Modern Retro ist das Schlagwort

TOM RIPLEY

Die neue Kollektion ist stärker von den USA inspiriert. alle Bilder ©TOM RIPLEY

Autor: Markus Oess
Nach der Sommerpremiere auf der Pitti geht Wolfgang Müller mit einer noch modischeren Kollektion in die nächste Orderrunde. Die Mode ist stärker US-inspiriert und spielt noch offensichtlicher auf die Romanfigur an, nach der die Marke TOM RIPLEY benannt ist. Müller erhofft sich von der Winterausgabe weitere Wachstumsimpulse. Gezeigt wird erneut in Florenz.

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„Wir fokussieren uns auf die DACH-Region, strecken aber unsere Fühler auf der Pitti in Richtung anderer Länder wie zum Beispiel Skandinavien aus.“ Wolfgang Müller, Geschäftsführer hajo POLO & SPORTSWEAR

„Wir kehren mit dem Berliner Stand auf die Pitti zurück, er ist zwar etwas kleiner als in Berlin, aber wir haben ihn aufgepeppt und der Stand kommt dadurch wertiger rüber. Meine Einladung gilt allen Händlern auf der Pitti: Besuchen Sie uns im Rondino/1, es gibt eine Menge zu sehen!“, sagt Wolfgang Müller, Chef der Premium-Strickmarke TOM RIPLEY, gegenüber FT. Florenz ist für den Firmeninhaber fürs Erste gesetzt und Müller erhofft sich von den künftigen Ausgaben noch mehr: „Der Sommer war eine sehr gute Pitti-Premiere für uns. Jetzt, in der für uns stärkeren und wichtigeren Wintersaison erwarten wir uns eine noch bessere Resonanz als bisher schon. Die Pitti ist die internationale Plattform für uns. Ich rechne auch mit einer hohen Anzahl deutscher Einkäufer. Es gibt ja keine deutsche Messe mehr. Wir fokussieren uns auf die DACH-Region, strecken aber unsere Fühler auf der Pitti in Richtung anderer Länder wie zum Beispiel Skandinavien aus. Im Sommer konnten wir sogar einen Testauftrag mit einem koreanischen Händler für vier seiner 80 Filialen abschließen.“

Die Kollektion verneigt sich vor Frank Sinatra, Dean Martin und James Dean, alle Stilikonen ihrer Zeit: elegant und schick, sportlich und elitär, aber auch rebellisch und cool, 50er Jahre. Die Fifties verbanden Tradition mit Moderne und vereinten Klassik mit Individualität. Die Trends waren damals nicht so kurzlebig wie heute. Die Menschen trugen ihre Kleidung länger, konnten sie aber vielseitiger kombinieren. Mode war Ausdruck von Persönlichkeit und Stil. TOM RIPLEY greift stilistisch diese Ära auf und interpretiert sie mit modernen Elementen zeitgemäß in die Gegenwart. „Wir haben den Modegrad noch einmal erhöht, haben noch mehr Farbe ins Programm genommen und uns stärker von den USA inspirieren lassen, um unsere DNA, ‚THE ITALIAN WAY OF AMERICANO‘, noch konsequenter herauszuarbeiten. ‚Modern Retro‘ ist das Schlagwort dazu. Das hatte uns der Markt, also Händler und Agenturen so gespiegelt. Jetzt sind mehr Hoodies im Programm. Ebenso haben wir neu interpretierte Collegejacken aufgenommen. Generell arbeiten wir stärker mit Schriften und spielen auch mit der Unterschrift auf die Romanfigur an. Tom war ja auch Urkundenfälscher“, führt Müller weiter aus.

Fokus auf Innovation 

Der Fokus liegt in dieser Wintersaison auf Strick mit , sowohl im Styling als auch in den Qualitäten. Die Materialien bewegen sich von leichtem Baumwoll-Crêpe für Modelle, die sich für Layerings gut eignen, bis hin zu Mako-Cotton-Chenille und -Bouclé. Die Wiederentdeckung klassischer Strickwaren kommt dem Markenverständnis entgegen. Für die Wattierung einer Hybrid Knit Jacket verwenden TOM RIPLEY eine wärmeisolierende Faser der Mailänder Firma Thermore®, die nachhaltig aus recycelten PET-Flaschen hergestellt wird. Neu ist recycelter Kaschmir: Second Life Cashmere. Die alten Textilien werden in den USA gesammelt und nach Italien gebracht. Dort werden sie händisch nach Farbe sortiert und unter Zugabe von 5 Prozent neuer Kaschmirwolle weiterverarbeitet. „Generell haben wir das Kaschmirangebot ausgeweitet, um die Kollektion qualitativ aufzuwerten und noch mehr hinsichtlich der Nachhaltigkeit von TOM RIPLEY zu unternehmen“, sagt Müller. Weiterhin ist Frottee im Programm. „Wir haben einen Hybrid-Strick-Hoodie als modisches Highlight entwickelt. Ich möchte vor allem betonen, dass es sehr wichtig war für uns, trotz der Premiumqualität mit einem fast schon aggressiven Preis-Leistungs-Verhältnis aufzuschlagen. Auch beim Premiumkäufer wachsen die Bäume nicht in den Himmel, ist die Inflation und damit eine gewisse Preissensibilität angekommen. Wer TOM RIPLEY kauft, bekommt etwas für sein Geld. So haben wir eine Thermojacke im Programm. VK 299 Euro. Da geht es bei italienischen Mitbewerbern schon eher auf die 400 Euro. Die Preisrange von TOM RIPLEY bewegt sich zwischen 98 und 359 Euro im VK bei einer Spanne von 2,7“, sagt Müller. Die Mode und das Programm haben einen gewissen Reifegrad erlangt und bieten eine absolut wettbewerbsfähige Sortimentstiefe. „Modisch ist TOM RIPLEY gewissermaßen jetzt ausformuliert und auch in der modischen Spitze haben wir einen klaren Auftritt“, erklärt Müller dazu.

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Plan mit Plus

Im Handel werden Marke und Unternehmen positiv bewertet. Thomas Wartner von stulz, Waldshut-Tiengen etwa will das Limit tendenziell eher erhöhen. Die Marke verkaufe sich gut und böte in ihrem Segment ein ziemlich starkes Preis-Leistungs-Verhältnis. „Modisch lässt sich eine klare Entwicklung ablesen. TOM RIPLEY bietet sehr viel fürs Geld und ist damit absolut wettbewerbsfähig, vor allem gegenüber der italienischen Konkurrenz. Wolfgang Müller und das gesamte Team gehen sehr partnerschaftlich mit den Händlern um. Sie hören zu und handeln dann auch“, sagt Wartner. Auch Dieter Gold von intenzione, Hallstadt bewertet Marke und Unternehmen positiv. Gold ist in diesem Herbst mit TOM RIPLEY gestartet als Nische, um seinen Kunden etwas Neues zu bieten und sich im Wettbewerb damit abzuheben. Intenzione bewegt sich im hochwertigen Segment und führt Marken wie Armani, Ralph Lauren oder BOSS und DRYKORN. Viel Mode also.

„Für das Jahr 2024 rechne ich mir ein Plus von gut 20 Prozent aus.“ Johannes Deckert, Vertriebschef Tom Ripley

„TOM RIPLEY hat mich überzeugt. Die Kollektion verkauft sich vom Start weg gut ab. Die Kunden mögen die Marke und Preis/Leistung stimmen. Die Marke ist nicht High Fashion und könnte noch etwas spitzer werden. Aber sie spielt modisch gut mit. Service und Nachversorgung funktionieren reibungslos. Als ‚Newcomer‘ einer Marke bin ich immer etwas zurückhaltender. Ich habe das gleiche Budget für die Order wie beim letzten Mal. Wir sind schon lange am Markt. Ich lasse mich aber überraschen, wird die Kollektion noch spitzer, könnte es auch mehr werden“, sagt Gold.

TOM RIPLEY kommt mit einem Umsatzplus von gut 10 Prozent aus dem Jahr. Das sei nicht schlecht, aber trotzdem weniger als gedacht, weil der Nachzug generell schwächer ausfiel im Markt als erwartet, erklärt Müller. Dennoch rechnet Vertriebschef Johannes Deckert für die anstehende Winterorder und auch für das kommende Jahr mit weiteren Zuwächsen: „Wir werden im kommenden Winter zweistellig wachsen können. Für das Jahr 2024 rechne ich mir ein Plus von gut 20 Prozent aus. Dies allein schon deswegen, weil wir mit Torsten Müller, Düsseldorf, eine starke Vertriebsagentur für NRW und Norddeutschland gewinnen konnten. Auch von Österreich, wo wir seit vergangenem Jahr mit einer neuen Agentur, Hinterberger arbeiten, erwarte ich zusätzliche Wachstumsimpulse. Die Agentur hat die richtigen Kontakte für eine selektive Ansprache.“ Der Onlineshop legt seit der Scharfschaltung vor zweieinhalb Jahren beständig zu. „Wir haben viele treue Endkunden, die bei uns auch mal drei oder fünf Teile bestellen“, sagt Deckert. Das Management hält an dem Ziel fest, mittelfristig 100 bis 150 Händler in Deutschland zu beliefern. Derzeit beliefert TOM RIPLEY etwa 60 Läden.