Von den Socken

UYN

Mit der jungen Performance-Marke UYN ist Firmenchef Marco Redini selbst ins Markengeschäft eingestiegen. Er propagiert den Dreiklang Funktion + Bio + Nachhaltigkeit. alle Bilder ©FT

Autor: Markus Oess
Mit der Produktion von Damensocken hat der italienische Produzent Trerè Innovation angefangen. Später sattelte das Unternehmen auf Outdoor- und Sportartikel um. Mit der jungen Performance-Marke UYN ist Firmenchef Marco Redini selbst ins Markengeschäft eingestiegen. Er propagiert den Dreiklang Funktion + Bio + Nachhaltigkeit. Markenkern ist die hohe Innovationskraft. In Deutschland will Redini jetzt schnell ein Netz mit wenigstens 30 Filialen hochziehen.

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Firmenchef Marco Redini will sich mit Innovationen von der Konkurrenz absetzen.

Das, was das Unternehmen auszeichnet, trägt es nicht zufällig im Namen. Natürlich nicht: Innovationen. Die Anfänge des italienischen Produzenten Trerè Innovation reichen bis 1950 zurück, lange bevor der heutige CEO Marco Redini 1980 ins Familienunternehmen eintrat. Damals produzierte man noch Damenstrümpfe. Später dann kam der Einstieg in Outdoor und Sport. Und schon bei der ersten Begegnung ist klar: Redini brennt für seine Firma. Seine Kunden spielen schon in der Premier League: PRADA oder DIOR etwa, Jack Wolfskin und REPLAY, aber auch Namen wie C&A oder Tchibo finden sich darunter. Die wollen sicher nicht immer mit High Performance selbst punkten, aber mit dem Anspruch, das Beste ihrer Produkt- und Markenwelt zu verkaufen. Und Redini liefert. Überdies produziert und vertreibt er unter Lizenz beispielsweise Socken und Unterwäsche unter REPLAY. Das Unternehmen ist damit groß geworden – und erfolgreich. Die Gruppe, zu deren Tochterunternehmen auch die Fahrradmarke TITICI gehört, peile in diesem Jahr die 100-Millionen-Euro-Marke an, sagt Redini gegenüber FT. Das ist ein Umsatzplus von etwas mehr als 10 Prozent. Bemerkenswert. Produziert wird in Italien, den USA und in Bosnien.

Die Sportmarke UYN startete 2016.

Redini will mehr und hat 2016 seine eigene Sportmarke gegründet. UYN (ausgesprochen You Win, steht das Kürzel für Unleash Your Nature) und bedient Sportarten wie Running, Ski, Hiking oder Cycling. Eigentlich war der Plan, direkt loszulaufen, aber die Pandemie hatte die Wachstumspläne ausgebremst. Der Start fiel dadurch entsprechend verhaltener aus. Trotzdem ist die Marke inzwischen in 23 Ländern unterwegs, auch in Deutschland. Spitzensportler wie Andrew Howe, der mit 8,47 Metern den italienischen Rekord im Weitsprung hält, aber auch solche, die es extremer lieben, wie Omar Di Felice, der mit seinem Fahrrad eine Höllentour zum Südpol schaffen will, sind inzwischen Markenbotschafter. Auch der Extremsportler und Begründer des Freerunnings Sébastien Foucan ist mit von der Partie. Die Marke ist nun in 23 Ländern präsent. Redini setzt dabei lieber auf den eigenen Vertrieb als auf externe Agenturen.

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Sportprominenz: Schaulauf für die Marke.

Hierzulande mache UYN inzwischen rund 7 Millionen Euro Umsatz, sagt Redini. Zu den Kunden gehören zum Beispiel SPORT 2000 oder auch dodenhof. Geht es nach dem Firmenchef, soll der Umsatz bald deutlich anziehen. Mittelfristig will er ein Vertriebsnetz mit rund 30 eigenen Shops aufbauen, um die Marke und deren Leistungsspektrum in seiner vollen Breite präsentieren zu können. „Wir müssen Gas geben und die Markenwelt von UYN richtig bekannt machen und auch nachzeichnen“, betont Redini gegenüber FT. Er spielt damit auch auf die Problematik an, dass im Handel gerade jetzt wenig Bereitschaft vorherrscht, eine neue Marke breit zu zeigen und zu investieren. „UYN ist erklärungsbedürftig. Aber wir haben etwas zu erzählen“, sagt Redini und betont den Dreiklang der Marke: Funktion + Bio + Nachhaltigkeit. Preislich ist UYN weiter oben im Spektrum angesiedelt. So kosten Urban-Trail-Schuhe zwischen 159 und 229 Euro. Laufshirts liegen im VK zwischen 39 Euro bis über 100 Euro. Fahrradschuhe beginnen bei 299 Euro. Dafür setzt Redini auf umweltschonende Produktion und natürliche Materialien wie Wolle, Mais oder Kapok. In Kürze will UYN eine lebenslange Garantie für seine Produkte ausloben, die Ware kann zur Reparatur oder zu Recyclingzwecken eingeschickt werden. Die Spanne für den Händler liegt bei etwa 55 Prozent netto. Dazu kommen noch die üblichen Konditionen. Konzessionsmodelle lehnt Redini ab. Aktuell gibt es einen Store im Outletcenter in Zweibrücken. Im November eröffnet ein weiterer Store in der Kölner Innenstadt. Für Berlin, Wolfsburg und Nürnberg sind die Planungen ebenfalls schon durch.

Luxus mit Funktion

Der Markenkern ist Innovation, etwa Schuhe, die aus drei Komponenten gefertigt werden, und aus der Strumpfproduktion heraus entwickelte oder sensorgesteuerte Thermojacken. Daher hat UYN ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum am Firmensitz in Asola in Italien eröffnet, wo sich bereits die Produktion und das Design befinden. Das Forschungslabor genügt wissenschaftlichen Ansprüchen und auch die Kooperation mit den Hochschulen wird intensiviert, etwa über ein Stipendium und Forschungsaufträge. AREAS steht für Academy for Research and Engineering in Apparel and Sport. Der Neubau befindet sich direkt gegenüber vom Headquarter und verfügt über rund 500 Quadratmeter Fläche, die sich auf zwei Etagen verteilen. Im Gebäude sind ein Forschungs- und Entwicklungslabor untergebracht. So können die neuesten Innovationen des Unternehmens auf die verschiedensten Eigenschaften und Muss-Kriterien wie Farbechtheit oder Hautunverträglichkeit getestet werden. Daneben wurden Kapazitäten geschaffen, die Sport- und Funktionskleidung einem ungeschminkten Praxistest zu unterziehen. Dazu zählen Laufbänder, die einen Gebirgslauf simulieren, oder eine Kältekammer, die auf deutlich zweistellige Minustemperaturen herunterkühlt und mit der Wärmekamera festhält, wie gut die Isolierung unter schwersten Bedingungen funktioniert – oder eben nicht – und wo Nachbesserungsbedarf besteht. Dem Zufall überlässt Firmenchef Redini nichts

Rundgang

Anmerkung der Redaktion: Die Reise nach Asola erfolgte auf Einladung von UYN.