode sollte idealerweise nichts zwanghaft oder aus Notwendigkeit geschehen. Mode sollte Freude machen und Lust, sich mit ihr zu beschäftigen. Davon lebt unsere Branche schließlich. Insofern gilt für den Anzug – und das muss ich an der Stelle einfach sagen – natürlich auch für das Hemd: Passion!“
Das hätte ich mir vor 20 Jahren auch nicht so vorgestellt.
„Offen gesagt hätte ich mir den aktuellen Zustand unserer Branche vor 20 Jahren absolut nicht vorstellen können. Dazu gehören insbesondere die zahlreichen Insolvenzen namhafter Firmen oder besser Ikonen, auf Industrie- und Handelsseite, die wahrscheinlich keiner in diesem Ausmaß vorhergesehen hat. Auch dass es für unser Segment in Deutschland heute keine Messeplattform mehr gibt, hätte wohl kaum einer gedacht.“
Das kann ich mir für die Zeit in 20 Jahren ganz gut vorstellen.
„An der Nordsee mit meinem Hund stundenlang zu laufen.“
Mein aktueller Lieblingsort ist …
„Sylt.“
Was würde der 18-jährige Dirk B. Heper über den Dirk B. Heper von heute denken?
„Natürlich hoffe ich, dass der denken würde: Ganz guter Typ und steht noch halbwegs vernünftig da! Mit Blick auf meine bisherige Laufbahn würde ein 18-Jähriger wahrscheinlich ein deutliches Ungleichgewicht zwischen Job und Freizeit ausmachen und dieses kritisch hinterfragen. Das ist OK, aber ich habe fast alles, was ich jobmäßig getan habe oder tun musste, mit wenigen Ausnahmen furchtbar gerne und mit Leidenschaft gemacht. Jemand, der noch am Anfang steht, würde sich an manchen Stellen auf dem langen Weg durch die Branche sicher auch fragen, warum der ältere Dirk das eine oder andere so entschieden, getan oder gelassen hat. Manche scheinbar unüberwindbare Klippe war am Ende mit viel Fleiß, Mut und der nötigen Konsequenz vielleicht doch auch ein wesentlicher Schritt zum Erfolg. Ich hoffe, dass ein junger Mensch sich dann in meinen Erfahrungen wiederfindet. Wichtig sind auf diesem Weg Sorgfältigkeit und Achtsamkeit in der Auswahl derer, denen du vertraust.“
Ihre musikalischen, modischen und literarischen Never-go-Withouts?
„Ich mag Musik und bin musikalisch nicht festgelegt. Das heißt, ich schätze ein klassisches Konzert in der Elbphilharmonie genauso wie den Mix aus aktuellen Charts bis hin zu Klassikern meiner Sturm- und Drangzeit auf der Playlist im iPhone, wenn ich unterwegs bin. Modisch wird mich das Hemd und alles, was ich damit in den vielen Jahren erlebt habe, sicher mein ganzes Leben lang begleiten. Es wird sich konsequent und zeitgemäß weiterentwickeln (müssen) – das habe ich übrigens schon vor COVID gesagt. Dann wird es auch ein Must-have für die Menswear bleiben. Mein Buch für die einsame Insel ist „Die 7 Wege zur Effektivität“ von Stephen R. Covey. Das sollte jeder mal gelesen haben.“